GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
Wasserverkäufer erbleichte. »Dann muß ich ve r suchen, andere zu finden, Herr.«
»Tu das«, erwiderte ich.
Der Silbertarsk glitt ihm aus den zitternden Fingern. Er wich zurück. Plötzlich wirbelte er herum und ergriff die Flucht.
Ich bückte mich und nahm die Münze auf. Ich war müde. Ich nahm nicht an, daß ich so schnell wieder von dem Wasserverkäufer hören würde. Immerhin hatte ich ihm weisgemacht, daß ich erst in zehn Tagen nach Turia aufbrechen wollte.
Doch nun galt es Schlaf zu finden. Morgen früh gab es viel zu tun. Unter anderem mußte ich meine Begleiterin aus den öffentlichen Sklavengehegen Tors holen. Ac h med, der Sohn Farouks würde am Südtor der Stadt auf mich warten. Wir wollten uns der Karawane Farouks a n schließen, die zur Oase der Neun Brunnen reiste. Dort gedachte ich Vorräte zu erstehen und einen Führer anz u heuern. In der Oase herrschte Suleiman, der Herr über tausend Lanzen, Suleiman vom Stamme der Aretai.
Ich drehte mich um und erstieg die schmale Holztre p pe, die zu meinem Zimmer führte. Ich nahm an, daß ich den Wasserverkäufer Abdul ein für allemal los war.
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Die Karawane zog gemächlich durch die Tahari.
Ich drehte meine Kaiila herum, gab ihr die Sporen und galoppierte an der langen Kette beladener Tiere entlang.
Mit der Spitze meines Säbels hob ich einen Vorhang beiseite. Das Mädchen fuhr erschrocken zusammen. Al y ena, die frühere Miß Priscilla Blake-Allen von der Erde, war bis auf einen winzigen Gesichtsschleier nackt. Sie saß in einer Kurdah, einem Aufbau auf dem Rücken einer Kaiila. Sie war ein hübsches Ding, wenn sie auch noch viel zu lernen hatte.
Die Sand-Kaiila – auch Wüsten-Kaiila genannt – ist nicht identisch mit dem Tier, das als Haustier und in fre i er Wildbahn in den mittleren Längengraden der südl i chen goreanischen Hemisphäre anzutreffen ist; jenes Tier, das den Wagenvölkern als Reittier dient, findet sich nicht in der nördlichen Hemisphäre Gors. Zwischen den beiden Arten oder Spezies besteht offenbar eine phyl o genetische Affinität; ich vermute, daß die Sand-Kaiila eine der Wüste angepaßte Mutation der subäquatorialen Rasse ist; beide Tiere sind hochmütige, stolze Wesen mit langen Hälsen und einer eleganten Gangart, beide besi t zen dreifache Augenlider, deren drittes eine transparente Membrane ist, von besonderem Nutzen in den Staub- und Sandstürmen der südlichen Ebenen oder der Tahari; be i de Geschöpfe lassen sich hinsichtlich ihrer Größe ve r gleichen und messen zwischen zwanzig und zweiun d zwanzig Hand; beide sind schnell und haben ein unglau b liches Durchhaltevermögen; bei idealen Verhältnissen vermögen sie Entfernungen von sechshundert Pasang am Tag zurückzulegen, eine Strecke, die sich im Dünenland natürlich auf fünfzig Pasang reduziert. Die Kaiila sind außerdem nervös und ziemlich bösartig; während die Sand-Kaiila ein Allesfresser ist, ernährt sich die südliche Kaiila allein von Fleisch; beide können notfalls längere Zeit ohne Wasser auskommen. Die Kaiila des Südens besitzt einen Zusatzmagen und kann mehrere Tage ohne Fleisch leben, dagegen muß die Sand-Kaiila öfter gefü t tert werden; so kommt es, daß jeweils mehrere Packtiere einer Karawane für den Transport von Futter verwendet werden.
Ich kehrte an meinen Platz in der Karawane zurück.
In der Tahari hört der Wind niemals auf – ein heißer Wind, den die Nomaden und sonstigen Taharibewohner trotzdem willkommen heißen. Ohne diesen Luftzug wäre die Wüste völlig unerträglich, auch wenn man genügend Wasser hätte oder sich im Schatten aufhielte.
Ich lauschte auf den Klang der Karawanenglocken – ein angenehmes Geräusch. Die Kaiila trotteten langsam dahin.
Der Tahariwind bläst vorwiegend aus dem Norden o der Nordwesten. Er kann nur gefährlich werden, wenn er im Frühling von Westen und im Herbst von Osten weht.
Wir zogen durch ein hügeliges Gebiet mit trockenem Gebüsch. Zahlreiche große Felsbrocken lagen herum. Auf der Schattenseite einiger Felsen und an geschützten Hängen fanden wir da und dort widerstandsfähiges Ver r gras. Von Zeit zu Zeit kamen wir an Wasserlöchern und Nomadenzelten vorbei. Einige dieser Wasserlöcher w a ren von kleinen Bäumen gesäumt, die an flache Rege n schirme auf gekrümmten Stangen erinnerten – Flahdah-Bäume. An den Wasserstellen, die schlammigen Teichen ähnelten, wuchs ansonsten nichts – hier erstreckte sich nur ausgetrocknete und rissige Erde; hatte es einmal
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