GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
Offizieren nicht bekannt.
Alle Faktoren, die ich in meine Berechnungen aufg e nommen hatte, waren nun in Bewegung. Aber es gab b e stimmt auch noch andere.
Ich blickte nach Norden. Dann öffnete ich das Glas und suchte das Thassa ab. Schließlich ließ ich das Glas wieder zuschnappen. Im Norden hing eine bedrückende Schwärze über dem Thassa. Über uns eilten weiße Wo l ken dahin, wie springende Tabuk, die vor den Fangzä h nen des schwarzmähnigen Larl fliehen. Es war Herbst.
Mit dem Thassa hatte ich nicht gerechnet, mit seiner Schnelligkeit, seinen Stimmungen.
Es war eisig kalt im Mastkorb, und ich begann ein zweites Stück Trockenfleisch zu essen. In der Trinkfl a sche war das Wasser inzwischen gefroren.
Über drei Stunden saß ich nun schon im Mastkorb der Dorna, von Wind durchgeschüttelt, die Finger frostkalt am Fernglas. Ich beobachtete die Schlacht.
Ich hatte gesehen, wie meine erste Angriffswelle an Dutzenden von Stellen die Schiffsketten aus Cos und Tyros durchbrach, hatte gesehen, wie die Schiffe der großen Flotte kehrtmachten, hatte erleben dürfen, wie verletzlich sie dadurch für meine schwache zweite A n griffswelle waren, die einen unerwartet großen Erfolg erzielte. Als sich die Angriffslinien aus Cos und Tyros enger formierten, hatte die gewaltige Kette aus Run d schiffen ihr Netz um sie geschlossen. Hunderte von Schiffen hatten Anstalten gemacht, die plumpen Angre i fer zu vernichten, und viele hatten dabei zu spät entdeckt, daß sie es nicht mit gewöhnlichen Rundschiffen, sondern mit schwimmenden Festungen voller entschlossener Krieger zu tun hatten. Schließlich hatte ich gesehen, wie sich etwa fünfzig Feindschiffe meiner nächsten A n griffswelle entgegenstellten, die scheinbar aus Run d schiffen bestand, nur um von den Rammen und Sche r blättern überrascht zu werden. Ich war stolz auf meine Männer und ihre Schiffe. Sie kämpften vorzüglich. Und ich hatte nicht mehr das Gefühl, daß meine Strategie schwach war. Allerdings ahnte ich, daß sich mit der Zeit die zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners bemerkbar machen würde. Ich hatte eben nur etwa zweitausendfün f hundert Schiffe, zumeist Rundschiffe, während der Ge g ner viertausendzweihundert Kampfeinheiten in die Schlacht schicken konnte, ausnahmslos mit Rammen und Scherblättern ausgerüstet.
Im dunklen, winddurchtosten Nachmittag brannten zahlreiche Schiffe. Funken und Flammen wurden durch den starken Wind von einem Schiff zum nächsten getr a gen. Stellenweise lagen mehrere Einheiten zu dicht be i einander, in Gruppen zu zehn oder zwölf, wie schwi m mende Holzinseln im Meer.
Das Thassa wurde unruhiger, und die Dunkelheit aus dem Norden bedeckte nun schon den halben Himmel, beugte sich wie ein beutegieriges Ungeheuer über uns.
Die fünfte Angriffswelle verspätete sich.
Die Dorna ruckte an ihren Ankern. Wir hatten sie kurz gelichtet und das Schiff in den Wind schwingen lassen, um dann erneut zu ankern, aber trotzdem bockte die Do r na in der unruhigen See. Ihre Planken ächzten, und ich hörte das Knirschen der Bolzen und Eisenhaken und das Klirren der Ketten, die hier und dort ihr Gerüst stützten.
Meine fünfte Angriffswelle, die Flotten, die von den Flanken her vorgehen sollten, standen im Norden unter dem Kommando von Nigel und im Süden von Chung. Die Schiffe, die den ehemaligen Ubars der Stadt unte r standen, waren ausnahmslos Tarnschiffe.
Doch die fünfte Angriffswelle war noch nicht zu s e hen.
Dagegen sah ich aus dem Südwesten die Reserveflotte aus hundertundfünf Tarnschiffen näherkommen, gefolgt von den zehn breiten Rundschiffen, deren Fracht g e heimgehalten worden war.
Ich fragte mich, ob ich den Ubars Nigel und Chung hätte vertrauen sollen.
Das Kommandoschiff der Reserve schloß in Signaln ä he zur Dorna auf. Durch das Fernglas sah ich drüben auf dem Ruderdeck Antisthenes stehen, dessen Namen stets als erster auf der Kapitänsrolle des Rats gestanden hatte.
Die anderen Schiffe glitten hinter dem Kommand o schiff in eine vierfach gestaffelte Formation. Und zw i schen ihnen, tief im Wasser liegend, die kleinen Sturmsegel eingeholt, warteten die zehn Rundschiffe, die Holzfrachter aus dem Arsenal. Trotz ihrer Breite lagen sie unruhig im aufgewühlten Wasser.
Wieder richtete ich das Glas nach Westen, wo sich Rauch über den Horizont wälzte.
Ich erkannte nun, daß die Tarnschiffe aus Cos und T y ros dem Kampf mit meinen Rundschiffen auswichen und sich in ihrer zahlenmäßigen
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