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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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steuerte und die Schaufel senkte. Sie bohrte sich in den Rasen und förderte eine Ladung Erde zutage.
    »Er will einen Gang untendurch graben!«, rief Quinn. Er flitzte los, sprang auf den Bagger und landete neben Edilio. Edilio machte einen Satz in die Luft, fiel dann aber mit einem Grinsen im Gesicht in den Sitz zurück.
    Er legte den Leerlauf ein. »Hey, Leute! Schätze, ihr habt das auch schon bemerkt.« Er deutete mit dem Daumen auf die Barriere. »Übrigens: Fasst sie lieber nicht an!«
    Sam nickte. »Ja. Wissen wir schon.«
    Edilio brachte den Motor wieder auf Touren und schaufelte noch drei Ladungen Erde aus dem Boden. Dann stieg er hinunter, nahm einen Spaten und brach die Schicht zwischen der Grube und der Barriere weg.
    Die Wand ging unter der Erde weiter.
    Edilio, Sam und Quinn arbeiteten jetzt zusammen; mit Spaten und Bagger hoben sie eine anderthalb Meter tiefe Grube aus. Die Barriere schien auch nach unten hin kein Ende zu nehmen.
    Sam wollte jedoch nicht aufgeben. Irgendwo musste sie ja aufhören. Er stieß inzwischen auf Felsen. Mit jedem Spatenstich beförderte er weniger Erde nach oben.
    »Wir brauchen einen Presslufthammer. Oder ein paar Spitzhacken. Dann könnten wir den Fels aufbrechen.« Erst als er keine Antwort erhielt, wurde ihm bewusst, dass er als Einziger noch weitergrub. Die anderen standen bloß da und sahen auf ihn herunter.
    »Ja, vielleicht«, sagte Edilio schließlich. Er bückte sich, um Sam aus der Grube zu helfen.
    »Wieso bist du eigentlich hier?«, wollte Quinn von Edilio wissen.
    Edilio seufzte und lehnte seinen Spaten an die Barriere. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ den Blick über das gepflegte Gelände schweifen.
    »Meine Mom arbeitet hier«, sagte er.
    Quinn setzte ein hämisches Grinsen auf. »Als, äh, Managerin?«
    »Nein, sie gehört zum Hauspersonal«, antwortete Edilio seelenruhig.
    »Ach ja? Und wo wohnst du?«, fragte Quinn weiter.
    Edilio zeigte zur Barriere. »Auf der anderen Seite. Ungefähr drei Kilometer die Schnellstraße runter. In einem Wohnwagen. Mit meinen Eltern und meinen beiden kleinen Brüdern. Sie hatten die Grippe, deshalb hat meine Mom sie nicht zur Schule geschickt. Alvaro, mein großer Bruder, ist in Afghanistan.«
    »Was? In der Armee?«
    »Spezialkommando.« Edilio wirkte sichtlich stolz. »Die Elite.«
    Er war zwar nicht groß, aber durch seine kerzengerade Haltung wirkte er auch nicht klein. Seine Hände waren gerötet und voller Schrammen. Sie schienen gar nicht zu seinem Körper zu passen. Er hatte sanfte dunkle Augen, in denen keine Furcht lag.
    »Das hier ist doch reine Zeitverschwendung. Die Leute auf der anderen Seite müssen längst wissen, was passiert ist«, sagte Quinn. »Es kann ja wohl nicht sein, dass sie nicht bemerkt haben, dass wir hinter dieser Wand sind.«
    »Ja und?«, fragte Sam.
    »Sie haben die bessere Ausrüstung, verstehst du? Sie können viel tiefer graben. Unter der Barriere hindurch. Oder um sie herum. Oder sie fliegen einfach obendrüber.«
    »Wir wissen nicht einmal, wie tief oder wie hoch die Barriere ist«, sagte Astrid. »Es sieht so aus, als würde sie in achtzig Metern Höhe aufhören, aber das kann ebenso gut eine optische Täuschung sein.«
    »Obendrüber, untendurch, um sie herum oder durch sie durch – es muss einen Weg geben«, meinte Edilio.
    »So wie damals, als deine Leute aus Mexiko über die Grenze kamen?«
    Sam und Astrid starrten Quinn schockiert an.
    Doch Edilio richtete sich nur noch gerader auf, und obwohl er um mindestens einen Kopf kleiner war als Quinn, schien er jetzt auf ihn herunterzuschauen.
    Seine Stimme blieb ruhig, als er ihm antwortete: »Meine Leute kommen aus Honduras. Sie mussten zuerst durch Guatemala und ganz Mexiko, bevor sie die Grenze erreichten. Meine Mom arbeitet als Hotelangestellte. Mein Vater ist Landarbeiter. Wir leben in einem Wohnwagen und fahren eine alte Kiste. Ich habe immer noch einen leichten Akzent, weil ich Spanisch gesprochen habe, bevor ich anfing, Englisch zu lernen. Noch Fragen?«
    »Hey, ich wollte mich nicht mit dir anlegen.«
    »Dann ist ja gut.«
    »Wir müssen los«, sagte Sam, dem die aufgeheizte Stimmung gar nicht gefiel. »Wir suchen Astrids kleinen Bruder. Er ist … jemand muss sich um ihn kümmern. Astrid glaubt, er könnte oben im Kraftwerk sein.«
    »Mein Vater arbeitet dort als Techniker«, fügte Astrid hinzu. »Es ist aber fast zwanzig Kilometer weit weg.«
    Sam zögerte, Edilio zu fragen, ob er sich ihnen anschließen

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