Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)
die alle groß und geräumig waren und holzgetäfelte Wände hatten. Ich hatte geglaubt, die ganze Schule bestehe nur aus dem ersten Gebäude. Ich bemühte mich, nicht die barbusigen Frauenstatuen anzustarren, deren Weißheit in den Mauernischen leuchtete. Sogar die Brustwarzen waren zu sehen. Auch das war etwas eindeutig Westliches. Wir kamen an einigen Klassenzimmern vorbei, und ich sah, dass die Schüler darin genau aussahen wie auf den Fotos.
Wir machten einen Spaziergang über den Campus, und ich schnappte nach Luft. Die Umgebung machte mich vollkommen sprachlos. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass es in New York einen solchen Ort gab. Die junge Frau zeigte mir die Tennisplätze und das Footballfeld, als sei es das Normalste der Welt, Zugang zu derartigen Dingen zu haben. Überall sprossen die Blätter an den Bäumen. Ich hatte noch nie so viele Bäume auf einmal gesehen, aber am meisten beeindruckte mich die weitläufige Offenheit. Weder die Industriebrachen in unserem Viertel noch der eingezäunte Flecken Asphalt vor der Schule, ja nicht einmal Annettes hübscher kleiner Garten hatte dieses Gefühl vermittelt. Ich wusste nicht viel, aber ich wusste, dass dieser Ort etwas Besonderes war.
6
A ls wir zurück in Dr. Westons Büro kamen, telefonierte sie gerade. Sie entschuldigte sich bei ihrem Gesprächspartner, legte auf und bedeutete mir, mich wieder zu setzen.
»Was hältst du von der Schule?«, fragte sie.
Ich musste kurz nachdenken. »Sie ist ruhig.«
»Natürlich ist sie ruhig.« Sie sah ein wenig verärgert aus, und ich wusste, dass ich etwas Falsches gesagt hatte. »Nur so können unsere Schüler derart speckuläre kadeemsche Ergebnisse erzielen. Hast du die Preise gesehen, die wir gewonnen haben?«
Ich bejahte, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte. Ich wollte nicht, dass die jüngere Frau Ärger bekam.
»Harrison ist eine der besten College-Verbreitungsschulen des Landes, von der Hausstattung her absolut vergleichbar mit Exit und Sand Paul, aber mit dem Vorteil, dass man hier nicht in Tärn wohnen muss. Eigentlich sind wir eine Tärnaht ohne Loschie .«
Sie hatte gerade in einem Atemzug mehr Wörter genannt, die ich nicht kannte, als während unseres ganzen vorherigen Gesprächs. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach, aber sie schien wie eine Schauspielerin in einem Theaterstück einen auswendig gelernten Monolog zu halten, den ich mit Lächeln und Nicken honorieren sollte, was ich auch tat.
Dann wurde es still, während Dr. Weston durch ihren Block blätterte und ihre Notizen zu unserem Gespräch durchging.
Ihr Blick verweilte einen Moment auf meiner selbst genähten Hose, einer roten, oft gewaschenen Cordhose, die entlang des elastischen Hosenbunds schon sichtbar abgewetzt war.
»Also gut. Für eine abschließende Entscheidung bezüglich des Stipendiums muss ich mich mit dem Finanzausschuss kurz schießen, aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass dir keine Schule, die bei vollem Stand ist, die Zulassung vermehren würde.«
Während ich noch herauszufinden versuchte, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war, änderte sie bereits ihre Taktik.
Sie lächelte mich an, und dieses Mal kam ihr Lächeln wirklich von Herzen. »Wir mögen dich, Kimberly. Wir wollen, dass du an unsere Schule kommst. Möchtest du das auch?«
Ich konnte jetzt wieder freier durchatmen und lächelte sogar zurück. »Ich mag Schule.«
»Aber …?« Sie wartete darauf, dass ich ihren Satz beendete.
Ich zögerte einen Moment. »Die Kinder sehen anders aus als an meine Schule.«
»Du meinst unsere Kleidervorschrift? Jeder muss einen dunkelblauen Blazer tragen, aber du kannst dir deinen selbst aussuchen. Es ist nicht wirklich eine Schuluniform.«
Ich nickte wieder, um ihr einen Gefallen zu tun, aber dann fühlte ich mich verpflichtet hinzuzufügen: »Vielleicht ich bin zu anders.«
»Ah.« Ihre kleinen Augen sahen traurig aus. »Wir versuchen aufrichtig, Kinder verschiedener Herkunft zurück rotieren, aber das ist nicht so leicht. Harrison ist ziemlich teuer, und aufgrund unserer finanziellen Einschränkungen können wir keine …«
Sie redete weiter, aber ich hatte längst aufgehört, ihr zuzuhören. Jetzt, wo ich die Schule gesehen hatte, war mir klar, wie viel Geld sie kosten musste. Ich hatte ein einfaches Betongebäude
erwartet, wie bei meiner jetzigen Schule. Wie naiv war ich gewesen, dass ich geglaubt hatte, eine solche Schule werde mich umsonst aufnehmen!
»Kimberly?«
Ich
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