GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
bin noch nie Sklavin gewesen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was ich tun muß – außer dir zu gehorchen.«
»Du bist frei gewesen«, sagte ich, »und du wirst es weiter sein.«
Zum erstenmal wirkte sie verblüfft. »Gehörst du denn zu ihnen?«
»Zu wem?« fragte ich, plötzlich aufmerksam gewo r den, denn wenn diesem Mädchen Sklavenhäscher auf der Spur waren, konnte das Schwierigkeiten bedeuten. Es mochte sogar zu Blutvergießen kommen.
»Zu den vier Männern, die mir gefolgt sind, Männer, aus Tharna.«
»Tharna?« fragte ich ehrlich überrascht. »Ich dachte, die Männer Tharnas ehrten die Frauen?«
Sie lachte bitter auf. »Nicht in Tharna«, sagte sie.
»Sie könnten dich nicht als Sklavin nach Tharna bri n gen«, sagte ich. »Würde die Tatrix dich nicht befreien?«
»Sie würden mich nicht nach Tharna bringen«, erw i derte sie. »Sie würden mich gebrauchen und mich ve r kaufen, vielleicht an irgendeinen vorbeiziehenden Hän d ler oder auf dem Sklavenmarkt in Ar.«
»Wie heißt du?« wollte ich wissen.
»Vera«, erwiderte sie.
»Aus welcher Stadt?«
Ehe sie antworten konnte, weiteten sich plötzlich ihre Augen, und ich wandte mich um. Durch das Gras schri t ten vier Krieger auf mich zu, behelmt und mit Speeren und Schilden bewaffnet. Die Zeichen auf ihren Schilden und die blauen Helme verrieten mir, daß sie aus Tharna kamen.
»Lauf!« schrie das Mädchen und wollte fliehen.
Ich hielt sie am Arm fest.
Sie erstarrte. »Ich verstehe!« zischte sie. »Du willst mich festhalten und dein Recht der Eroberung geltend machen, damit du einen Anteil am Verkaufserlös hast!« Sie spuckte mir ins Gesicht.
Ihr Temperament freute mich.
»Bleib stehen«, sagte ich. »Du würdest nicht weit kommen.«
»Ich fliehe schon sechs Tage lang«, sagte das Mädchen weinend. »Ich lebe von Beeren und Insekten, schlafe in Gräben und verstecke mich überall.«
Sie hätte gar nicht mehr laufen können, selbst wenn sie gewollt hätte. Ihre Beine begannen zu zittern. Ich legte den Arm um ihre Schulter und stützte sie.
Die Krieger näherten sich in berufsmäßiger Formation. Einer, nicht der Offizier, kam direkt auf mich zu, ein zweiter folgte ihm in einigen Schritten Abstand links. Der erste sollte mich angreifen, während der zweite, wenn nötig, mit dem Speer von der Seite kam. Der Off i zier war der dritte, und der vierte Krieger blieb einige Meter zurück. Er mußte das gesamte Feld im Auge b e halten – ich war ja vielleicht nicht allein – und den Rüc k zug seiner Kameraden mit seinem Speer decken, falls es dazu kommen sollte. Ich bewunderte das einfache Man ö ver, das ohne besonderes Kommando durchgeführt wu r de, fast wie ein Reflex, und ich spürte, warum Tharna im Kreise der verfeindeten goreanischen Städte überlebt ha t te, obwohl es von einer Frau regiert wurde.
»Wir wollen die Frau«, sagte der Offizier.
Sanft löste ich mich von dem Mädchen und schob es hinter mich. Die Bedeutung dieser Bewegung war klar.
Der Offizier zog im Y-förmigen Schlitz seines Helmes die Augen zusammen.
»Ich bin Thorn«, sagte er, »Offizier aus Tharna.«
»Warum wollt ihr die Frau?« fragte ich spöttisch. »B e ten die Männer von Tharna ihre Frauen nicht an?«
»Wir sind hier nicht auf dem Boden Tharnas«, sagte der Offizier.
»Warum sollte ich sie dir geben?« fragte ich.
»Weil ich ein Offizier aus Tharna bin«, sagte er.
»Aber wir sind hier nicht auf tharnaischem Boden«, e r innerte ich ihn.
Hinter mir flüsterte das Mädchen: »Krieger, laß dich meinetwegen nicht umbringen! Es ist sowieso gleich.« Laut fuhr sie fort: »Töte ihn nicht, Thorn aus Tharna. Ich gehe mit dir.«
Sie ging um mich herum, mit stolz erhobenem Kopf, in ihr Schicksal ergeben, bereit, diesen Männern zu folgen.
Ich lachte.
»Sie gehört mir!« sagte ich. »Und ihr bekommt sie nicht!«
Das Mädchen stieß einen überraschten Schrei aus und sah mich fragend an.
»Es sei denn, ihr zahlt ihren Preis«, fügte ich hinzu.
Niedergeschlagen schloß Vera die Augen.
»Und der wäre?« wollte Thorn wissen.
»Stahl«, sagte ich.
Dankbar schaute mich das Mädchen an.
»Tötet ihn«, sagte Thorn zu seinen Männern.
7
Mit lautem Geräusch sprangen drei Klingen aus ihren Scheiden – mein Schwert, das des Offiziers und das Schwert des Kriegers, der mich als erster angreifen wü r de. Der Mann auf der rechten Seite zog sein Schwert nicht, sondern wartete ab, bis der erste Krieger seinen Angriff begonnen hatte. Er wollte
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