GOR-Zyklus 16 - Der Leibwächter von Gor
Tafa. Ich tauchte zur Backbordseite des Schiffes. Gleich darauf wurde ich von der Bugwelle ergriffen und auf den Wendigen Tharlarion zu geschoben. Wasser spuckend, den Kopf hebend, sah ich einen weiteren Schiffsumriß näher kommen. Ich schwamm auf den Wendigen Tharl a rion zu. Der alles überdeckende Schatten schien in meine Richtung abzubiegen, und dann erkannte ich zu meinem Entsetzen, daß das Schiff die Absicht hatte, die Steuerbordruder des Wendigen Tharlarion abzuscheren. Plötzlich befand ich mich zwischen zwei Schiffen. Es gab ein knirschendes, knackendes Geräusch, das von brechenden Rudern herrührte. Ich streckte die Hand aus und berührte die bebende Bordwand des Wendigen Tharlarion. Das Scherblatt pflügte auf mich zu. Holz zerkratzend und zerreißend, Ruder zerbrechend, kämpfte sich die Klinge in meine Richtung. Ich tauchte unter das Schiff. Für einen Schwimmer geht die größte Gefahr übrigens nicht von der Klinge aus, denn deren untere Krümmung liegt in der Regel mindestens einen Fuß über dem Wasser, so daß man mühelos ausweichen kann. Man kann sich sogar zwischen die Klinge und das Schiff retten, an dem es befestigt ist. Die größte Gefahr liegt für den Schwimmer vielmehr in dem knirschenden Zusammenprall der Schiffsrümpfe hinter den Klingen. Nur wenige Kapitäne sind so geschickt, daß sie beim Scherkampf einen geraden, parallelen Kurs beibehalten können. Beide Schiffe sind in Bewegung, und die Winkel zueinander verändern sich ständig.
Aufblickend sah ich den langen schmalen Kiel des angreifenden Schiffes vorbeigleiten. Dann ertönte ein reißendes Brechen, als es die Steuerbordwand des Wend i gen Tharlarion einschnitt. Der Angriff war in zu steilem Winkel erfolgt, woraufhin beide Schiffe knirschend zusammenstießen. Als ich das Licht freien Wassers zwischen ihnen ausmachte, kehrte ich an die Wasseroberfläche zurück, umgeben von Splittern und allerlei Treibgut. Aus dem angreifenden Schiff wurden Ruder herausgeschoben, um die andere Galeere auf Abstand zu bringen. Ich packte ein Ruder des Wendigen Tharlarion, das abgebrochen aus der Ruderpforte hing. An diesem Ruder kletterte ich empor, wobei mir das Schwert am Arm baumelte. Ich legte die Finger um den Rand der Ruderpforte und überzeugte mich, daß die Ruderbank drinnen verlassen war. Offenbar hatte die Besatzung des Wend i gen Tharlarion das Schiff weitgehend verlassen.
Mit Hilfe des Ruders und der Pforte zerrte ich mich weiter hoch. Gleich darauf war ich über die Reling geglitten und stand auf dem Deck des Wendigen Tharlar i on. Das Vorderkastell war verlassen. Die wenigen Männer, die sich noch an Deck aufhielten, griffen mich nicht an. Ich sah das attackierende Schiff rückwärts fahren, um wieder in Position zu gehen. Offenbar versuchte es den Rammsporn einzusetzen, um anschließend zu entern. Auf dem Achterkastell entdeckte ich die Gestalt eines Mannes, der damit beschäftigt war, Kapitänsinsignien von seiner Tunika zu reißen. Zwei Piraten retteten sich an Backbord ins Wasser. Ich eilte das Deck entlang und den Niedergang zum Achterkastell empor. Der Mann fuhr zu mir herum, die goldene Kapitänsschnur in der rechten Hand. »Sei gegrüßt, Ragnar Voskjard!« sagte ich zu ihm. »Ich bin gekommen, dich zu holen.«
Er griff nach seinem Schwert, doch schon war meine Waffe auf seinen Bauch gerichtet. Er nahm die Hand von seinem Schwertgriff.
»So ist's besser«, sagte ich. »Nun auf den Bauch, hier vor mich!«
Zornig blickte er mich an. Ich grinste, löste die Schlinge meines Schwertes und bohrte es neben mich in die Decksplanken.
Sein Blick fiel auf die Klinge, die neben mir stand.
»Nun aber fix!« befahl ich.
Seine Augen funkelten.
Er versuchte, sein Schwert zu ziehen. Sofort eilte ich auf ihn zu und erwischte ihn mit einer geballten Faust in den Unterleib. Benommen starrte er mich an und klappte zusammen. Dies gab mir Gelegenheit, ihn mit einem wohlgezielten Kinnhaken niederzustrecken. An den Füßen zog ich den Bewußtlosen schließlich in die Mitte des hohen schmalen Achterkastells und drehte ihn auf den Bauch herum.
»Natürlich, von dir kann man nichts als Ärger erwarten«, sagte ich zu ihm und kniete über ihm nieder. »Ich habe Erfahrung als Kampfsklave«, fuhr ich fort. Mit Streifen, die ich von seiner Kleidung abriß, band ich ihm die Hände auf dem Rücken zusammen. »Vielleicht hast du selbst einmal, hier und dort, auf Burschen wie mich Wetten abgeschlossen.« Er stöhnte. »Amüsant, nicht wahr, daß der
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