Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
»Verschwinde!« Erst später fiel mir ein, daß das Ul bestimmt kein Goreanisch verstand. Andererseits, was hätte ich sagen sollen? Vielleicht ›Komm her, alter Freund, laß uns eine Tasse Tee trinken‹? Bestimmt nicht.
    Das Ul tat einen Schritt in meine Richtung. Unglücklicherweise hatte es vor Menschen keine Angst. Ich hatte gehofft, es würde sich von meinen Rufen verscheuchen lassen, und wenn schon nicht davon, so zumindest doch von den Steinen. Das war aber nicht der Fall. Ich zog mich einen Schritt ins Schilf zurück. Die Flugechse machte einen Schritt vorwärts. Ich zog das Schwert.
    Falls sie mich mit dem von diesen riesigen Schwingen erzeugten Wind umwerfen wollte, hatte ich mitten im Rence eine bessere Position. Dort konnte ich mich auf dem Rücken liegend mit der Klinge verteidigen. Aus dem, was ich bis jetzt beobachtet hatte, schloß ich, daß sie vermutlich versuchen würde, mich mit dem langen Rachen zu packen. Und dagegen würde ich mich zur Wehr setzen können. Meine Kenntnisse über Uls hielten sich in Grenzen, aber ich ging davon aus, daß sie sich nicht mit Menschen und Stahl auskannten.
    Aber das Ul schlug nicht mit den Schwingen. Statt dessen verfolgte es mich und stieß plötzlich mit schräg gelegtem Kopf mit dem Schnabel zu. Ich schlug mit dem Schwert zu, Knochensplitter und Zähne sausten durch die Luft. Der Kopf des Uls zuckte zurück. Ich glaube nicht, daß es große Schmerzen verspürte. Plötzlich schlug es mit den Flügeln und stieg einen Meter in die Luft. Es schwebte auf der Stelle, griff mit den Krallenfüßen nach mir. Ich duckte mich, halb geblendet von dem durch die Luft wirbelnden Sand und Rence, schlug nach den Klauen. Die Klinge traf etwas, sie war blutbeschmiert. Das Ul stieg höher in die Luft, außer Reichweite, schwebte ein Stück zurück und landete auf dem Sand. Der Boden in Nähe des linken Fußes war blutig. Die Flugechse hob den Fuß und leckte ihn mit der langen Zunge ab. Dann betrachtete sie mich wieder. Sie schlug mit den Schwingen. Der Windstoß zerrte an der Uniformtunika von Ar. Anscheinend war sie wütend. Vielleicht würde sie jetzt verschwinden. Doch sie machte keinerlei entsprechende Anstalten. Aber hatte ich sie nicht besiegt? Hatte ich sie denn nicht wenigstens entmutigt? Hätte sie nicht den Anstand besitzen können, aufzusteigen und ihren Hunger an einem anderen Ort zu stillen, wo doch das Delta mit einem so reichhaltigen Angebot an Nahrung aufwartete?
    Aber die Aufmerksamkeit des Uls war offenbar auch weiterhin auf mich gerichtet. Man hätte es für ein Sleen halten können, ein Raubtier, das für seine Hartnäckigkeit berüchtigt ist. Nun gut, dachte ich, dann soll es den gefährlichsten Verbündeten des Menschen kennenlernen, das geheimnisvolle Feuer.
    Ich wollte trockene Rencehalme sammeln und sie mit dem Feuermacher, einem einfachen Werkzeug, das im wesentlichen aus einem Rad und einem Feuerstein bestand und das ich in meiner Gürteltasche trug, entzünden. Doch das Ul kam schnell mit weit aufgerissenem Rachen näher. Ich zog mich in das Schilf zurück. Aber es verfolgte mich, stieg auf und verursachte mit den Schwingen einen derartigen Sturm, daß das Schilfgras niedergedrückt wurde. Ich schlug nach ihm, ohne jedoch etwas Entscheidendes zu bewirken. Einmal stürzte ich, konnte aber hinter einem Baumstamm Zuflucht finden, der vom Vosk angespült worden war.
    Überall klebte das Blut des Urs an mir. Zweimal brachte ich einen Treffer an seinem Rachen an. Dann flog es höher und kreiste; ob der Schmerz es zu einem zwischenzeitlichen Rückzug veranlaßt oder ob es den Kontakt zu mir verloren hatte, kann ich nicht sagen. Ich fürchtete, daß es zurück zu dem Mädchen flog.
    Also schob ich das Schwert in die Scheide, brüllte, so laut ich konnte, und fuchtelte wild mit den Armen. Zwischendurch sammelte ich eifrig Rencehalme.
    Das Ul beschrieb am Himmel eine Kurve.
    Ich ließ Funken auf die trockenen Halme hinabregnen.
    Dann schoß die Flugechse auf mich zu, die Klauen ausgestreckt. Ich wich ihr aus. Sie zog nach oben. Das Rence brannte. Ich watete los und zündete die trockenen Schilfspitzen an. Für einen kurzen Augenblick, der nicht lange währen würde, brannte das Rencegras. Rauch stieg in die Höhe. Das Ul flog genau in diesen brennenden Willkommensgruß, kreischte schmerzerfüllt auf, stieg wieder in die Höhe und verschwand irgendwo über dem Sumpf. Ich warf die provisorische Fackel fort. Sie war beinahe bis auf meine Hand niedergebrannt.

Weitere Kostenlose Bücher