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Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Goodbye Chinatown: Roman (German Edition)

Titel: Goodbye Chinatown: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Kwok
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auf beiden Seiten des Gesichts nach hinten gestrichen. Manche Kinder begrüßten sich lautstark, weil sie sich den ganzen Sommer nicht gesehen hatten, und unterhielten sich über ihre neuen Stundenpläne.
    Schließlich bogen wir auf einen großen Parkplatz ein, der bereits voll war mit anderen Bussen, jeweils mit einer anderen Nummer hinter der Windschutzscheibe. Es müssen mindestens neun Busse gewesen sein, und es kamen immer mehr dazu. Die meisten waren bereits leer, aber manche hatten gerade
erst die Türen geöffnet und entließen eine Traube von Kindern nach draußen.
    Ich folgte den anderen Kindern am Parkplatz für normale Autos vorbei, aber ich konnte Annette und ihre Mutter nirgendwo entdecken. Ein Vater eilte an mir vorbei und fragte sein Kind: »Sicher, dass du weißt, wo dein Klassenzimmer ist?« Vor dem Hauptgebäude stand ein Grüppchen älterer Schüler, die gemeinsam über etwas lachten. Alle waren weiß. Ich hatte mir den Lageplan von Harrison genau angesehen und fand problemlos Milton Hall, ein mit wildem Wein bewachsenes Gebäude, in dem sich mein Klassenzimmer befand und die meisten meiner Unterrichtsfächer stattfanden. Zwei Mädchen, die aussahen, als könnten sie in meinem Alter sein, betraten vor mir das Gebäude. Als ich die Treppe hochging, war ich so nervös, dass ich nur noch flach atmen konnte.
    Direkt hinter der Tür meines Klassenzimmers standen ein paar Jungs und Mädchen, die jeden zu inspizieren schienen, der hereinkam. Später fand ich heraus, dass diese Kinder schon zusammen die Grundschule von Harrison besucht hatten. Ein paar Mädchen hatten Armbänder an, an denen glitzernde Gegenstände baumelten, und etliche trugen bereits Lidschatten und Lipgloss.
    Als ich an ihnen vorbeiging, pfiff mir ein Junge hinterher, dessen Haare so rot waren wie gezuckerter Ingwer, und sagte laut und deutlich: »Hübscher Rock«. Die Gruppe brach in Gekicher aus.
    Ich tat so, als hätte ich nichts gehört, und setzte mich hastig auf einen Stuhl an der Wand, aber am liebsten wäre ich einfach durch die Wand hindurchgegangen, so weit weg wie möglich. Ich beschloss, noch an diesem Abend die Glitzersteine zu entfernen, und zupfte still an ihnen herum, während
ich beobachtete, wie der Rest der Schüler das Klassenzimmer betrat.
    Obwohl alle Blazer auf den ersten Blick gleich aussahen, bemerkte ich jetzt, dass es deutliche Unterschiede gab. Die Blazer einiger Mädchen waren beispielsweise viel kürzer und taillierter als die der Jungs. Ich war froh, dass mein eigener Blazer nicht der einzige mit Schulterpolstern war, auch wenn er länger und weiter war als bei den anderen Kindern. Die Kleiderordnung war uns schriftlich nach Hause geschickt worden (Blazer erforderlich, keine Jeans, keine kurzen Röcke, keine Sweatshirts), aber innerhalb dieser Regeln schien eine recht große Bandbreite an Kleidungsstücken erlaubt zu sein. Ein Mädchen aus der Gruppe, die mich ausgelacht hatte, trug einen hellbraunen Rock, der ein ganzes Stück oberhalb des Knies endete. Darunter hatte sie seltsame Wollschläuche an, die wie zu weite Socken ohne Fuß aussahen, und darunter kurze Stiefel. Ein großer Junge mit einer sandfarbenen Löwenmähne auf dem Kopf alberte herum und spielte Armdrücken mit dem rothaarigen Jungen, und als der Blazer des blonden Jungen aufging, sah ich, dass sein T-Shirt mit Farbe bespritzt war.
    Ich entdeckte das Mädchen mit den langen braunen Haaren aus dem Bus. Sie saß fast ganz hinten im Klassenzimmer, und wie viele andere Mädchen trug sie einen Haarreifen, um ihre weichen, fliegenden Haare zu bändigen. In diesem Moment kam die Klassenlehrerin herein, die uns auch in Mathe unterrichten würde. Sie war blond und dünn und bewegte sich mit der Flinkheit eines Vogels. Zuerst kontrollierte sie die Anwesenheit und teilte die Stundenpläne aus, bevor sie uns eine Reihe praktischer Dinge erklärte, zum Beispiel, wo unsere Schließfächer waren. Ich war begeistert, dass ich jetzt einen sauberen Ort hatte, an dem ich meine Sachen aufbewahren konnte.
    Ich hatte zwar gewusst, dass Annette nicht in dieselbe Klasse gehen würde, aber ich vermisste sie trotzdem. Im Schlepptau der anderen Kinder zog ich von Klassenzimmer zu Klassenzimmer und versuchte, mich von der Grundschulgruppe fernzuhalten, besonders von dem gemeinen rothaarigen Jungen. Unser Sozialkundelehrer war Mr Scoggins, ein korpulenter Mann in Anzug und Krawatte. Mit tiefer Stimme erklärte er uns, dass wir für seinen Unterricht regelmäßig die

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