GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
Befindet sich dieser Apparat ebenfalls hier?«
»Ja«, sagte Sarm und deutete mit einem Vorderbein auf einen Metallschrank an einer Wand. Mehrere Knöpfe und Anzeigetafeln schimmerten daran. »Die Projektionspunkte für den Flammentod befinden sich in den Überwachung s schiffen, aber die Koordinaten werden hier bestimmt, und das Feuersignal wird aus diesem Raum gegeben.«
Ich sah mich um. Der Raum war sehr lang, in vier Eb e nen gehalten, die sich fast wie Stufen übereinander au f türmten. Auf diesen Ebenen erstreckten sich Beobachtungswürfel aus durchsichtigem Material, von denen es nach Sarms Angaben vierhundert gab. In jedem dieser Räume saß ein Priesterkönig, groß, wachsam, re g los. Ich wanderte an einigen Beobachtungswürfeln en t lang und starrte hinein. In den meisten zeichnete sich die langsam dahinwandernde Landschaft Gors ab; einmal sah ich auch eine Stadt, die ich aber nicht erkannte.
»Das interessiert dich vielleicht«, sagte Sarm und de u tete auf einen bestimmten Beobachtungsstand. Hier wu r de die Szene nicht von oben gesehen, sondern die Beobachtungslinse schien senkrecht zu stehen. Zu sehen war eine Straße, die von einigen Bäumen gesäumt war.
»Hier sehen wir mit den Augen eines Eingepflanzten«, sagte Sarm.
Ich hielt den Atem an.
Sarms Fühler krümmten sich. »Ja«, sagte er, »seine Pupillen sind durch Linsen und ein Kontrollnetz ersetzt, und ein Sender ist mit seinem Gehirngewebe verschmo l zen. Er selbst ist bewußtlos, wenn das Netz aktiviert ist. Später gewähren wir ihm Ruhe, und er kann dann wieder sehen und hören und denken.«
Ich mußte an Parp denken und an den Mann, durch dessen Augen ich jetzt sah. Wer war dieser unbekannte Eingepflanzte, der da auf Weisung der Priesterkönige die Straße entlangschritt – ohne eigenen Willen?
»Kann er sich ungehorsam verhalten?« fragte ich.
»Manchmal versucht ein Mann sich dem Netz zu w i dersetzen.«
»Kann er die Macht des Netzes abwerfen?«
»Nur wenn die Anlage fehlerhaft ist – und dann …«
»Und dann bringt ihr den Betreffenden um?«
»Ja, wir überladen das Netz – er ist ja nur ein Mensch.«
»Und das geschah auch damals auf der Straße nach Ko-ro-ba – bei einem Mann, der sich im Namen der Prieste r könige an mich wandte.«
»Natürlich«, sagte Sarm.
»Du bist ein Mörder!«
»Nein«, erwiderte Sarm, »ich bin Priesterkönig.«
Plötzlich verharrte die Linse eines Beobachtungsstandes auf einer Szene. Auf einer Wiese tauchte plötzlich ein Mann in der Kleidung der Kaste der Hausbauer auf. Er schien aus einem Erdloch zu kommen. Vorsichtig sah er sich um, bückte sich dann und holte eine lange Röhre aus der Vertiefung.
Mit untergeschlagenen Beinen ließ er sich nieder, nahm aus seinem Gürtelbeutel einen zylindrisch goreanischen Feueranzünder, berührte mit der flackernden Spitze einen Zündfaden, der aus der langen Röhre hing. Dann stand er auf und richtete die Röhre mit beiden Händen auf einen nahegelegenen Felsen. Ein plötzliches Irrlichtern, gefolgt von einem lauten Knall, und irgendein Projektil schlug gegen den Felsen. Die Aufschlagstelle war schwärzlich verfärbt, und ein Gesteinssplitter war davongewirbelt. Ein Armbrustpfeil hätte mehr Schaden angerichtet.
»Eine verbotene Waffe«, sagte Sarm.
Der Priesterkönig im Beobachtungsstand drückte auf einen Knopf. Noch ehe ich protestieren konnte, schien der Mann plötzlich in einem Aufflackern blauen Feuers unterzugehen. Dann war er verschwunden. Ein zweiter Blitz vernichtete seine primitive Waffenröhre.
»Ihr habt den Mann umgebracht!« sagte ich bedrückt.
»Vielleicht führte er seine verbotenen Experimente schon jahrelang durch«, sagte Sarm. »Daß wir ihn e r wischt haben, war reines Glück. Manchmal müssen wir warten, bis andere die neuen Waffen im Krieg einsetzen, und dann kostet es viel mehr Menschenleben. So ist es wirtschaftlicher.«
»Was für ein Recht habt ihr, den Menschen eure Gese t ze aufzuerlegen?«
»Das Recht aller Wesen höherer Ordnung, Wesen ni e derer Ordnung zu beherrschen«, sagte Sarm. »Das Recht, das ihr euch nehmt, den Bosk, den Tabuk und den Tarsk zu töten, um Fleisch zu gewinnen.«
»Aber das ist etwas anderes. Diese Wesen sind nicht intelligent.«
»Aber ihr könntet Fungi und anderes Gemüse essen«, sagte Sarm.
Ich schwieg.
»Der Mensch ist ein gefährliches Raubtierwesen.«
»Aber er ist vernunftbegabt.«
»Dem möchte ich widersprechen«, sagte Sarm. »Nur die Priesterkönige sind
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