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GONE Hunger

GONE Hunger

Titel: GONE Hunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Biester zogen einen Kreis am Himmel, bevor sie fünfzig Meter von ihm entfernt wieder in den Ozean abtauchten und verschwanden.
    Bis zum Strand war es nicht weit. Er musste nur hinschwimmen. Bevor die Fledermäuse zurückkehrten.
    »Jetzt nur nicht wütend werden«, murmelte Duck zähneklappernd. »Bloß nicht wieder sinken.«

Neun
    82 Stunden, 38 Minuten
    Es war früh am Morgen. Auf der Plaza standen zwei Busse bereit. Edilio saß herzhaft gähnend hinter dem Steuer des einen, Ellen, die Feuerwehrchefin, würde den anderen fahren. Sie war ein kleines, dunkelhaariges und sehr ernstes Mädchen. Sam hatte sie noch nie lächeln gesehen, wusste aber, dass er sich voll und ganz auf sie verlassen konnte. Zudem war sie eine gute Fahrerin.
    Bis jetzt saß gerade einmal eine Handvoll Leute in den Bussen.
    Astrid war mit dem kleinen Pete gekommen, wahrscheinlich wollte sie ihm Mut machen.
    »Ein Bus hätte auch gereicht«, brummte Sam.
    »Wahrscheinlich hätte sogar ein Minivan gereicht«, stimmte Astrid ihm zu.
    »Was ist los mit den Leuten?«, fragte Sam verärgert. »Ich hab gesagt, wir brauchen hundert Leute. Und wie viele sind gekommen? Dreizehn? Vielleicht fünfzehn.«
    »Sie sind bloß Kinder.«
    »Wir sind alle bloß Kinder. Und demnächst am Verhungern.«
    »Sie sind es gewohnt, von den Erwachsenen gesagt zu bekommen, wo’s langgeht. Du musst direkter werden. Im Stil von: Hey, mach dich sofort an die Arbeit, sons t …«
    »Sonst was?«
    »Sons t … keine Ahnung. Schließlich können wir niemanden verhungern lassen. Ich weiß nur, dass du von Kindern nicht erwarten kannst, dass sie automatisch das Richtige tun.«
    »Was soll ich denn machen? Dreihundert Kids, die auf siebzig oder achtzig Häuser verteilt sind, verbieten DVDs zu schauen? Ihre iPods kassieren?«
    »Für dreihundert Kinder den Daddy zu spielen, ist nicht leicht«, gab Astrid zu.
    »Ich bin nicht ihr Daddy!«, erwiderte Sam sauer. Er hatte seit Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen, auch die letzte nicht, und war entsprechender Laune. »Mann, ich bin hier der Bürgermeister, nicht der Vater.«
    »Sie kennen den Unterschied nicht. Sie brauchen Eltern. Deshalb richten sie sich nach dir. Und nach Mary. Bis zu einem gewissen Grad auch nach mir.«
    In diesem Moment beschloss der kleine Pete, sich in die Luft zu erheben. Bloß einen halben Meter. Dort schwebte er mit ausgestreckten Armen.
    Sam traute seinen Augen nicht.
    »Was zu m …?«
    Er starrte ihn an und vergaß die leeren Busse.
    Pete hing in der Luft. Sein ständiger Begleiter, der Gameboy, war zu Boden gefallen. Und vor ihm, keine drei Meter von ihm entfernt, nahm etwas Gestalt an.
    Es war nicht größer als der kleine Pete, leuchtend rot mit einem Goldband um den kugelrunden Bauch und einem Puppengesicht mit Knopfaugen.
    »Nestor!«, stieß Pete glücklich hervor.
    Sam erkannte das Ding. Es war die russische Matroschkapuppe, die normalerweise auf Petes Kommode stand. Sie bestand aus identisch aussehenden, verschieden großen Schachtelpuppen aus dünnem Holz, von denen eine in die andere passte. Sam wusste nicht, wie viele es insgesamt waren. Als er Astrid einmal darauf angesprochen hatte, erzählte sie ihm, die Puppe sei ein Souvenir aus Moskau, ein Onkel habe sie mitgebracht.
    Eigentlich hätte Astrid sie bekommen sollen, aber der kleine Pete hatte sie sofort ins Herz geschlossen, ihr sogar einen Namen gegeben: Nestor. Und da Pete mit Spielsachen so gut wie nie etwas anfangen konnte, hatte Astrid sie ihm überlassen.
    »Nestor«, wiederholte der kleine Pete. Doch jetzt klang er beunruhigt und unsicher.
    Während Sam völlig gebannt zusah, veränderte sich die Puppe. Ihre glatte, lackierte Oberfläche schlug winzige Wellen, die Farben flossen ineinander und bildeten neue Muster. Das aufgemalte, gespenstisch lächelnde Gesicht wurde bedrohlich.
    An den Seiten wuchsen Arme. Zunächst sahen sie aus wie dünne Zweige, wurden aber immer dicker und fleischiger und bekamen Krallen.
    Das Lächeln im Gesicht der Puppe machte einem aufgerissenen Mund mit messerscharfen Zähnen Platz.
    Der kleine Pete streckte seine Hände nach der Erscheinung aus. Sie glitten darüber und schoben sie, ohne sie richtig zu berühren, zur Seite. »Keine Arme«, sagte er.
    Die Arme der Puppe schrumpften zusammen und lösten sich in Luft auf.
    »Petey, hör auf damit!«, rief Astrid.
    »Was ist das?«, drängte Sam sie. »Was bedeutet das?«
    Astrid antwortete ihm nicht. »Petey, Fensterplatz. Fensterplatz.« Das war das

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