GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
uns in der Ferne zu begleiten schienen. Wenn die Wäc h ter oder die Soldaten der Eskorte auf sie zuritten, hatten sie sich schleunigst zurückgezogen und waren zwischen den Hügeln verschwunden.
»Du solltest das lieber nicht weitererzählen«, fuhr Hamid fort, »aber es treibt sich in der Nähe eine Kavar-Gruppe herum, zwischen drei- und vierhundert Mann stark.«
»Räuber?« fragte ich.
»Kavars«, sagte er. »Stammesangehörige. Außerdem Männer des verbündeten Stammes der Ta'Kara.« Er sah mich eindringlich an. »Vielleicht kommt es bald zum Krieg. Dann nimmt die Zahl der Karawanen schnell ab, denn kein Kaufmann wird seine Waren aufs Spiel setzen wollen. Die Kavars wollen verhindern, daß Suleiman diese Waren erhält. Sie wollen die Vorräte zur Oase der Silbersteine umleiten.« Es handelte sich um eine Oase der Char, die ebenfalls mit den Kavars verbündet waren. Sie hatte ihren Namen erhalten, als vor mehreren Jah r hunderten einige durstige Männer nachts auf die Quelle stießen. Auf den großen flachen Steinen in der Nähe ha t te sich Tau niedergeschlagen, und die Feuchtigkeit hatte im Zwielicht wie Silber geschimmert. Übrigens gibt es oft Tau in der Tahari, ein Niederschlag von Luftfeuchti g keit in kühlen Nächten. Natürlich verdunstet das Wasser nach dem Aufgehen der Sonne sofort wieder. Manche Nomaden graben vor dem Morgengrauen Steine aus, säubern sie, setzen sie im Freien aus und lecken später die Feuchtigkeit ab. Damit läßt sich natürlich nicht viel Wasser gewinnen, doch es ist besser als gar nichts.
»Wenn sich so viele Kavars und Ta'Kara in der Nähe herumtreiben«, sagte ich, »habt ihr nicht genügend Mä n ner, um unsere Karawane zu verteidigen.« Ich hatte den Eindruck, daß bei den gegebenen militärischen Verhäl t nissen eine so kleine Eskorte geradezu zum Angriff he r ausforderte.
Hamid, der Leutnant Shakars, des Hauptmanns der Aretai, antwortete nicht auf meine Bemerkung. Er kam vielmehr auf seine erste Bitte zurück. »Gib mir die Ste i ne. Ich bewahre sie für dich auf. Wenn du sie mir nicht gibst, verlierst du sie vielleicht an die Kavars. Ich reiche sie für dich an Suleiman weiter, der dich nicht empfa n gen wird. Ich schließe den Handel für dich ab und sorge für einen guten Preis.«
»Ich werde selbst mit Suleiman sprechen«, sagte ich. »Ich handle meine Preise persönlich aus.«
»Kavar-Spion!« fauchte er. Ich schwieg.
»Gib mir die Steine!«
»Nein.«
»Hast du die Absicht«, fragte er, »dir Zutritt bei S u leiman zu verschaffen, um ihn dann zu ermorden?«
»Das wäre wohl kaum der richtige Weg, um einen g u ten Preis in Dattelbarren zu erzielen«, sagte ich gelassen und fügte hinzu: »Du hast ja deinen Dolch gezogen!«
Im nächsten Augenblick stürzte er sich auf mich, doch ich saß längst nicht mehr an meinem Platz. Ich war au f gesprungen, trat gegen die Stange, die das Zelt hielt, und glitt ins Freie. Gleichzeitig zog ich meinen Krummsäbel. »Ho!« brüllte ich. »Ein Einbrecher! Ein Einbrecher!«
Männer eilten herbei, unter ihnen Shakar, Hauptmann der Aretai, und mehrere seiner Männer. Treiber und Sklaven drängten herbei. Unter der herabgesunkenen Zeltplane bewegte sich eine Gestalt. Auf ein Zeichen Shakars wurde der Zeltstoff zurückgeschlagen.
»Oh!« rief ich überrascht. »Es ist der ehrenwerte H a mid! Verzeih mir, edler Herr! Ich habe dich für einen Einbrecher gehalten!«
Hamid knurrte etwas vor sich hin und klopfte sich den Staub von der Tunika.
»Ungeschickt, sich ein Zelt auf den Kopf fallen zu la s sen«, sagte Shakar und steckte seinen Säbel ein.
»Ich bin gestolpert.« Hamid machte keinen sonderlich erfreuten Eindruck, als er seinem Hauptmann in die Dunkelheit folgte und dabei einen kurzen Blick über die Schulter warf.
»Richte das Zelt wieder auf«, sagte ich zu Alyena, die mich erschrocken ansah.
»Jawohl, Herr«, sagte sie.
Ich machte mich auf die Suche nach Farouk. Ich wol l te verhindern, daß seine Männer sinnlos ihr Leben opfe r ten.
Wir brauchten auf den Angriff der Kavars nicht lange zu warten. Es passierte am nächsten Tag, kurz nach der zehnten Stunde, der goreanischen Mittagsstunde.
Es überraschte mich nicht, daß die Soldaten der Ar e tai-Eskorte zum Kampf antraten, dann aber schleunigst ihre Kaiila herumzogen und die Flucht ergriffen, war die Übermacht der von den Hängen herabschwärmenden Gegner doch erstaunlich groß.
»Wehrt euch nicht!« rief Farouk seinen Wächtern zu und ritt an der
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