GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
jetzt um deine Freiheit?«
»Ich zahle dir tausendmal mehr, als ich dir auf dem Sklavenmarkt in Ar bringen würde«, sagte sie schwach.
»Tausendmal der Preis, den du auf dem Sklavenmarkt in Ar bringen würdest«, sagte ich, »das würde nicht au s reichen, um meine Rachegefühle zu stillen. Nein, du mußt als Sklavin verkauft werden!«
Sie begann zu stöhnen.
Jetzt hielt ich die Zeit für gekommen. »Und«, fügte ich hinzu, »du bist nicht nur mit mir so umgesprungen, so n dern hast auch meine Freunde in die Sklaverei g e schickt.«
Die Tatrix richtete sich auf. »Ich lasse sie frei!« sagte sie eifrig.
»Kannst du die Gesetze Tharnas ändern?« fragte ich.
»Leider kann ich das nicht, aber ich kann deine Freu n de befreien. Und ich werde es tun! Meine Freiheit für die ihre.«
Ich tat, als überlegte ich mir den Vorschlag.
Sie sprang auf. »Krieger, denk an deine Ehre!« Ihre Stimme gewann neues Leben. »Wäre deiner Rache g e dient, wenn deine Freunde weiter in Sklaverei leben müßten?«
»Nein!« sagte ich ärgerlich, doch innerlich sehr erfreut, »denn ich bin ein Krieger!«
In ihrer Stimme schwang Triumph. »Dann, Krieger, mußt du mit mir eine Vereinbarung treffen.«
»Nicht mit dir!« antwortete ich und versuchte mich niedergeschlagen zu geben.
»Doch!« lachte sie. »Meine Freiheit gegen die ihre!«
»Das genügt nicht«, knurrte ich.
»Was dann?« fragte sie.
»Befreie alle Sklaven, die bei den Schauspielen Tha r nas beteiligt waren!«
Die Tatrix sah mich verwirrt an.
»Alle«, rief ich, »oder du kommst auf den Sklave n markt in Ar!«
Sie senkte den Kopf. »Gut, Krieger«, sagte sie. »Ich befreie sie alle.«
»Kann ich dir vertrauen?« fragte ich.
»Ja«, sagte sie, ohne mich anzusehen, »du hast das Wort der Tatrix von Tharna.«
Ich fragte mich, ob ich ihr trauen konnte, und machte mir klar, daß mir keine andere Möglichkeit blieb.
»Meine Freunde«, sagte ich, »sind Linna aus Tharna und Andreas aus Tor.«
Die Tatrix sah mich an. »Aber«, sagte sie ungläubig, »die beiden haben Gefühle füreinander empfunden.«
»Trotzdem sind sie freizulassen!«
»Sie ist eine Entwürdigte«, entgegnete die Tatrix, »und er gehört einer Kaste an, die in Tharna verboten ist.«
»Laß sie frei!«
»Gut denn, ich werde sie freilassen.«
»Und ich brauche Waffen und einen Tarnsattel«, sagte ich.
»Gewährt.«
In diesem Augenblick huschte der Schatten des Tarn über unseren Felsgrat. Mit gewaltigem Flügelschlag la n dete das Ungeheuer neben uns. In seinen Klauen hielt es ein großes Fleischstück, das noch blutig war. Der Tarn ließ das Stück vor mir fallen.
Ich bewegte mich nicht.
Ich hatte keine Lust, dem Tarn das Beutestück streitig zu machen. Aber er kümmerte sich nicht um das Fleisch. Ich erriet, daß er bereits unten auf der Ebene gefressen hatte. Eine kurze Untersuchung seines Schnabels best ä tigte diese Vermutung. Und es gab kein Nest hier oben, keinen weiblichen Tarn und keine kreischende Brut ju n ger Tarns.
Der große Schnabel schob mir das Fleisch hin.
Es war ein Geschenk.
Ich tätschelte den Vogel und sagte: »Danke, Ubar des Himmels!«
Ich bückte mich und begann mit Händen und Zähnen ein Stück aus dem Fleisch herauszureißen. Ich sah, daß sich die Tatrix schaudernd abwandte, als ich mich an meine blutige Mahlzeit machte, doch ich war ausgehu n gert, und Tischgewohnheiten waren mir gleichgültig. Ich bot dem Mädchen ein Stück Fleisch an, doch sie wehrte ab und sah mich an, als ob sie sich gleich übergeben müßte.
Während ich mich mit dem Geschenk des Tarn b e schäftigte, trat die Tatrix an den Rand unseres Felsvo r sprungs und starrte auf die Wiesen, die voller Talende r blumen waren. Es war ein herrlicher Anblick, und der zarte Duft drang sogar bis in unsere Höhen. Sie zog ihr Gewand enger um den Körper und beobachtete die Bl u men, die sich wie ein gelbes Meer wellenförmig im Wind bewegten. Eine einsame Gestalt, verloren, niedergeschl a gen.
»Talender«, sagte sie leise vor sich hin.
Ich hockte neben dem Fleisch, kauend. »Was weiß eine tharnaische Frau von der Talenderblume?« fragte ich spöttisch.
Sie schwieg und wandte sich ab.
Als ich fertig war, sagte sie: »Bring mich nun zur Ve r handlungssäule.«
»Was ist denn das?« fragte ich.
»Es ist eine Säule an der Grenze Tharnas. Dort tauscht Tharna mit seinen Feinden Gefangene aus oder verha n delt.« Sie fügte hinzu: »Du wirst dort Leute aus Tharna antreffen, die auf dich
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