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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Kämpfe und geschich t liche Ereignisse, besingt Helden und Städte, doch es wird auch von ihm erwartet, daß er über das Leben singt, von der Liebe und den Freuden des Lebens, und es gehört im übrigen zu seinen Aufgaben, die Goreaner von Zeit zu Zeit an die Einsamkeit und den Tod zu erinnern, damit sie nicht vergessen, daß sie Menschen sind.
    Dem Sänger wurden ungewöhnliche Fähigkeiten zug e schrieben, wie auch dem Tarnzüchter und dem Holztr ä ger. Dichtern begegnete man dagegen mit einer gewissen Skepsis, und man nahm sie manchmal nicht für voll, aber es war noch niemandem eingefallen, daß sie etwa einen göttlichen Wahnsinn in sich hätten oder von den Göttern inspiriert würden.
    Die Sänger waren auf Gor sehr beliebt. Den Angehör i gen dieser Kaste ging es nicht sonderlich gut, doch im großen und ganzen wurden sie für eine fröhliche Gruppe von Männern gehalten. »Eine Handvoll Brot für ein Lied« – das war die übliche goreanische Einladung g e genüber den Mitgliedern dieser Kaste, und eine solche Einladung mochte von den Lippen eines Bauern oder e i nes Ubar kommen – der Dichter war stolz darauf, daß er an beiden Orten dasselbe Lied singen würde, in der Hütte des Bauern ebenso wie in den großen Sälen des Ubar, obwohl er hier nur eine Brotkrume, dort aber eine Gol d münze gewinnen konnte, ein Lohn, der nur zu oft auf e i ne schöne Frau verschwendet wurde, die ihm schließlich doch nur seine Lieder ließ.
    Die Dichter hatten es auf Gor also nicht gerade leicht, doch hungern mußten sie nicht. Einige hatten sich sogar von Stadt zu Stadt gesungen, wobei ihre Armut der beste Schutz gegen Geächtete gewesen war. Neun Städte b e richteten noch heute von dem Manne, der vor vielen Jahrhunderten die Stadt Ko-ro-ba die Türme des Mo r gens genannt hatte.
    »Gar nicht so übel, die Kaste der Dichter«, sagte ich zu Linna.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Aber ihre Mitglieder gelten in Tharna als Geächtete.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Trotzdem«, sagte sie und schaute mich fröhlich an, »dieser Mann, Andreas aus der Wüstenstadt Tor, kam in unsere Stadt geschlichen. Auf der Suche nach einem Lied, wie er sagte.« Sie lachte. »Aber in Wirklichkeit wollte er bestimmt nur hinter die Silbermasken unserer Frauen schauen.« Entzückt klatschte sie in die Hände. »Und ich war es, der ihn anhielt und beschuldigte. Ich sah die Lyra unter seinem grauen Umhang und erkannte ihn als Sänger. In meiner Silbermaske folgte ich ihm und vergewisserte mich, daß er länger als zehn Stunden in der Stadt gewesen war.«
    »Was hat es damit auf sich?« fragte ich, denn diese Bemerkung war mir schon einmal aufgefallen.
    »Es bedeutet, daß man in Tharna willkommen geheißen wird«, sagte das Mädchen, »mit anderen Worten: man wird in die großen Anbaugebiete geschickt, um dort als Feldsklave den Boden Tharnas zu kultivieren, ein Sklave bis zum Tode.«
    »Warum werden Fremde nicht davor gewarnt«, fragte ich, »wenn sie die Stadt betreten?«
    »Das wäre doch unsinnig, oder?« fragte das Mädchen lachend. »Wie könnten wir dann die Reihen unserer Feldsklaven auffüllen?«
    »Ich verstehe«, sagte ich und begriff nun zum erste n mal die Gründe der tharnaischen Gastfreundschaft.
    »Als eine Frau, die die Silbermaske trug«, fuhr das Mädchen fort, »war es meine Pflicht, diesen Mann den Behörden zu melden. Und doch war ich neugierig, denn ich hatte noch keinen Mann kennengelernt, der nicht aus Tharna stammte. Ich verfolgte ihn, bis wir allein waren, und dann rief ich ihn an, informierte ihn über das Schic k sal, das auf ihn wartete.«
    »Und was tat er?« fragte ich.
    Scheu senkte sie den Kopf. »Er zog mir die Silberma s ke vom Gesicht und küßte mich«, sagte sie leise. »Ich konnte nicht einmal um Hilfe rufen.«
    Ich lächelte.
    »Ich hatte noch nie in den Armen eines Mannes gel e gen«, sagte sie, »denn die Männer Tharnas dürfen uns Frauen nicht berühren.«
    Ich sah sie ratlos an.
    »Die Kaste der Ärzte«, sagte sie, »ist für diese Dinge zuständig – unter der Leitung des Hohen Rates von Tharna.«
    »Ich verstehe.«
    »Und doch«, fuhr sie fort, »obwohl ich die Silbermaske getragen und mich für eine Frau Tharnas gehalten hatte, war es mir ganz und gar nicht unangenehm, als er mich in die Arme nahm.« Sie schaute mich ein wenig traurig an. »Da erkannte ich, daß ich nicht besser war als er, nicht besser als ein Tier, daß ich nur ein Sklavendasein verdient hatte.«
    »Das meinst du doch nicht

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