GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
nicht.
»Ich habe den Ostrakon für diesen Platz!« stammelte der Mann.
»Was hat das denn damit zu tun?« fragte der Krieger und stieß ihn gegen die Wand.
»Nichts!« sagte der Mann und rang nach Atem. »Es tut mir leid, daß ich auf dem falschen Platz war! Ich entschuldige mich! Vergib mir! Das war sehr dumm von mir!«
Der Krieger ließ ihn los, und der Mann suchte auf allen vieren schnell seine Habseligkeiten zusammen.
»Du hast doch nicht etwa vor, jetzt aufzubrechen oder dich beim Verwalter zu beschweren, wie?« fragte der Krieger.
»Nein, natürlich nicht«, murmelte der Mann hastig und breitete seine Sachen auf Platz achtundneunzig aus, genau neben mir.
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß es der Verwalter eilig gehabt hätte, sich auf einen derartigen Wortwechsel einzulassen, besonders nicht mit einem bewaffneten Soldaten, der Artemidorus' Kompanie angehörte.
»Du bist auch ein großer Bursche«, sagte der Mann und sah mich an. »Kann ich davon ausgehen, daß du diesen Platz nicht haben willst?«
Ich nickte.
»Falls doch, könnte ich mich selbst gegen die Wand werfen. Ich habe Übung darin.«
»Sei nicht verbittert«, sagte ich.
»Schaff die Schlampe aus meinen Augen«, sagte der bärtige Krieger und sah Lady Temione an. Sie lag noch immer dort, wo er sie zu Boden geworfen hatte, die Hände auf den Rücken gefesselt, den Kopf neben meinen Füßen, zu ängstlich, um sich zu bewegen.
»Ich habe sie für eine Ahn gemietet«, sagte ich. »Die müßte gleich um sein. Der Hausdiener wird sie holen.«
»Was hat sie gekostet?« fragte der Krieger.
»Ein Tarskstück.«
»Das ist mehr, als sie wert ist.«
»Schon möglich.«
»In vielen Städten könnte man dafür ein Münzenmädchen haben.«
»Das stimmt.« Münzenmädchen waren eine Art Straßensklavinnen, die von ihren Herren, die gewöhnlich mehrere von ihre Sorte besaßen, gegen Sonnenuntergang auf die Straße geschickt wurden. Von den Ketten um ihren Hals baumelten Glöckchen, die ihren Standort verrieten, sowie ein verriegeltes Münzkästchen. Und wehe dem Mädchen, das nach Hause kommt, ohne daß ein paar Münzen in dem Kästchen klimpern! Andererseits bekam man an manchen Orten für ein Tarskstück bereits eine Pagasklavin.
»Für eine freie Frau ist das zuviel«, sagte der Krieger.
»Vielleicht.«
»Vor allem für so eine«, sagte er verächtlich.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht ist es ja doch angemessen, ein Tarskstück für ein fettes Tarskweibchen.«
»Eigentlich ist sie gar nicht so fett«, meinte ich. Sicher, ihre Figur war verbesserungswürdig, und sobald sie eine Sklavin wurde, was zweifellos sehr bald geschah, würde man sich darum kümmern.
»Ich habe Tharlarion gesehen, die besser aussahen.«
Lady Temione versteifte sich vor Wut. Ich konnte ihre Reaktion nicht verstehen.
»Man hätte kaum weniger als ein Tarskstück für sie verlangen können«, sagte ich irgendwie gereizt. Ich durfte die Beherrschung nicht verlieren. In den meisten Städten ist das Tarskstück die Münze mit dem kleinsten Geldwert, die in Umlauf ist.
»Für soviel hätte man sie dir einen Monat überlassen müssen.«
»Vielleicht.«
»Du mußt ein seltsamer Kerl sein, um es mit einer freien Frau zu treiben«, meinte er.
»Sie muß ja nicht für alle Zeiten frei bleiben.«
Lady Temione zitterte vor Furcht. Die Kette an ihrem Hals und das Vorhängeschloß klirrten leise.
Er ging neben ihr in die Hocke. Sie wandte ängstlich den Blick ab.
»Du bist keine Frau, du bist ein Tarskweibchen«, stieß er höhnisch hervor.
Sie schluchzte auf.
»Misch dich nicht ein«, beschwor mich der Mann auf Schlafplatz achtundneunzig, der so unsanft von seinem Eckplatz vertrieben worden war. »Er ist gefährlich.«
»Das habe ich auch nicht vor.« Ich protestierte nicht gegen seine Beschimpfungen, denn auch wenn sie vielleicht etwas übertrieben waren, waren sie nicht ganz ungerechtfertigt. Die Gefahr bei jemanden mit meinem Temperament bestand natürlich darin, daß ich plötzlich meine Ehre beleidigt sah. Falls ich dann meiner Wut freien Lauf ließe und den Kerl mit dem Schwert auf den Boden nagelte, brächte das meine Pläne ernsthaft durcheinander. Ich mußte so gelassen sein wie ein Larl, der so tat, als schliefe er, so gelassen sein wie Dietrich von Tarnburg.
Der Krieger fuhr herum. »Was hast du da gesagt?«
»Ich? Nichts.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lady Temione zu.
»Du bist wertlos.« Er starrte sie verächtlich an. »Schaff
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