GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Soldaten.
Ich fragte mich, ob es dort unten tatsächlich so etwas wie Ruhm gegeben hatte. Der von Fackeln und Mondlicht erhellte Sand einer Arena fern der Heimat schien kaum der passende Ort für das Erringen von Ruhm zu sein. Für den Kur würde man keine Denkmäler errichten. Man würde keine Gesänge komponieren, und sein Volk würde ihn nicht feiern. Sein Ruhm, wenn er ihn denn nun errungen hatte, war nur von ihm allein wahrgenommen worden. Vielleicht hatte er im Glanz eines einsamen Augenblicks bestanden, den nur der Kur selbst in seinem ganzen Ausmaß verstanden hatte, eines Augenblicks, der sich selbst rechtfertigte und dazu keinen anderen brauchte.
»Er bewegt sich!« schrie ein Soldat voller Entsetzen.
Plötzlich schoß der Kur mit den in ihm steckenden Speeren in die Höhe, hieb mit den Klauen um sich und wütete wie eine Naturgewalt, bis sich um ihn die Gefallenen häuften.
»Tötet ihn!« brüllte der Offizier. Wieder griffen die Männer mit Speeren und Schwertern an. In dem blutigen Tumult brachten sich die Männer sogar gegenseitig Verletzungen bei. Ich sah, wie der Kur einen Soldaten aus den Reihen seiner Kameraden holte, mit einem Prankenhieb beinahe enthauptete und dann den nächsten packte. Dann brach er unter dem Ansturm von Männern und Eisen zusammen. Das war der Kur, den seine Artgenossen wegen angeblicher Verweichlichung aus ihrer Welt ausgestoßen hatten. »Er bewegt sich!« schrie ein Soldat.
Der Kur erhob sich erneut. Ich hörte Männer weinen und blindlings auf ihn einschlagen. Wie stolz war er auf seine Kultiviertheit gewesen, wie eitel! Wie sehr hatte mich seine verflucht herablassende Art gestört. Er ging wieder zu Boden.
»Wir können ihn nicht töten!« schrie ein Soldat. »Wir können ihn nicht töten!« Der Kur stand wieder auf und bahnte sich einen Weg durch seine Angreifer. Schwerter und Speere trafen ihn immer wieder. ›Sie werden erfahren, daß selbst ein Ehrenmann zu kämpfen versteht‹, hatte er gesagt. Noch zweimal griff er sie an; erst dann traten die Soldaten erschöpft, aber siegreich zurück. Tote wurden weggebracht. Der Kur lag allein im Sand; er war ebenfalls tot. Ich konnte nicht einmal seinen Namen aussprechen.
»Wartet«, sagte einer der Offiziere. »Wo ist der andere, wo ist Bosk?«
Ich schlüpfte hinter die Ubarloge, hob die Falltür und sprang in die Tiefe. Dann schloß ich die Geheimtür über mir. So wie sie gebaut war, war es fast unmöglich, sie von den Fliesen hinter der Ubarloge zu unterscheiden.
Ich hörte, wie über mir Männer die hölzernen Sitzreihen der Tribüne entlanggingen.
»Wo ist Bosk?«
»Er ist verschwunden.«
18
Ich fuhr herum.
»Ich hatte mir schon gedacht, daß du kommst«, sagte Flaminius. »Nein, zieh das Schwert nicht.«
Ich zögerte. Er hatte seine Waffe noch nicht gezogen. Neben ihm stand eine in Seidenfetzen gekleidete Sklavin.
»Du darfst dich hinknien, Yanina!« sagte er.
»Ja, Herr«, antwortete sie und gehorchte schnell.
»Ich habe sie mitgebracht«, erklärte er. »Sie war bei einem anderen Suchtrupp. Fast jeder, der wußte, wie du aussiehst, war bei irgendeinem Suchtrupp dabei.«
»Das dachte ich mir«, sagte ich.
»Belnar hat sie mir überlassen.«
»Belnar ist tot.«
»Das habe ich gehört.«
»Die Sklavin scheint ängstlich zu sein«, meinte ich.
»Du hast Grund zur Angst, nicht wahr, meine Liebe?« fragte Flaminius.
»Vielleicht, Herr«, flüsterte sie.
»Und du bist aus demselben Grund hier wie ich?« fragte ich Flaminius.
»Schon möglich.«
Ich hatte den Gang benutzt, der hinter der Ubarloge seinen Anfang nahm. Nach meiner Ankunft in den Privatgemächern des toten Ubars hatte ich mit der Suche nach bestimmten, offen herumliegenden Gegenständen begonnen, die etwas mit Kaissa zu tun hatten, Dingen wie Spielbrettern und Spielsteinen, Büchern, Papieren und Aufzeichnungen. Natürlich hatte ich bei meiner Rückkehr das Eisengitter hochgezogen, das den Raum in zwei Hälften geteilt hatte. Das war mir nicht schwergefallen, da ich ja von der abgesperrten Seite gekommen war. Die dazu nötige ausgeklügelte Apparatur hatte ich nach kurzer Suche gefunden.
In einem Raum, der anscheinend dem Kaissa gewidmet war, hatte ich schließlich gefunden, was ich gesucht hatte. Die Papiere lagen inmitten anderer Aufzeichnungen von Spielen. Es handelte sich zweifellos um die richtigen Unterlagen. Eine Seite war mit der numerierten Namensliste bekannter Kaissa-Spieler beschrieben. Selbst Scormus' Name war
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