GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
beschrieben hatte. Gewiß, die Preise in Laura waren ziemlich niedrig, das glaubte ich gern. Doch bekam man gute Ware zu so günstigen Konditionen? Plötzlich verkrampfte sich meine Hand um den Langbogen. Ich blieb stehen und spannte ihn. Ich zog einen Pfeil aus dem Köcher und setzte ihn auf die Sehne. Mir war plötzlich kalt, eine eiskalte Wut durchströmte mich. Im Handumdrehen wurde mir alles klar – wir waren Narren gewesen! Mir fiel ein, daß Hesius freiwillig, als Geste des guten Willens, auch noch Wein mit ins Lager geschickt hatte!
Ich unterdrückte einen Wutschrei. Die Männer aus Tyros!
Versessen auf Talena, hatte ich sie völlig vergessen. Ich hatte nicht mehr auf die Gefahren geachtet, die ringsum lauerten!
Mit größter Vorsicht näherte ich mich dem Lager der Tesephone . Zwischen Ästen versteckt, überblickte ich den Lagerplatz.
Die Schutzmauer, die das Schiff zum Land hin abgeschirmt hatte, war niedergerissen worden. Da und dort lag die Asche von Lagerfeuern. Trümmer waren auf der Fläche verstreut. Der Sand war an vielen Stellen aufgewühlt, als wäre heftig gekämpft worden. Die tiefe Kerbe des Kiels zog sich durch den Sand, verschwand im Wasser.
Meine Männer, die Sklaven, die Tesephone – alles war verschwunden.
Ich ballte die Faust und legte die Stirn gegen den Ast, hinter dem ich stand.
Wieder mußte ich eine Niederlage hinnehmen.
13
Zweifellos trieben sich Tyrer in der Nähe herum und warteten auf Männer, die sich ahnungslos dem Lager näherten.
Sie sollten nicht ungeschoren bleiben!
Ich blieb in meiner Deckung und wartete.
Am Spätnachmittag sah ich sie – eine Gruppe von elf Kriegern, die sich am Flußufer aus Richtung Laura näherten. Ich hatte reglos im Schatten gewartet. Sie hatten keine Kundschafter vorausgeschickt.
Sie kamen kühn heran – das Dümmste, was sie tun konnten.
Einer der Männer hatte eine Flasche bei sich.
Sie wußten wenig über den Wald – das war ihr Pech. In ihrer Begleitung waren vier Mädchen, wie ich mit grimmiger Zufriedenheit feststellte. Zweifellos handelte es sich um die Pagasklavinnen aus Laura. Sie waren zwar gefesselt, doch sie lachten und scherzten mit den Männern.
Sie hatten bei der Aktion gegen mein Lager eine entscheidende Rolle gespielt. Sicher hatte man ihnen gesagt, sie sollten dafür sorgen, daß alle Männer im Lager von dem Wein tranken, der aus Laura mitgebracht worden war. Natürlich hatten sie begriffen, worum es bei dem Plan ging, sie hatten sich also zu Komplizen gemacht.
Ich wollte mit diesen Leuten abrechnen. Entschlossen eilte ich aus dem Wald und stellte mich der Gruppe entgegen.
Die Männer blieben einen Augenblick wie erstarrt stehen. Ich war etwa hundertfünfzig Meter von ihnen entfernt und sah ihnen gleichmütig entgegen.
Die Mädchen wurden zur Seite geschoben.
Die Männer zogen ihre Klingen und eilten auf mich zu, griffen mich an. Dummköpfe!
Auf kurze Entfernung durchschlägt ein Temholzpfeil einen zehn Zentimeter dicken Baumstamm, auf zweihundert Meter vermag er einen Mann noch an einem Baum festzunageln; auf vierhundert Meter tötet dieser Pfeil noch den riesigen Bosk. Ein geübter Schütze kann neunzehn Pfeile in einer goreanischen Ehn verschießen, die etwa achtzig irdischen Sekunden entspricht, und zwar auf verschiedene Ziele nacheinander, die er noch auf zweihundertundfünfzig Meter genau und tödlich trifft.
Die Männer stießen den tyrischen Kriegsschrei aus und rannten mit gezogenen Schwertern durch den Sand und Kies des Lauriusufers auf mich zu, dicht zusammen, ein gutes Stück von den Bäumen entfernt.
Ihr Wutgebrüll schlug mir entgegen, ihr Befehl, ich sollte mich ergeben. Sie begriffen noch gar nicht, wer hier der Jäger war.
Ich hatte die Beine gespreizt und stand seitlich im rechten Winkel zum Ziel; der Kopf war nach links gewendet; der erste Federpfeil lag auf der Sehne; die drei Halbfedern der Voskmöwe kitzelten meine Wange. Pfeil auf Pfeil schwirrte von der Sehne.
»Ergib dich!« brüllte der Anführer der Gruppe und blieb etwa sieben Meter vor mir stehen. Auf ihn hatte ich nun angelegt, und er wußte, daß ich ihn töten konnte. »Wir sind zu viele!« rief er. »Setz den Bogen ab!«
Ich spannte die Sehne.
»Tötet ihn!« brüllte er über die Schulter und sah sich nach seinen Männern um. Diese lagen in einer unregelmäßigen Reihe hinter ihm. Nur einer bewegte sich noch.
Er wandte sich wieder mir zu. Sein Gesicht war plötzlich kreidebleich.
Bei der Jagd tötet man
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