GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
großzügig.« Ich lachte. »Aber was hättest du getan, wenn ich deine Spur verloren hätte?«
»Das wäre dir bestimmt nicht passiert!«
»Aber trotzdem!«
»Dann hättest du eine Information zugespielt erhalten, wo sich deine – meine – hübsche Alyena aufhielte. Und dann hätten wir uns getroffen.«
»Was wäre, wenn ich jetzt den Versuch machte, dich zu töten?«
»Das tust du bestimmt nicht, denn du bist mein Gast«, sagte Hassan. »Warum hast du außerdem eine solche Sklavin in die Wüste gebracht – ein blondes, hellhäut i ges, blauäugiges Mädchen?«
»Warum wohl?«
»Jedenfalls nicht als einfache Sklavin«, sagte er. »Du könntest in jeder Oase Mädchen kaufen oder mieten. Du hast sie mit einer bestimmten Absicht hergebracht. Du wolltest sie verkaufen oder gegen irgend etwas einta u schen – Hilfe, Information, irgend etwas.«
»Du bist klug«, sagte ich.
»Ich hoffe, daß die Sklavin unsere Beziehung nicht belastet.«
»Wie sollte das einer einfachen Sklavin möglich sein?«
»Da hast du recht.«
»Sie scheint in deinen Ketten zufrieden zu sein.«
»Sie ist ja immerhin eine Sklavin.«
»Sie scheint dich zu lieben«, sagte ich.
»Ich habe ihr keine andere Wahl gelassen«, erwiderte Hassan grinsend und fuhr fort: »Es ist fast schon wieder hell. Wir wollen die Oase verlassen.«
Ich ritt neben ihm.
»Was wolltest du mit mir besprechen?« fragte ich ihn schließlich.
»Ich glaube, wir haben ein gemeinsames Interesse.«
»Worin?«
»Im Reisen.«
»Reisende interessieren sich oft für Kuriositäten.«
»Ich gedenke, einen Ausflug in die Wüste zu unte r nehmen«, sagte er.
»Das ist heutzutage nicht ungefährlich.«
»Kennst du einen Stein«, fragte er, »in der Nähe der Route zwischen Tor und den Neun Brunnen, einen Stein mit einer Inschrift?«
»Ja«, sagte ich.
»Und in der Nähe dieses Steins lag ein Mann, der die Inschrift eingeritzt hatte, ehe er starb.«
»Ja«, sagte ich. »Aber als ich den Stein zu sehen b e kam, war der Tote fort.«
»Ich habe die Leiche fortgeschafft«, sagte Hassan, »und in einem mächtigen Buschfeuer verbrannt. Die A sche habe ich anschließend dem Sand überantwortet.«
»Du hast ihn gekannt?«
»Er war mein Bruder«, sagte Hassan.
»Was suchst du in der Wüste?« wollte ich wissen.
»Einen Stahlturm«, erwiderte er.
9
»Ihr habt keine Glocken an eurem Kaiilageschirr!« sagte der Mann und bedrohte uns mit seiner Lanze.
»Wir kommen in friedlicher Absicht«, sagte Hassan. »Hast du einen Stahlturm gesehen oder davon gehört?«
»Das ist eine verrückte Frage!« rief der Mann.
Hassan zog seine Kaiila zur Seite und ritt weiter. Ich folgte ihm hinter mir ritten Hassans neun Männer und das Sklavenmädchen Alyena.
Der Nomade stand im Sand, die Lanze aufgestützt, und blickte uns nach. Hinter ihm drängte sich eine Herde aus elf Verr die an dem bräunlichen Verrgras zupften. Er hätte die kleinen Tiere bis auf den letzten Blutstropfen verteidigt. Aus ihrer Milch und Wolle bezogen er und seine Familie ihr Einkommen.
»Vielleicht gibt es diesen Stahlturm gar nicht«, sagte ich zu Hassan.
»Wir setzen die Suche fort«, sagte er.
Ich hatte inzwischen die Tahari in den verschiedensten Stimmungen erlebt. Seit zwanzig Tagen waren wir nun schon in der Wüste unterwegs.
Einmal war im Süden eine gewaltige schwarze Wo l kenwand aufgestiegen, begleitet von prickelnden Stau b wolken. Wir waren abgestiegen, hatten unsere Kaiila a n gebunden und hatten dem Sturm den Rücken zugedreht. Aus unseren Vorratsbündeln hatten wir einen Wall e r richtet und uns dahinter niedergekauert, wobei wir die Burnusse enger um den Leib zogen. Hassan hatte das Mädchen unter sein Gewand gezogen. Zwei Tage lang hatte uns der Wind bestürmt, und wir hatten nach Tah a rimanier geduldig gewartet. Wir hatten uns kaum gerührt und nur ab und zu eine Verrhaut mit Wasser und einen Lederbeutel mit Sa-Tarna-Brei herumgehen lassen. Der Wind legte sich so schnell er gekommen war, abrupt kehrte die Sonne an den Himmel zurück und bestrahlte uns in alter Wildheit und Schönheit – das Zepter ihres Lichts und ihrer Hitze schwebte wieder über dem endl o sen Land.
Hassan richtete sich als erster auf. Er schüttelte sich den Sand aus dem Burnus. Alyena kroch heraus und reckte sich wie ein weiblicher Sleen. Die Mauer aus Lastbeuteln war halb vom Sand begraben.
»Ein schrecklicher Sturm«, sagte ich.
Er lächelte. »Du stammst nicht aus der Tahari«, b e merkte er. »Du
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