GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
muß dich bitten, mir dein Schwert zu geben«, hatte einer der Arsenalwächter gesagt, die heute abend im Dienst waren.
»Nein«, hatte sein Kamerad gesagt. »Erkennst du ihn nicht? Das ist Bosk, der Admiral, Mitglied des Kapitänrates.«
»Vergib mir, Kapitän. Geh, wie du bist.«
»Nein, das ist schon in Ordnung«, hatte ich erwidert und ihm mein Schwert und das Messer überlassen, das ich gewöhnlich bei mir trug, ein Quiva. Das Sattelmesser der Tuchuk war ein ausbalanciertes Wurfmesser. Ich selbst hatte im Rat dafür gestimmt, während des Karnevals die Leute vor dem Betreten des Platzes nach Waffen zu kontrollieren. Es war nur richtig, fand ich, mich einer Regel zu unterwerfen, die ich selbst öffentlich unterstützt hatte.
Plötzlich fiel mir ein, daß ich den Mann, der mich vor der Bühne des Zauberers angesprochen hatte, schon einmal gesehen hatte. Er hatte in der Nähe des Kontrollpunktes gestanden, den ich gerade benutzt hatte.
Die Waffenkontrolle wird folgendermaßen durchgeführt: Man gibt seine Waffe ab, und der Wächter reißt einen an beiden Enden numerierten Papierstreifen in zwei Hälften. Die eine Hälfte verbleibt bei der Waffe, die andere Hälfte erhält ihr Besitzer. Um die Waffe wiederzubekommen, gibt man seinen Schein ab. Ich trug meinen Abschnitt im Geldbeutel. Der Schein besteht aus Rencepapier, das in Port Kar nicht viel kostet, da sich die Stadt in unmittelbarer Nähe des größten Vorkommens der Rencepflanze befindet, des großen Sumpflandes im Voskdelta.
»Kapitän«, sagte da eine Stimme.
Ich drehte mich um.
»Kapitän Henrius?« Er schob grinsend die Maske hoch. Er war es tatsächlich, also hatte ich die Stimme richtig erkannt. Der junge Kapitän Henrius gehörte zur Linie der Sevarii. Er hatte meinem Haus angehört, herrschte aber nun über sein eigenes Haus. In seiner Begleitung war seine Vergnügungssklavin Vina, die einst dem abstoßenden Lurius aus Jad versprochen gewesen war und an seiner Seite auf dem Thron zur Ubara von Cos ausgerufen werden sollte. Jetzt war sie Sklavin in Port Kar. Wegen der bunten Farben, die ihren Körper schmückten, hatte ich sie nicht sofort erkannt. Sie kniete neben Henrius und klammerte sich an seinem Oberschenkel fest, damit sie ihm in der Menge nicht abhanden kam.
»Jemand sucht nach dir«, sagte Henrius.
»Wer?« fragte ich.
»Ich kenne ihn nicht. Er hat vorgeschlagen, daß ihr euch bei den purpurfarbenen Pavillons trefft, und zwar in Nummer siebzehn.«
»Danke«, sagte ich.
Henrius rückte mit einem Grinsen seine Maske zurecht, zog Vina auf die Füße, nahm sie beim Ellbogen und verschwand in der Menge.
Ich sah ihnen nach. Ich mochte beide.
Eine freie Frau, bekleidet mit einem wirbelnden Gewand der Verhüllung und einem Schleier, stellte sich mir in den Weg. »Nimm meine Gunstbezeugung an, bitte!« lachte sie und schwenkte kokett ein Halstuch vor meinem Gesicht herum. »Bitte, du hübscher Bursche, bitte!«
»Gern«, sagte ich lächelnd.
Sie trat nahe an mich heran.
»Hiermit wage ich, eine freie Frau, dir meinen Gunstbeweis zu überlassen, und zwar aus meinem eigenen, freien Willen!«
Sie schob das Halstuch in eine Öse am Kragen meines Gewandes und zog es bis zur Mitte durch. So würde ich es kaum verlieren.
»Vielen Dank, hübscher Herr!« lachte sie. Dann lief sie weiter.
An ihrem Gürtel steckten nun nur noch zwei Halstücher. Üblicherweise beginnt eine Frau dieses Spiel mit zehn Tüchern. Die erste, die alle zehn Gunstbezeugungen an den Mann gebracht hat und wieder am Start ist, hat gewonnen. Ich sah ihr grinsend nach. Es wäre unhöflich gewesen, das Halstuch abzulehnen. Außerdem hatte sie so nett gebettelt.
Natürlich kann sich eine freie Frau eine derartige Kühnheit nur im Karneval erlauben. Das Spiel mit dem Gunstbeweis hat vermutlich eine komplizierte Geschichte, die sich sicher bis zur Erde zurückverfolgen läßt. Das ergibt sich allein schon aus der Tatsache, daß die Gunstbezeugung beziehungsweise das Symbol für die Bezeugung der Gunst traditionellerweise ein Taschentuch oder Halstuch ist. Soviel ich weiß, hat der Champion einer Dame eine derartige Gunstbezeugung bei sich getragen, am Helm befestigt oder in den Kampfhandschuh geschoben.
Es ist nicht schwer, die verborgene Bedeutung einer solchen Gunstbezeugung zu erkennen. Dazu muß man nur wissen, daß sie von freien Frauen aus freiem Willen vergeben werden. Es bedeutet in Wahrheit nichts anderes, als daß eine freie Frau einem Mann ihre Gunst schenkt oder
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