GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
sie. Sie begann sich Gedanken über die Männer zu machen. Sie wurde kühn und verlor ihre Scham, wie es einem Besitztum zukommt. Sie gab sich bereits Geda n ken und Träumen hin, die eine freie Frau entsetzt hätten, die aber für sie als Sklavin angemessen waren. Sie en t deckte ihre Sinnlichkeit.
Alyena hatte es noch nicht bewußt erkannt und hätte den Gedanken bestimmt entrüstet zurückgewiesen – doch sie war auf dem besten Wege, eine Sklavin zu werden.
5
»Was forderst du für sie?« fragte Suleiman. Er saß auf Kissen und auf Teppichen aus Tor.
Er trug Kaffiyeh und Agal in den Farben der Aretai.
Vor uns stand ein Mädchen auf dem glatten roten Holzboden. Ihr Körper war entspannt, ein herrlicher A n blick. Sie trug einen Gürtel aus zusammengerolltem Stoff und gelbe Tanzseide nach turianischer Art. Sie war ba r fuß; um ihre Fußgelenke lagen zahlreiche goldene Re i fen. Sie trug einen gelben Seiden-Büstenhalter, der ihre Schönheit unterstrich. Ihren Hals schmückten mehrere leichte Goldketten mit Anhängern, ihre Arme waren von Schmuckreifen umschlossen. Sie war blond und blauä u gig und hatte eine helle Haut.
Ich nickte den Musikern zu, die sofort zu spielen b e gannen. Ein leises Klimpern der Finger-Zimbeln ertönte, und Alyena begann für uns zu tanzen.
»Gefällt dir die Sklavin?« fragte ich.
Suleiman beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Sein Gesicht war ausdruckslos. »Sie ist nicht u n interessant.«
Ich zog unter meiner Robe den Gürtel hervor, in dem ich meine Edelsteine versteckt hatte. Vorsichtig schnitt ich die Naht auf, welche die beiden Teile zusammenhielt, nahm nacheinander die Steine heraus und legte sie vo r sichtig auf den lackierten Intarsientisch, hinter dem S u leiman mit untergeschlagenen Beinen saß.
Er warf einen Blick auf die kostbaren Stücke, nahm sie nacheinander zwischen Daumen und Zeigefinger se i ner rechten Hand. Manchmal hielt er sie ins Licht. Ich hatte mir größte Mühe gegeben, den ungefähren Wert meiner Steine zu ermitteln, und auch ihren Marktwert in gepreßten Datteln.
Rechts von Suleiman saß ein anderer Mann in en t spannter Haltung. Auch er trug Kaffiyeh und Agal und einen Seidenkaftan. Er war ein Salzkaufmann aus Kasra.
»Es tut mir leid, daß wir nicht zusammen nach Kasra und von dort nach Tor reisen konnten«, sagte Ibn Saran.
»Ich wurde leider dringend fortgerufen«, sagte ich. »Es ging um geschäftliche Dinge.«
»Ich habe es mit Bedauern vernommen«, sagte Ibn S a ran lächelnd und hob eine winzige Tasse mit dampfe n dem schwarzen Wein an die Lippen. Er war gezuckert und schmeckte grauenhaft.
Suleiman schob bestimmte Steine mit den Fingern in meine Richtung.
Diese Exemplare legte ich wieder in meine Börse. O f fensichtlich interessierte er sich in erster Linie für Di a manten und Opale. Beide Gattungen wurden in der Tah a ri nur selten gehandelt.
Er betrachtete Alyena. Ihr Körper schien sich kaum zu bewegen – trotzdem tanzte sie, wie gegen ihren Willen. Es sah aus, als wollte sie eigentlich stillstehen und müßte dazu die Wünsche des eigenen Körpers bekämpfen. Die Augen hatte sie geschlossen, die Zähne gruben sich in ihre Unterlippe, das Gesicht war gequält verzogen, die Arme mit geballten Fäusten über den Kopf erhoben – dennoch bewegte sich der Körper wie von allein, ihr Körper zwang sie, sich den Augen der Männer in anm u tiger Bewegung darzubieten. Mit dieser Art der Präsent a tion läßt sich eine unglaubliche Spannung erzeugen, der sich auch Suleiman und Ibn Saran nicht entziehen kon n ten.
Ich hatte einen Monat lang in der Oase der Neun Brunnen warten müssen, ehe mir eine Audienz bei S u leiman gewährt wurde.
Ibn Saran hob einen Finger, ohne den Blick von Aly e na zu wenden. Von der Seite eilte ein Sklavenmädchen herbei – sie trug einen durchscheinenden Hosen-Chalwar, der an ihrer Hüfte die nackte Haut sehen ließ, und darüber eine enge rote Weste. Sie war verschleiert. Das Mädchen kniete mit einem Silbergefäß neben ihrem Herrn nieder und schenkte ihm schwarzen Wein nach. Dann wich sie zurück. Ibn Saran machte ein zweites Ze i chen, und ein anderes Mädchen, hellhäutig und blond, kam seiner Anordnung nach. Sie war ähnlich gekleidet wie die erste Sklavin und brachte ein Tablett mit ve r schiedenen Zuckersorten. Mit einem winzigen Löffel füllte sie vier Prisen weißen Zucker und sechs Prisen gelben Zucker in die Tasse. Nach jedem Löffel rührte sie den Wein vorsichtig um.
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