GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
vorbeigekommen waren, ohne zu halten. Mehr als hundertundzwanzig Männer hatten darin gesessen, davon einige in blauen Tuniken.
Shaba und seine Männer hatten einen großen Vorsprung.
»Herr«, sagte Tende.
»Ja?«
»Wir sind nackt«, sagte sie.
»Ja«, stimmte ihr Kisu zu.
»Das Stück Seide, das ich um die Hüften tragen durfte, hast du eingetauscht, ebenso die Muscheln an meinem Hals und an meinem Fußgelenk.«
»Ja«, sagte Kisu. Interessanterweise hatten die Muscheln und der Seidenstoff bei den Fischern einen beträchtlichen Wert. Die Muscheln stammten von Thassa-Inseln und waren im Landesinneren unbekannt. Auf ähnliche Weise kannte man hier keine Seide. Gegen die Seidenröcke der Mädchen und ihre Muschelketten hatten wir Nahrungsmittel eingetauscht. Dafür hatten wir die goldene Kette behalten, die mir von Bila Huruma geschenkt worden war. Wir sagten uns, daß sie uns später noch nützen konnte. In der Zivilisation besaß sie natürlich einen beträchtlichen Wert. Hier wußten wir allerdings nicht, ob sie höher bewertet werden würde als Metallmesser oder eine Rolle Kupferdraht. Für die Tauschwaren hatten wir zwei Körbe mit getrocknetem Fisch erhalten, einen Sack mit Mehl und Gemüse, ein Stück rotgefärbtes Rindentuch des Pod-Baums, gefaltet und gegerbt, außerdem eine Handvoll bunter Perlen und, was am wichtigsten war, zwei Pangas, einen Fuß lange, schwere Buschmesser mit gekrümmter Schneide. An diesen beiden Waffen hatte Kisu das größte Interesse gezeigt. Ich zweifelte nicht daran, daß sie uns noch sehr nützen würden.
»Ich bin nicht zufrieden, Kisu«, sagte Tende.
Mit einem Wutschrei sprang er über das Feuer auf sie zu und versetzte ihr einen heftigen Schlag.
»Hast du es gewagt, meinen Namen auszusprechen, Sklavin?« fragte er.
Erschrocken lag sie vor ihm. »Verzeih mir, Herr!« rief sie. »Verzeih mir, Herr!«
»Wie ich sehe, war es ein Fehler, dir Schmuck oder Kleidung zu überlassen«, sagte er.
»Verzeih mir, Herr«, flehte sie.
»Ich hätte nicht übel Lust, dich heute ebenfalls einzutauschen«, fuhr er fort. »Ich wüßte zu gern, was ich für dich bekommen würde.«
»Tausch mich nicht ein, Herr!« flehte sie.
»Als Sklavin taugst du nicht viel«, sagte er.
»Ich will versuchen, mich zu bessern«, sagte sie und mühte sich auf die Knie hoch. »Ich will dir heute nacht gefallen. Ich werde dir Freuden bereiten, von denen du nicht einmal wußtest, daß es sie gab. Ich werde dir so gut dienen, daß du mich morgen früh nicht mehr eintauschen möchtest.«
»Das wird schwer sein«, sagte er.
Ich saß nachdenklich neben der Tonschale mit dem kleinen Feuer. Morgen mußten wir weiter. Mit einem kleinen Stock stocherte ich in den Flammen herum. Shaba war uns weit voraus. Warum war er auf den Ua geflohen? Mit dem Ring hätte er sich auf der Oberfläche des weiten Gor tausend sichere Orte suchen können. Aber er hatte sich die gefährliche, unerforschte Route des Ua ausgesucht. Nahm er an, man würde davor zurückschrecken, ihn auf diesem einsamen Gewässer zu verfolgen, das eine so furchtbare, gefährliche, geheimnisvolle Region durchschnitt? Er mußte doch wissen, daß ich und andere ihm um des Ringes willen sogar in die dampfende, blütenübersäte Wildnis des Ua folgen würden. Ich folgerte, daß er einen schlimmen Fehler gemacht, ein Fehlurteil gefällt hatte, das mich bei einem so raffinierten Mann doch sehr überraschte.
»Herr«, sagte eine leise Stimme.
Ich wandte mich um.
Es war das erste blonde Mädchen, nicht Janice Prentiss, die ich bisher stets die blonde Barbarin genannt habe.
»Ich knie hier vor dir«, sagte sie leise.
»Ja?«
Sie senkte den Kopf. »Ich erbitte deine Berührung.«
In meiner Nähe japste die blonde Barbarin entrüstet. Sie schien nicht glauben zu können, daß sich eine Frau offen zu ihren Bedürfnissen bekannte. Wußte diese Dirne nicht, daß keine Frau so etwas tat? War es nicht schrecklich genug, die Sehnsucht in sich zu spüren – ohne sie auch noch offen zuzugeben?
»Sklavin!« rief die blonde Barbarin spöttisch.
»Ja, Sklavin«, sagte die andere zu ihr und wandte sich dann wieder an mich. »Bitte, Herr!«
Ich trat vor sie hin. »Stammst du nicht von einer Welt, die Erde genannt wird?« fragte ich.
»Ja, Herr.«
»Wie lange bist du schon auf Gor?«
»Mehr als fünf Jahre.«
»Und wie bist du hierhergekommen?« wollte ich wissen.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Eines Abends legte ich mich in meinem Zimmer auf
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