GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
Unterarm hinab. Ich konnte mich kaum bewegen, war gefangen; ein hil f loses Opfer Ibn Sarans.
Wieder schloß ich die Augen. Suleiman war nicht g e storben. Der Stich des Mörders in der allgemeinen Ve r wirrung hatte nicht zu dem gewünschten Resultat g e führt.
Zwei Sklavinnen hatten bei der Gerichtsverhandlung gegen mich ausgesagt. Zaya, ein rothaariges Mädchen, das für Ibn Sarans Zuckerportionen zuständig war, und die dazugehörige Weinsklavin Vella – beide hatten au s gesagt, daß ich den heimtückischen Stich ausgeführt hä t te. Der Richter verurteilte mich zur Verbannung in die Salzgruben von Klima, die im Kern des Dünenlandes lagen. Dort sollte ich Salz fördern, bis die Sonne, die Sklavenherren oder das Salz mit mir fertig wurden. Von den Salzgruben, so ging das Gerücht, gab es keine Wi e derkehr. In Klima gibt es keine Kaiila; sogar die Wächter sind unberitten. Karawanen bringen die Vorräte und h o len das Salz ab. Abgesehen von den Brunnen des Lagers gibt es auf tausend Pasang kein Wasser mehr. Klimas sicherste Mauer ist die Wüste. Außerdem ist Klima ein Lager ohne Frauen, damit sich die Männer nicht ihretw e gen streiten.
Plötzlich wehte mir der Geruch in die Nase, eindeutig, klar. Meine Nackenhaare sträubten sich.
Ich bäumte mich in meinen Ketten auf. Ich war nackt und völlig hilflos. Ich vermochte nicht einmal die Hand schützend vor den Körper zu heben.
Ich roch einen Kur!
»Ist da jemand?« rief der Wächter von draußen. Ich hörte, wie sich sein Stuhl bewegte. Er stand auf.
Er bekam keine Antwort. Tiefes Schweigen.
Ich rührte mich nicht.
Er ging zur Schwelle des großen Raums, der vor den Zellen liegt. Er bewegte sich vorsichtig. An dieser Schwelle gibt es keine Tür. Es ist ein schmaler Durc h gang am Fuße einer gewundenen Treppe.
»Wer ist da?« rief er und wartete. Doch es kam keine Antwort.
Daraufhin drehte er sich um und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Ich hörte ihn wieder Platz nehmen. Doch gleich darauf scharrten die Stuhlbeine erneut über den Boden. »Wer ist da?« brüllte er. Er schien seinen Krummsäbel zu ziehen. Er drehte sich heftig hin und her.
Dann hörte ich einen undeutlichen gurgelnden Entse t zensschrei, der abrupt endete. Ein Knacken ertönte.
Danach waren keine deutlichen Geräusche mehr zu hören, nur das Schlecken einer großen Zunge, die sich vorsichtig, tastend, schmeckend in Blut bewegte.
Dann hörte ich, wie Körperteile zu Boden geworfen wurden. Die Freßgeräusche verstummten. Ich spürte, wie sich vor meiner Tür eine große Gestalt aufrichtete und langsam zu meiner Zelle umdrehte. Ich spürte mit allen Sinnen, daß das Geschöpf nun vor der Zellentür stand. Ich vermochte den Blick nicht von dem kleinen Fenster in der Tür abzuwenden, obwohl draußen nichts zu erke n nen war. Ich spürte, daß das Wesen dort stand, daß es zwischen den Stäben hindurchblickte.
Dann bewegte sich der Schlüssel im Schloß!
Die Tür schwang auf. Doch auf der Schwelle zeigte sich nichts. Im Hintergrund lagen die blutigen Überreste des Wächters. Den Kopf hatte das unsichtbare Geschöpf abgebissen. Ich sah, daß sich im Inneren der Zelle Stroh bewegte. Der Kur-Geruch war auffällig stark. Die u n heimliche Kreatur schien vor mir zu stehen.
Die Kette an meiner linken Hand wurde angehoben. Zweimal zog jemand daran. Dann fielen die Metallgli e der wieder auf den Boden.
Ich spürte ganz deutlich, daß das Ungeheuer unmitte l bar vor mir stand.
Gleich darauf vernahm ich die Stimmen mehrerer Männer. Sie kamen näher.
Deutlich machte ich die befehlsgewohnte Stimme Ibn Sarans aus. Die Gruppe kam die Treppe herab. Ein En t setzensschrei ertönte. Ich konnte die Szene durch die o f fene Zellentür verfolgen. Ibn Saran erschien persönlich auf der Schwelle – er trug einen schwarzen Mantel und eine weiße Kaffiyeh mit schwarzer Schnur.
Sofort hatte er den Krummsäbel in der Hand – der R e flex eines Wüstenkriegers. Er verschwendete keinen Blick auf die übel zugerichtete Leiche zu seinen Füßen, sondern suchte mit geübten Blicken den Raum ab.
»Zieht eure Waffen!« rief er seinen erschrockenen Männern zu. Die Soldaten vermochten die Augen nicht von der zerstückelten Leiche zu wenden. Mit der Brei t seite seiner Klinge mußte er die Krieger antreiben.
»Achtung!« rief er. »Versperrt die Tür!«
Er blickte in die Zelle. Ich sah ihn an. Ich war in si t zender Stellung angekettet und vermochte mich kaum zu rühren. Ibn Saran lächelte verkrampft.
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