Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
sprang Pack Leader herbei und wies Nip zähnefletschend und knurrend zurecht, der sich dann winselnd auf den Rücken warf.
    Gegen die blitzschnellen Kojoten hatten selbst die flinksten Hasen und Eichhörnchen keine Chance.
    Pack Leader hatte Lana einen halb gefressenen und noch zuckenden Hasen vor die Füße geworfen. So hungrig war sie dann aber auch wieder nicht. Noch nicht.
    Sie war selbst erstaunt darüber, wie schnell sie sich mit einer Welt abgefunden hatte, in der es plötzlich eine gigantische Barriere gab. Es war auch völlig absurd, dass sie durch Handauflegen heilen konnte. Absolut lächerlich, dass sie sich mit einem Kojoten in ihrer eigenen Sprache unterhielt.
    Das war der reinste Wahnsinn.
    Die Welt war verrückt geworden.
    Sie selbst war verrückt geworden.
    Doch im Moment würde sie sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Jetzt ging es einfach nur ums Überleben.
    Die Kojoten waren die ganze Nacht gelaufen, ständig auf der Jagd und ohne Pause.
    Es waren erst zwölf Stunden vergangen, aber Lana kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Ich bin ein Mensch, dachte sie. Ich bin intelligenter als sie. Ich bin ihnen überlegen.
    Aber hier in der Wildnis, in der stockfinsteren Wüste, war sie den Tieren nicht überlegen.
    Um nicht völlig zu verzweifeln, sprach Lana mit Patrick oder ihrer Mutter. Auch das war verrückt.
    »Es geht mir echt gut hier, Mom«, sagte sie. »Ich nehme sogar ab. Muss an der Kojotendiät liegen. Iss nichts und renn die ganze Zeit.«
    Lana trat in ein Loch und spürte, wie sich ihr Knöchel verdrehte und brach. Es tat entsetzlich weh. Der Schmerz würde aber nur kurz anhalten. Viel schlimmer war die Erschöpfung und am allerschlimmsten ihre abgrundtiefe Verzweiflung.
    Pack Leader tauchte auf einem Felsen über ihr auf und blickte auf sie herunter.
    »Lauf schneller!«, befahl er.
    »Warum hältst du mich gefangen?«, fuhr sie ihn an. »Töte mich oder lass mich gehen!«
    »Nicht töten, sagt die Dunkelheit.«
    Lana fragte ihn nicht, was er mit der »Dunkelheit« meinte. Sie hatte ihre Stimme in der Tiefe der Goldmine gehört. Diese Stimme hatte sie in ihrem Innersten getroffen und in ihrer Seele eine Wunde hinterlassen, gegen die ihre Heilkräfte machtlos waren.
    »Ich halte euch doch nur auf«, schluchzte Lana. »Lass mich zurück! Wozu brauchst du mich überhaupt?«
    »Dunkelheit sagt: Du Lehrer. Pack Leader lernt.«
    »Was wollt ihr denn lernen?«, fragte sie unter Tränen. »Wovon redest du?«
    Pack Leader stürzte sich auf sie, warf sie auf den Rücken und stand jetzt über ihr. Die gefletschten Zähne berührten ihre Kehle. »Menschen töten lernen. Alle Rudel versammeln. Pack Leader Anführer von allen. Menschen totmachen.«
    »Alle Menschen töten? Wieso?«
    Aus seinem Maul lief Speichel. Ein langer Faden tropfte von seinen Lefzen auf ihre Wange. »Hasse Menschen. Menschen töten Kojoten.«
    Tiere kamen nicht von selbst auf die Idee, eine ganze Art auszurotten. Tiere dachten ans Fressen, ans Überleben und ans Fortpflanzen – falls sie überhaupt dachten.
    Diesen Gedanken musste ihm die in der Höhle lauernde Dunkelheit eingehaucht haben. Der Anführer der Kojoten war ihr Opfer und zugleich ihr Knecht. Doch offenbar vermochte sie Pack Leader nicht selbst beizubringen, wie er die Menschen erledigen konnte. Als Lana in der Goldmine aufgetaucht war, hatte die Dunkelheit beschlossen, sie genau dafür zu benutzen.
    Die Macht der Dunkelheit stieß also an Grenzen, egal wie grauenerregend und furchtbar sie sein mochte. Sie benötigte die Kojoten – und Lan a –, um ihren Willen in die Tat umzusetzen. Lana wusste jetzt, was sie tun musste.
    »Töte mich!«, forderte Lana ihn auf. Sie bog den Kopf nach hinten, damit er ihr noch leichter in den Hals beißen konnte. »Mach endlich!«
    Ein Biss und alles wäre vorbei. Sie würde die Wunde bluten lassen. Sie würde sich nicht selbst heilen. Sie würde einfach zulassen, dass ihr Leben aus ihr herausrann und im Wüstensand versickerte.
    In diesem Moment hätte Lana nicht einmal mehr sagen können, ob sie bluffte. Die Dunkelheit hatte eine Tür in ihr geöffnet, eine Kammer in ihrer Seele, die mindestens so schrecklich war wie die Dunkelheit selbst.
    »Mach schon!«, forderte sie den Kojoten noch einmal auf. »Töte mich!«
    Pack Leader zögerte. Er stieß ein ängstliches Wimmern aus. Er hatte noch nie mit einer Beute zu tun gehabt, die nicht um ihr Leben kämpfte.
    »Dunkelheit sagt, du Lehrer.«
    »In Ordnung«, erwiderte Lana. Ihr Kopf

Weitere Kostenlose Bücher