GONE Hunger
über dich lustig gemacht. Es ist nu r … ich meine, du scheinst der Einzige zu sein, der einen Plan hat.«
Albert wurde rot. »Na ja, Sam und Astrid arbeiten Tag und Nacht.«
»Ja, aber du blickst in die Zukunft. Du denkst darüber nach, wie wir es schaffen könnten.«
Albert nickte.
»Das finde ich gut, Mann!«, sagte Lana. »Also bis dann.« Sie stöpselte ihre Kopfhörer wieder ein und ging weiter. Nach ein paar Schritten hielt sie an. Sie drehte sich um und nahm die Ohrstöpsel heraus. »Hey, Albert. Die Sache mit dem Geld.«
»Ja?«
»Mit Gold müsste es auch klappen, oder? Ich meine als Zahlungsmittel.«
Albert sah sie scharf an. »Vielleicht sollten wir uns mal treffen und darüber reden.«
»Ja, in Ordnung«, erwiderte Lana.
»Heute Abend im Club?«
»Wo?«
Albert grinste. Er zog einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn ihr.
Lana warf einen Blick darauf, dann sah sie ihn an. Sie lachte und gab ihm den Zettel zurück. »Ich werd da sein.«
Elf
70 Stunden, 11 Minuten
»Mary braucht mehr Helfer«, berichtete Astrid.
»Okay, genehmigt.«
»Uns gehen bald die Medikamente für Kinder aus. Dahra möchte ihnen Erwachsenenpillen geben, die halbe Dosis.«
Sam lehnte sich in dem viel zu großen Ledersessel zurück. »In Ordnung. Ich meine, was weiß ic h … genehmigt.« Er nahm einen Schluck aus der mit Leitungswasser gefüllten Mineralwasserflasche. Auf der Ablage, wo einst die Familienfotos des Bürgermeisters gestanden hatten, stapelten sich die Teller vom Abendesse n – sie hatten selbst gemachte Kichererbsensuppe gegessen, eine verbrannt riechende Pampe, und dazu jeder einen viertel Kohlkopf. Dennoch war es für Sam die beste Mahlzeit seit Langem gewesen. Der frische Kohl hatte erstaunlich gut geschmeckt.
Die Teller waren bis auf ein paar Schlieren blank geputzt. Die Zeiten, in denen die Kids nicht alles aufgegessen hatten, waren vorbei.
Astrid blies die Backen auf und seufzte. »Die Kids wollen wissen, warum Lana nie da ist, wenn sie sie brauchen.«
»Lana kümmert sich um die schweren Verletzungen. Ich kann nicht von ihr verlangen, dass sie rund um die Uhr auf der Matte steht und jeden Kratzer heilt.«
Astrid sah in der Liste auf ihrem Laptop nach. »Da hat sich jemand die Zehe ›angehaut‹.«
»Steht noch viel auf der Liste?«
»Noch dreihundertfünf Punkte.« Als die Farbe aus Sams Gesicht wich, beruhigte sie ihn: »Es sind nur zweiunddreißig. Hey, du kannst froh sein, dass es in Wirklichkeit keine dreihundert sind.«
»Das ist doch verrückt«, murmelte Sam.
»Also weiter: Die Judsons und die McHanrahans streiten sich wegen eines Hundes, um den sie sich gemeinsam kümmern. Aber die Judsons nennen in Sweetie und die McHanrahans bestehen auf Bobo.«
»Das darf ja wohl nicht wahr sein!«
»Oh doch.«
»Was ist das eigentlich für ein Lärm?«
»Keine Ahnung.« Astrid zuckte die Achseln. »Da hört jemand laut Musik.«
»So geht das nicht, Astrid.«
»Was? Die Musik?«
»Nein, das hier. Dass ich jeden Tag über hundert idiotische Fragen nachdenken muss.«
»Es sind doch bloß Kinder«, wandte Astrid ein.
»Manche von ihnen entwickeln Kräfte, die mir Angst machen«, brummte Sam. »Aber sie können nicht mal selbst entscheiden, wer welches Handtuch verwenden darf.«
»Nein, das können sie nicht. Dazu brauchen sie ihre Eltern. Und weil die nicht mehr da sind, wenden sie sich an dich.«
Gewöhnlich ließ Sam die tägliche Dosis Unsinn einigermaßen gelassen über sich ergehen. Doch an diesem Abend fand er sie unerträglich. Gestern hatte er Ease verloren. An diesem Morgen war so gut wie niemand zur Arbeit erschienen. Edilio war gezwungen gewesen, die Kids einzufangen und ihnen zwei Stunden Zwangsarbeit aufzubrummen. Und selbst dann war die Melonenernte so jämmerlich ausgefallen, dass sie kaum für die Kita reichte. Zur Krönung wollte ihm Duck auch noch weismachen, er sei durch die Erde in einen radioaktiven Tunnel voller Wasserfledermäuse gefallen.
Orc war der Einzige, der wirklich etwas geschafft hatte. Er hatte ein paar Hundert Kohlköpfe gepflückt, bevor ihn die Würmer beinahe umgebracht hätten.
»Was soll der Krach?«, fragte Sam zornig. Er stampfte zum Fenster und riss es auf. Von draußen dröhnte das Wummern eines Basses herein.
Auf der Plaza herrschte bis auf die Lichter der Straßenlampen und eine durch das Schaufenster des McDonald’s blinkende Discokugel Dunkelheit.
Astrid stellte sich neben Sam. »Feiert Albert eine Party?«
Sam erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher