GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
beschränkten. Wer seinen Dienst bei mir nicht fortsetzen wollte, durfte gehen und bekam s o gar noch eine halbe Last Gold mit auf den Weg. Überr a schenderweise wählten nur wenige diesen Weg – wah r scheinlich spielte dabei auch der Stolz mit, einem Mann zu dienen, der nach dem Kampf mit Surbus als einer der besten Schwertkämpfer der Stadt galt.
Ich versuchte, meine Mannschaft fair zu behandeln. Während sie sich an Land wild und ungezügelt bena h men, herrschte an Bord eine gute Disziplin. Natürlich bezahlte ich sie gut und sorgte auch dafür, daß ihre Landaufenthalte angenehm verliefen.
Die fünfte Reise, die ich unternahm, sollte meine Neugier befriedigen; ich hatte sie in einer schnellen G a leere zurückgelegt – ich wollte Tyros und Cos sehen.
Beide liegen etwa vierhundert Pasang westlich von Port Kar, Tyros im Süden von Cos, etwa hundert Pasang entfernt. Tyros ist eine felsige, bergige Insel, während Cos westlich seiner Gebirge weite Ebenen besitzt, auf deren Terrassen der Ta-Wein wächst.
Während ich meine fünf Reisen unternahm, waren meine anderen sechs Schiffe auf Handelsmissionen u n terwegs. Ich kehrte selten nach Port Kar zurück, ohne daß mein Vermögen in meiner Abwesenheit weiter zug e nommen hatte. Ich hatte bisher nur die fünf Reisen g e macht und mich in den vorausgegangenen beiden Mon a ten in meinem Anwesen mit geschäftlichen und organis a torischen Fragen beschäftigt, mit der Planung und Vorb e reitung anderer Reisen. Aber ich rechnete damit, daß ich bald auf das Thassa zurückkehren würde, das – wie es heißt – jedem Menschen unvergeßlich ist.
Ich hatte inzwischen auch einige Neuerungen eing e führt. Ich verwendete auf meinen vier Rundschiffen freie Männer als Ruderer, nicht Sklaven, wie es sonst in Port Kar üblich ist. Das Kampfschiff, das Langschiff, wird meines Wissens in Port Kar, Tyros oder Cos ohnehin nicht von Sklaven gerudert; in ihm sitzen stets freie Männer. Die Galeerensklaven, die mir der Freiheit wert erschienen, setzte ich frei und stellte dabei fest, daß viele freiwillig bei mir bleiben wollten und mich als ihren K a pitän anerkannten. Männer die ich aus diesem oder jenem Grunde nicht freilassen wollte, verkaufte ich an andere Kapitäne oder tauschte sie gegen Sklaven ein, denen ich die Freiheit geben konnte. Lücken, die auf meinen Bä n ken entstanden, wurden auf diese Weise schnell gefüllt. Ich kaufte einen starken Mann auf dem Sklavenkai und ließ ihn wortlos frei. Unweigerlich folgte er mir zu me i nem Haus und bat, in meine Dienste treten zu dürfen. Freie Männer leisteten nicht nur bessere Dienste am R u der, viele ergriffen außerdem die Gelegenheit, sich an den Waffen ausbilden zu lassen, und ich stellte tüchtige Waffenmeister für den Unterricht ein. So wurden die Rundschiffe von Bosk, dem Kapitän aus den Sümpfen, zu gefährlichen, stets kampfbereiten Einheiten. Andere Kaufleute aus Port Kar wandten sich deshalb an mich und baten um den Transport ihrer Waren auf meinen Schiffen. Ich zog es jedoch vor, meine Frachten selbst zu kaufen und zu veräußern. Darauf begannen auch andere Kapitäne mit freien Mannschaften zu experimentieren.
Meine Aufmerksamkeit galt wieder der Ratsversam m lung, die gerade einen Antrag auf eine neue Holzsch o nung behandelte. Zur Belieferung seines Arsenals unte r hielt Port Kar mehrere solcher Schonungen in den nördl i chen Wäldern. Sie sind von Gräben umgeben, um Vieh und unlizensierte Fuhrleute fernzuhalten. Wächter we r den eingestellt, die die Wälder bewachen, sie vor illeg a lem Schlag schützen, dazu Inspektoren, die jedes Jahr die Bäume schätzen und zählen. Die Wächter sind auch für die Baumpflege, für das notwendige Ausdünnen und Umpflanzen zuständig, für das Trimmen der Bäume und für den Unterhalt der Schutzgräben. Sie sind ebenso ve r antwortlich für das Biegen und Befestigen von Jungbä u men, die in bestimmten Formen wachsen sollen, gewöh n lich für Bugspriet und Reling. Einzelne Bäume, die a u ßerhalb der Schonungen von Port Kar beansprucht we r den, erhalten das Siegel des Arsenals. Die Lage dieser Bäume ist in einem Buch festgehalten. Die Schonungen liegen gewöhnlich in der Nähe von Flüssen, damit gefäl l te Bäume leichter zum Meer gebracht werden können. Bäume werden außerdem von den Waldbewohnern e r worben, die das Fällen im Winter besorgen und die Stämme auf Schlitten zum Meer schaffen. Hat es in e i nem Winter nur wenig Schnee gegeben, steigt der
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