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GONE Hunger

GONE Hunger

Titel: GONE Hunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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noch gar nicht da. Sie ist erst am nächsten Morgen angekommen. Ich hatte sie im Traum ihres Mannes gesehen. Da ist es mir dann klar geworden.«
    »Wie gut kannst du ein Geheimnis für dich behalten?« Diana stellte die Frage bewusst beiläufig, blickte Orsay dabei aber eindringlich an. Hoffentlich begriff das Mädchen, in welcher Gefahr es schwebte.
    Orsay blinzelte. Sie wollte etwas erwidern, hielt aber inne. Schließlich antwortete sie: »Ich habe noch nie jemandem erzählt, was ich gesehen habe.«
    »Interessante Frage, Diana«, sagte Caine.
    Diana zuckte die Achseln. »Ein guter Spitzel muss den Mund halten können.«
    Als Caine sie immer noch fragend ansah, fügte sie rasch hinzu: »Ich dachte, du hättest dir das auch schon überlegt. Wir haben die Wanze. Er kann sich unbemerkt anschleichen und Gespräche belauschen. Aber Orsay kann Träume sehen.« Weil Caines Miene skeptisch blieb, sagte sie: »Ich frage mich, was Sam wohl träumt.«
    »Wie nah musst du sein, um die Träume eines Menschen sehen zu können?«, hakte Caine nach.
    Orsay schlotterte vor Angst. »Vielleicht sechzig Meter«, stieß sie zähneklappernd hervor.
    »Die Hütte von Mose«, sagte Diana. »Sie ist doppelt so weit vom Schulgebäude entfernt.«
    Caine musterte das Mädchen. »Wir werden dich einsetzen. Das dürfen wir doch, oder? Du wirst alles tun, was ich von dir verlange, stimmt’s?«
    Orsay nickte eifrig.
    »Gut. Denn sollte ich jemals an dir zweifeln, Orsay, gehörst du Drake.«
    Lana tätschelte den struppigen Nacken ihres Hundes. »Bist du so weit?«
    Patrick antwortete mit einem leisen Winseln und wedelte mit dem Schwanz.
    Sie nahm ihren iPod, stöpselte die Kopfhörer ein und wählte die Wiedergabeliste Jogging . Wegen des Hungers hatte sie das Laufen schon vor einiger Zeit aufgegeben. Stattdessen ging sie. Und sie ging auch nicht mehr so weit, wie sie früher gelaufen war.
    Vor der FAYZ hatte Lana überhaupt keinen Sport getrieben. Aber wie so vieles hatte sich auch das geändert. Ein Marsch durch die Wüste, bei dem sie keine Ahnung gehabt hatte, wo sie sich befand, und fast verdurstet wäre, und ihre Gefangenschaft bei den Kojoten, die sie eine Nacht lang bis zur völligen Erschöpfung vor sich hergejagt hatten, waren Motivation genug gewesen, sich fortan fit zu halten.
    Am Anfang hatte sie es gerne still. Sie mochte das kaum hörbare Geräusch ihrer Schuhsohlen auf dem dicken Teppichboden des Hotels und gleich darauf das angenehme Tapsen ihrer Schritte auf dem Asphalt.
    Ihre Route begann am Hoteleingang. Von dort schlug sie den Weg zum Strand ein, ging quer durch die Stadt zur Schnellstraße, wobei sie einen großen Bogen um die Plaza machte, und kehrte auf der Straße zum Clifftop zurück. Außer wenn sie der Hunger zu sehr schwächte. Dann kürzte sie den Rückweg ab.
    Ihr war bewusst, dass sie auf ihre Kalorien achten musste und sich nicht unnötig verausgaben durfte. Aber auf die Bewegung zu verzichten und stattdessen den ganzen Tag im Hotel zu bleiben und im Bett zu liegen, wäre einer Kapitulation gleichgekommen. Sie hatte nicht aufgegeben, als sie in der Wüste im Sterben lag, und sie hatte sich weder Pack Leader noch der Dunkelheit ergeben.
    Ich ergebe mich nicht, sagte sie sich.
    Komm zu mir. Ich brauche dich.
    Als die Einfahrt zum Clifftop hinter ihr lag und sie der Straße zum Strand hinunter folgte, drückte sie auf den Touchscreen ihres iPods und füllte ihre Ohren mit dem Sound von Death Cab for Cutie.
    In ihrem Kopf hörte sie aber immer noch die andere Stimme, sie schien den Song wie ein Flüstern im Hintergrund zu begleiten.
    Komm zu mir.
    Lana biss sich auf die Lippe und drehte die Musik lauter. Sie würde die Stimme einfach ignorieren.
    Als sie die Stadt erreichte, wandte sie sich vom Ufer ab und bog in eine der Seitenstraßen. Vielleicht sollte sie ihre Route ab und zu ändern. Dann fiele es den anderen noch schwerer, sie aufzuspüren.
    Wichtig war nur, dass sie den Weg zurück fand: zurück zum Hügel und hinauf zum Clifftop, zurück zur milchig weißen Barriere.
    Es war wie ein innerer Zwang, die Wand jeden Tag aus der Nähe zu betrachten. Als pilgerte sie zu einem Mahnmal, das sie an das Hier und Jetzt erinnerte. Daran, dass von der Person, die sie früher gewesen war, nichts mehr übrig war. Sie war eine andere geworden. Eine Gefangene dieser Stadt und dieses Lebens.
    Komm zu mir. Ich brauche dich.
    »Das ist nicht echt!«, rief sie laut.
    Aber es war echt. Lana kannte die Stimme. Und wusste, wo sie

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