GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
fort sind.«
In der Tiefe der Höhle, weit entfernt von den Sal z docks, verlangsamten wir die Fahrt des Floßes und hie l ten es mit den langen Pfählen an Ort und Stelle fest. Der Mann, der schon während des Angriffs das Steuer g e führt hatte, lenkte auch diese schwerfällige offene Plat t form, die unser einziger Schutz war. Außer ihm waren nur Hassan und ich von der gestrigen Mannschaft dabei. An den Ecken des Floßes brannten vier Lampen auf Pfählen. Fackeln lagen bereit, sie konnten notfalls an den Lampen entzündet und über das Wasser gehalten werden.
»Weckt mich, wenn die Lelts verschwunden sind«, hatte T'Zshal gesagt. »Ich schlafe jetzt ein bißchen.« Daraufhin hatte er sich hingelegt, hinter den Rahmen, in dem die Salzfässer gelagert werden. Neben ihm ruhte die lange etwa neun Fuß lange Lanze.
»Willst du die Spitze nicht vergiften?« hatte ein Mann auf dem Salzdock gefragt.
»Nein«, sagte T'Zshal.
Ich fragte mich, ob er früher einmal der Kriegerkaste angehört hatte.
Ich beobachtete T'Zshal beim Schlafen; der bärtige Kopf lag auf einem Arm. Ich überlegte, warum niemand diesen Mann tötete, um sich selbst zum Hüttenmeister aufzuschwingen. Wie konnte es sein, daß er als absoluter Herrscher über unsere Hütte sich inmitten der Sklaven schlafen legte, die ihm Kaffiyeh und Agal abgewinnen konnten, indem sie ihm einfach den Dolch abnahmen und sich damit ans Werk machten? Wie konnte es ein Mann seines Amtes wagen, den wilden, neidischen Sleen, in deren Mitte er mit seiner Peitsche wütete, den Rücken zu kehren? Sein Wille, sein Wort sind Gesetz in unserer Hüttengemeinschaft. Er hat die absolute Macht.
Ich blickte ins Wasser und zählte die Köpfe der Lelts, die da und dort im dunklen Wasser schimmerten. Sie b e gleiteten das Floß nun schon gut eine Ahn lang.
T'Zshal schlief. Neben ihm lag die Lanze. In seiner r o ten Schärpe steckte der Dolch seines Amtes.
»Die Lelts sind fort!« sagte einer der Männer in me i ner Nähe.
Das Wasser war dunkel, anscheinend leer. Die Lelts und die kleinen Salamander waren plötzlich verschwu n den.
»Wach auf, T'Zshal«, sagte der Mann.
Plötzlich begriff ich die Stellung des Hüttenmeisters, die vagen Gesetze, die diesen Posten regeln, die in Klima eine gewisse Ordnung schaffen.
»Die Lelts sind fort«, flüsterte ein Mann.
Ich hatte mich gefragt, warum T'Zshal und die anderen Hüttenmeister relativ sicher waren, warum die gesel l schaftliche Ordnung einigermaßen stabil wirkte. Plötzlich glaubte ich die Wahrheit zu kennen. Niemand fand sich bereit, T'Zshal zu töten, weil der Täter anschließend Hü t tenmeister werden mußte. Er war der Mann, auf dem s o dann die gefürchtete Verantwortung lastete – er mußte dann seine Autorität festigen. Man muß sich vorsichtig äußern, wenn die eigenen Worte Gesetz sind. Es ist nicht einfach, in Klima Sklavenmeister zu sein; es kann sogar gefährlich sein – ein hoher Preis für die Gewalt über die Peitsche. Man muß sorgfältig überlegen, ehe man einen Hüttenmeister erschlägt; die Gründe, die für die Tat au s schlaggebend sein mögen, bestehen ja weiter und können sich auch gegen denjenigen richten, der nun das Amt ü bernimmt. Sowohl die Sklaven als auch der Sklavenmei s ter stehen in diesem Punkt unter einem Zwang. Die Mä n ner wissen, daß jeder, der den Hüttenmeister tötet, das Amt seines Opfers übernehmen muß, mit allen Ris i ken und Problemen. Der Sklavenmeister steht unter der Ko n trolle seiner Männer – angesichts des schnell aufloder n den Zorns seiner hoffnungslosen Untergebenen. Wenn er sein Amt nicht geschickt verwaltet, wenn er nicht G e rechtigkeit walten läßt, fordert er zu Widerspe n stigkeiten auf, die sich im Kreis der verzweifelten Skl a ven von Klima früher oder später in Gewalt äußern müssen. A n dererseits darf er die Männer nicht großzügig b e handeln, untersteht er doch im übrigen der Kontrolle seiner Vo r gesetzten, vor allem im Zusammenhang mit den Sal z mengen, die seine Hüttengemeinschaft liefern muß. Nur wenige Männer wollen Hüttenmeister sein. Trot z dem – irgendein Mann mußte die Führung haben. Seine Autor i tät und seine Peitsche verhindern die Katastrophe, ve r hindern ein Gemetzel, jeder gegen jeden unter den Ve r dammten. Wer hat schon die Kühnheit und die Großz ü gigkeit, ein solches Amt auf sich zu nehmen?
Ich legte dem Schlafenden die Hand auf die Schulter. »Wach auf, T'Zshal«, sagte ich. »Die Lelts sind
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