Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
und...«
Er brach schlagartig ab. Scheinbar wollte er nicht mehr preisgeben, als unbedingt notwendig, doch Dav id ahnte, was er ihm gerade verschweigen wollte. Außerdem wusste er, dass dieses Etwas vollkommen nutzlos war.
Was hier unten los ist? , dachte er, war sich allerdings sicher, dass es den Vergleich mit ‚hier oben‘ nicht bestehen würde. Dennoch brachte er den hochrangigen Offizier in deutlich ruhigerem Tonfall auf den neuesten Stand: »Ich bin mir noch nicht sicher, was genau passiert ist. Fest steht, dass ich seit meinem Erwachen aus der Narkose vor einigen Stunden an Bord nicht einen einzigen lebenden Menschen mehr getroffen habe. Der Zentralcomputer Gooliath hat mir zu verstehen gegeben, dass er für das Massensterben verantwortlich ist.«
Zunehmend drä ngten sich Tränen in sein Blickfeld, während er fortfuhr. Seine Gedanken überschlugen sich, sodass er keine einwandfreien Zusammenhänge mehr darlegen konnte. Es fiel ihm zunehmend schwer, den Blickkontakt mit seinem Gegenüber zu wahren. Immer öfter wandte er den Blick zur Seite ab: »Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet ich noch am Leben bin. Meine kleine Schwester war doch erst sieben. In der Landebucht kamen Soldaten und alle wurden getötet.« Der Anblick war an Elend kaum zu überbieten. Seine letzten Worte folgten als kaum wahrnehmbares Flüstern: »Ich bin so allein. Bitte helfen sie mir.«
Währenddessen:
Der Hilferuf hatte unter den Anwesenden im Leitstand beträchtliche Folgen. Greifbares Entsetzen machte sich breit. Sogar das dienstältere Personal konnte sich diesem bewegenden Moment nicht entziehen. An Bord des Flaggschiffs menschlicher Schaffenskraft war irgendetwas gewaltig schiefgelaufen. Die Konsequenz war der Tod von mehr als eintausend Menschen und eine mächtige Waffe jenseits jeglicher Kontrolle.
Noch am selben Tag berief Harper einen Krisenstab ein. Bis in die tiefe Nacht debattierten sich Schlipsträ ger daraufhin die Köpfe heiß, erzielten aber tatsächlich eine Einigung. Man sah es als großen Vorteil an, dass die Flugstaffeln in der Atacamawüste bereits informiert und alarmiert worden waren. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stand der nächste Schritt nämlich fest.
Die Raumstation verfü gte über verheerende Waffentechnologien. In den falschen Händen stellten sie ein extremes Bedrohungspotential für die gesamte Erde dar. Offenbar hatte man beim Bau von Zerberus niemals erwogen, dass sich seine Gesinnung je gegen seine Schöpfer richten könnte.
Nach dem gescheiterten Einsatz der Eliteeinheit wurde eine militä rische Übernahme des Komplexes nicht mehr ernsthaft in Betracht gezogen. Stattdessen sollte das Problem an der Wurzel gepackt und für immer gelöst werden. Die folgende Operation würde zwar einen herben wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Verlust darstellen, doch es musste sein. So wie man eine Nekrose aus gesundem Fleisch herausschnitt, um das restliche Gewebe zu schützen. Die zusätzlichen Humanverluste würden minimal sein, denn an Bord von Zerberus gab es ohnehin nur noch einen einzigen Menschen.
Ein verschmerzbarer Verlust, wenn man einen Blick auf die Vorzü ge warf. Das Wohl vieler wog eben mehr, als das Wohl eines Einzelnen. Und Menschen waren nicht verlegen, die Umstände zu beschönigen. Dieser Euphemismus machte das Grauen erträglich. Leid und Qual wurden einfach ignoriert. Man kleidete das Schreckgespenst in einen schlichten Namen. Kollateralschaden.
* * *
Peter Conelly blickte zum Himmel auf und sah, wie der Sturm abebbte, der vor einigen Stunden über der Atacama aufgezogen war. Langsam legte sich auch die staubige Sanddecke wieder darnieder. Jedes einzelne Sandkorn fügte sich anstandslos in das friedliche Gefüge mit ein.
Conellys Staffel hatte den Marsch befehl erhalten. Der Status war nun nicht mehr der einer Übung. Volle Bewaffnung wurde für Jäger und Bomber vorausgesetzt. Das Ziel war der Zerberus-Perimeter im nahe gelegenen Weltraum. Aus irgendeinem Grund wollte jemand diese gigantische Errungenschaft einfach aus dem nächtlichen Himmel radieren.
Die Grü nde hierfür blieben Conelly, wie so oft, verborgen, doch er würde seine Befehle ausführen. Darin war er gut. Den Namen der Operation empfand er auch als außerordentlich zutreffend.
Das gewä hlte Wort beschrieb den infernalen Ausbruch eines Brandes. Wie aus dem Nichts begann einfach alles zu brennen. Feuerwehrleute auf der ganzen Welt fürchteten diesen Effekt. Seine Zerstörungskraft war gewaltig, denn
Weitere Kostenlose Bücher