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GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor

GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor

Titel: GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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eingebildeten ›Sees‹ wirkt in der Spieg e lung des Himmels blau und deshalb noch wasserähnl i cher. Eine zweite oft vorkommende Spiegelung ist die Interpretation eines gemischten Terrains, gewöhnlich Gestein und Unterholz, das sich in den emporsteigenden Hitzewellen als Oase mit Wasser, Palmen und Gebäuden darbietet. Jede Sinneswahrnehmung ist eine ziemlich komplizierte Sache – es handelt sich um die Einwirkung von Energien auf Sinnesorgane, und um die Umwan d lung dieser Energien in eine interpretierbare visuelle Welt. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß in der Wüste eine gesunde, normale Person solche Einwirkungen feh l interpretiert und aus Lichtenergien, die über einer erhit z ten Oberfläche aus Gestein und Unterholz reflektiert werden, eine ganze Oase mit Gebäuden und Bäumen e r stehen läßt.
    Doch das Bild, das ich in der Ferne erblickte, schien in seiner Klarheit absolut real zu sein. Ich drehte den Kopf hin und her. Ich schloß und öffnete die Augen.
    »Nein«, sagte ich. »Ich sehe sie ganz deutlich – die Oase der Schlacht am Roten Felsen, die unser Ziel ist.«
    »Aber dort ist nichts«, sagte Hassan.
    »Besitzt die Oase des Roten Felsens am Nordostrand eine Kasbah mit vier Türmen?«
    »Ja.«
    »Dann sehe ich diese Oase!«
    »Nein«, sagte Hassan.
    »ich kann fünf Palmenhaine ausmachen.«
    »Ja.«
    »Im Osten der Oase liegen Granatäpfelgärten«, fuhr ich fort. »Im Innern erstrecken sich Gärten. Zwischen zwei Palmenhainen liegt sogar ein Teich.«
    »Das stimmt alles«, sagte Hassan gelassen.
    »Vor uns liegt die Oase des Roten Felsens!«
    »Nein«, widersprach Hassan.
    »Ich kann mir das doch nicht alles einbilden!« sagte ich. »Ich bin noch nie in der Oase des Roten Felsens g e wesen. Schau doch! Die Kasbah hat ein großes Tor, das uns zugewendet ist. Auf den Türmen wehen zwei Fla g gen.«
    »Wimpel der Tashid und der Aretai.«
    »Wir reiten um die Wette zur Oase!« sagte ich.
    »Sie ist nicht vorhanden«, sagte er. »Wir treffen erst morgen nachmittag dort ein.«
    »Ich sehe sie doch!«
    »Ich will mich klar äußern«, sagte Hassan. »Du siehst sie, und doch siehst du sie nicht.«
    »Ich freue mich, daß du dich zu einem klaren Wort entschlossen hast – trotzdem verstehe ich nichts.«
    »Reite doch weiter«, meinte Hassan.
    Achselzuckend grub ich meiner Kaiila die Hacken in die Flanken und lenkte sie den Hang hinab auf die Oase zu. Ich war kaum fünf Ehn geritten, als die Oase plötzlich verschwand. Ich zügelte das Tier. Vor mir erstreckte sich nichts als die Wüste.
    Ich schwitzte. Es war heiß. Vor mir lag die endlose Tahari.
    »Ein interessantes Phänomen, nicht wahr?« erkundigte sich Hassan, als er und die anderen zu mir stießen. »Die Oase wird in einem Spiegel aus Luft darüber reflektiert.«
    »Wie von Spiegeln?« fragte ich.
    »Richtig«, sagte Hassan. »Die Luftschichten wirken sich wie Spiegel aus. Ein Dreieck aus reflektiertem Licht bildet sich. Dabei ist die Oase der Schlacht am Roten Felsen noch siebzig Pasang entfernt.«
    »Woher wußtest du, daß das alles nur eine Spiegelung war?« wollte ich wissen.
    »Ich bin in der Tahari geboren«, sagte er.
    »Aber woher wußtest du, daß es eine Reflexion und nicht die wirkliche Oase war?«
    »Ich kenne die Entfernungen«, erwiderte er. »Wir w a ren noch nicht so weit geritten, daß wir dicht vor uns e rem Ziel sein konnten.«
    »Jemand, der nicht aus der Tahari stammt, hätte bei diesem Anblick sein Wasser falsch einteilen und damit sein Leben riskieren können.«
    »In der Tahari ist es ratsam, ein Mann der Tahari zu sein«, sagte Hassan, »sonst ist das Überleben sehr schwer.«
    »Ich will versuchen, ein Mann der Tahari zu sein«, sagte ich.
    »Dabei werde ich dir helfen«, sagte Hassan.
     
    Erst am nächsten Tag, zur elften Ahn, eine Ahn nach der goreanischen Mittagsstunde, trafen wir in der Oase des Roten Felsens ein.
    Über der Stadt ragte die Kasbah des Herrschers Turem a'Din auf, der Befehlshaber des hiesigen Tashid-Klans war. Die Oase besaß fünf Palmenhaine. Im Osten der Oase lagen Granatäpfelgärten. In den tieferen Sektionen, zur Mitte hin, erstreckten sich Privatgärten. Zwischen zwei Hainen aus Dattelpalmen befand sich ein großer See. Die Kasbah verfügte über ein großes Tor, und auf den vier Türmen wehten Wipfel mit den Symbolen der Tashid und der Aretai.
    »Hast du Angst, die Oase eines mit den Aretai ve r bündeten Stammes zu betreten?« fragte Hassan.
    »Wir kommen von der Oase der Neun

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