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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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mit den Google Fellows »cool«. 21
    Sergey meckerte über meine Annahme, dass Geschwindigkeit kein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sei, da alle zu Breitbandverbindungen wechselten. »Schnelligkeit ist für mich ein Problem«, sagte er, »und ich habe ein Kabelmodem zu Hause. Wenn die Suchmaschinen schneller und besser wären, könntest du sie in deinen Denkprozess integrieren.« Für ihn war Google eine unsichtbare Komponente, die in die Entscheidungsfindung jedes Users einbezogen wurde – und nicht nur ein Tool, um eine bestimmte Information zu finden. Offenbar war »Gehirnintegration« eines unserer bis dahin geheim gehaltenen Unternehmensziele.
    Er widersprach auch meiner Schlussfolgerung, dass wir zielgerichtete Dienstleistungen hinzufügen mussten, um den großen Portalen Seitenaufrufe abspenstig zu machen. »Fehlende Funktionalität ist ein Merkmal«, belehrte er mich. »Wir brauchen unsere Seitenaufrufe nicht durch das Hinzufügen von Produkten zu erhöhen.« Larry und Sergey dachten immer in Bezug auf Größe. Sergey erkannte, dass es einen weitaus breiteren Graben zwischen der Zahl von Seitenbesuchern gab, die auf jedes Portal gingen, als zwischen der Zahl von Seiten, die User aufriefen, sobald sie erst auf einem Portal waren. Der Gewinner bei der Suche würde nicht der sein, der seinen bereits vorhandenen Usern auf der Site ein paar Extraklicks entlockte, sondern die Site, die allgemein am meisten aufgesucht wurde. Google, so hatte Sergey entschieden, würde Letzteres sein.
    Der einzige Weg zum Sieg
    Einen Marketingplan zu haben, der auf dem Weg war, bewilligt zu werden, beruhigte mich ein wenig. Unser Produkt konnte noch so innovativ sein, früher oder später würden andere aufholen. Das war der normale Gang im Wirtschaftsleben. Und an dem Tag würde das Marketing gebraucht werden, um die User eine klare Entscheidung treffen zu lassen. An dem Tag würde ich vortreten und rufen: »Ich bin bereit, mich zu erheben und meine Sache umzusetzen.«
    Dieser Tag sollte nie kommen.
    Es lag nicht daran, dass Google von Anfang an Leithund gewesen war und nie zurückschaute. »Wir lagen nicht in Führung«, sagte Urs über die Anfangsphase. »Google war diese winzige Firma. AltaVista und Inktomi waren im Vergleich dazu riesig. Inktomi hatten im selben Datenzentrum wie wir einen Käfig und er war zwanzigmal so groß wie der von Google. Und viel hübscher. Sie hatten ihr Logo an der Wand stehen. Wir waren eine Sandkastenfirma, die versuchte, etwas Neues zu machen. Unser Ranking war zwar besser, dafür waren wir viel langsamer als Inktomi. Wir konnten kaum mithalten und sie hatten hundertmal so viel Datenverkehr wie wir.«
    Es war vielleicht ganz gut, dass ich nicht erkannte, wie angreifbar Google in Wahrheit war, als ich das Meeting ansetzte, um über die nächsten Schritte meines Marketingplans zu sprechen. Das hätte mich womöglich mit der irrigen Zuversicht erfüllt, dass mein Vorschlag auf alles die Antwort war. Stattdessen wusste ich, dass ich die finanziellen Aufwendungen für jeden meiner Schritte, die ich skizziert hatte, würde rechtfertigen müssen. Ich ging die Liste der Gründe durch, warum wir diesen Plan – möglichst bald – umsetzen mussten.
    »Vor allem müssen wir uns mit einer Sache beschäftigen«, so begann ich. »Unsere interne Recherche hat gezeigt, dass unsere Wettbewerber sich langsam an den Qualitätslevel von Google heranarbeiten. In einer Welt, in der alle Suchmaschinen gleich sind, müssen wir uns auf das Branding verlassen, um uns von den anderen abzuheben.«
    Es wurde still im Raum.
    Nervös schaute ich mich um. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ja. Es war nicht nur falsch, sondern ketzerisch in den Augen von Technikern, die glaubten, alles könne durch die iterative Anwendung von Intelligenz verbessert werden. Larry brachte meinen Glaubensabfall auf den Punkt.
    »Wenn wir nicht durch Qualität gewinnen können«, sagte er ruhig, »sollten wir auch nicht gewinnen.« In seinen Augen war das Gewinnen mithilfe von Marketing Betrug. Es bedeutete nämlich, dass die Leute entgegen dem, was das Beste für sie wäre, mit Tricks dazu gebracht wurden, einen schlechteren Service zu nutzen. Es wäre nobler, im Angesicht unserer Schwierigkeiten zu den Waffen zu greifen und sie auszuräumen.
    Sich mutig dorthin bewegen, wo noch nie jemand gewesen ist
    Die Weihnachtsfeier im Jahr 1999 war eine Studentenveranstaltung mit Klappstühlen und ein paar Dutzend Leuten, die sich in einen mit Whiteboards

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