GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
den Fungus-Trögen«, sagte Misk, »brechen beide Enden der Fackel ab und nehmen sie in den Mund.«
Ich sah mich um. An einem Ring hing ein mit Knoten versehenes Seil. Ich nahm die Fackel zwischen die Zähne und begann hinabzuklettern. Es wurde schnell kühler, und Feuchtigkeit bildete Tropfen auf meiner Plastiktun i ka. Als ich das Ende des Seils erreichte, etwa zwölf M e ter unter Misks Gemach, fand ich mich in einer einfachen Felskammer.
Ich schaute nach oben und sah Misk, der sich unter Mißachtung des Seils durch die Öffnung in der Decke beugte, sich zierlichen Schrittes kopfüber an der Decke entlangbewegte, an der Wand herabkam und nach wen i gen Sekunden neben mir stand.
»Du darfst niemand erzählen, was du hier siehst«, sagte Misk.
Ich schwieg.
»Es sei Nestvertrauen zwischen uns«, sagte ich dann.
»Aber du gehörst dem Nest nicht an.«
»Trotzdem soll Nestvertrauen zwischen uns sein.«
»Gut«, sagte Misk.
Ich steckte die Fackel in eine Felsspalte und reckte die Arme hoch.
Sanft berührten die Fühler meine Handflächen.
Misk richtete sich auf. »Irgendwo dort unten, ohne Duft und in der Nähe des Fußbodens, damit ein Prieste r könig ihn nicht findet, ist ein Knopf, der fast wie ein Ki e selstein aussieht. Du mußt ihn suchen und drehen.«
Es bereitete mir keine Mühe, den angegebenen Knopf zu finden. Ich drehte ihn, woraufhin ein Teil der Wand zurückschwang.
»Tritt ein«, sagte Misk, und ich gehorchte.
Wir waren kaum über die Schwelle getreten, als der Priesterkönig einen versteckten Mechanismus auslöste, der die Tür lautlos hinter uns schloß.
Ich sah mich verblüfft um. Der Raum schien groß zu sein, denn er verlor sich in fast allen Richtungen im Du n kel. Die wenigen Objekte, die ich erkennen konnte, waren Schaltschränke, Duftanzeiger, Meßgeräte, Kabelstränge und Kupferplatten. An einem Ende des Raumes sah ich Spulen mit Duftbändern, von denen sich einige langsam drehten und ihre Bänder durch langsam rotierende schi m mernde Kugeln schickten. Die Kugeln waren ihrerseits durch dünne verwobene Drähte mit großen, schweren G e räten verbunden, die offensichtlich aus Stahl bestanden. An der Frontseite der Geräte schnappten dünne Metallscheiben hoch, Lichter blitzten auf, während eine unbekannte Ene r gieübertragung ablief, dann schnappte die Scheibe zur Seite und wurde sofort durch eine neue ersetzt. Acht Drähte führten zum Körper eines Priesterkönigs, der reglos in der Mitte eines moosbedeckten Steinlagers lag.
Ich hielt die Fackel in die Höhe und besah mir den Priesterkönig, der mir mit seinen drei Metern Länge ziemlich klein vorkam. Am meisten verblüffte mich j e doch die Tatsache, daß er Flügel hatte, lange, herrlich goldene, durchsichtige Flügel, die auf seinem Rücken z u sammengefaltet waren.
Das Wesen schien bewußtlos zu sein.
»Ich mußte die ganze Anlage selbst entwerfen und bauen«, sagte Misk, »und deswegen ist sie unentschul d bar primitiv, aber es gab in diesem Falle keine andere Möglichkeit.«
Ich verstand nicht, was er meinte.
»Ich mußte sogar eigene mnemonische Scheiben he r stellen und einen Umwandler zum Ablesen der Duftbä n der, die es zum Glück in ausreichender Menge gibt.«
»Ich begreife das alles nicht«, sagte ich.
»Natürlich nicht«, sagte Misk, »du bist ja auch nur ein Mensch.«
»Ist das eine Mutation?« fragte ich.
»Nein – es ist ein Männchen«, erwiderte Misk und schwieg einen Augenblick. »Der erste männliche Pri e sterkönig, der seit achttausend Jahren im Nest geboren wurde.«
»Bist du denn nicht männlich?« wollte ich wissen.
»Nein, ebensowenig wie die anderen.«
»Und bist du weiblich?«
»Nein«, sagte Misk, »im Nest ist nur die Mutter wei b lich.«
»Aber es muß doch andere weibliche Wesen geben.«
»Von Zeit zu Zeit gab es weibliche Eier, doch die hat Sarm vernichten lassen. Ich wüßte nicht, daß es im Nest ein weibliches Ei gibt.«
»Wie lange lebt ein Priesterkönig?«
»Vor langer Zeit entdeckten die Priesterkönige das G e heimnis der Zellenerneuerung, so daß wir, wenn wir nicht durch einen Unfall sterben, nur durch den Goldenen Käfer ums Leben kommen.«
»Wie alt bist du?« fragte ich.
»Ich selbst bin zu einem Zeitpunkt ausgeschlüpft, als unsere Welt noch gar nicht in deinem Sonnensystem war – also vor über zwei Millionen Jahren.«
»Dann stirbt das Nest niemals aus.«
»Aber es stirbt aus«, wandte Misk ein. »Einer nach dem anderen gehen wir an den Wonnen des
Weitere Kostenlose Bücher