GOR-Zyklus 25 - Die Zauberer von Gor
zweifellos hohe Stellung der in ihr sitzenden Frau auch schickte. Sie stellten die Sänfte auf der schattigen Straßenseite ab, in Nähe einer Wand, die mit Theaterplakaten übersät war. Dann zogen sich alle zurück, die Träger, die freien Männer und Milos Begleiter. Das versetzte den Schauspieler in die Lage, sozusagen tête-à-tête mit der Frau zusammenzukommen, und zwar in einer Ungestörtheit, von der sie vermutlich erwartete, daß sie gesichert war.
Ich fragte mich, ob Milo auf seinem Rückweg vom Theater zum Haus seines Besitzers Appanius immer soviel Rummel über sich ergehen lassen mußte. Als die Sänfte anhielt, blieb Lavinia auch stehen, und ich folgte ihrem Beispiel. Während Milo mit der Besitzerin der Sänfte beschäftigt war, bemerkte der Mann, der vorausgeeilt war, um den Schauspieler zum Stehenbleiben zu veranlassen, plötzlich Lavinia und ging auf sie zu. Sie muß ihn kommen gesehen haben, denn sie reagierte voller Angst und drehte sich um. Sie warf mir einen verzweifelten Blick zu, aber ich tat so, als würde ich sie nicht sehen. Sie ging, die Straße des Aulus in meine Richtung zurück, aber der Mann rief: »Bleib stehen, Sklavin!«
Einen Augenblick lang fürchtete ich, daß sie von Panik übermannt loslaufen würde, woraufhin er sie schnell eingeholt haben und sie schlagen würde, denn freien Personen hatte man zu gehorchen. Aber zu meiner Zufriedenheit war sie trotz ihrer panischen Angst klug genug, sich umzudrehen und niederzuknien. Und da er ein Mann war, hatte sie die Knie auch in der richtigen Stellung. Einer der Vorteile dieser Stellung – neben ihrer allgemeinen Schicklichkeit – besteht darin, daß sie einen beschwichtigenden Wert hat.
Der Mann hatte sie vermutlich in der Nähe des Theaters gesehen, und dann war ihm aufgefallen, daß sie der Gruppe folgte. Vielleicht wollte er sich auch nur das Warten verkürzen und sie für ein kurzes Vergnügen gegen die Häuserwand drücken oder in einen Türeingang führen. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß es mich stören würde, solange es dabei blieb. Außerdem paßte das zu ihrer Rolle als Staatssklavin, die allgemein gegen derartige Aufmerksamkeiten nichts einzuwenden haben, sogar in dem Ruf stehen, sie zu provozieren. Der Staat kümmert sich nicht um die sexuellen Bedürfnisse seiner Sklaven.
Aber der Mann machte einen ärgerlichen Eindruck, darum näherte ich mich den beiden unauffällig. Er stand jetzt vor Lavinia, die mit weit aufgerissenen Augen vor ihm am Boden kniete. Ich begriff, daß er die Interessen seiner Arbeitgeberin schützen und sie verscheuchen wollte. Das war nicht hinnehmbar. Er hob die Hand, um die Sklavin zu schlagen. Ich ergriff sie mitten in der Luft am Handgelenk und hielt sie fest. »Ai!« rief er überrascht und von Schmerzen erfüllt aus. Als er aufhörte sich zu wehren, ließ ich die Hand los. Er zog sie zurück und rieb sie wütend.
»Was hat diese Einmischung zu bedeuten?« knurrte er.
»Was hattest du denn vor?« fragte ich neugierig.
Er trat einen Schritt zurück. »Ich?«
»Sich einer Staatssklavin in den Weg zu stellen«, sagte ich kopfschüttelnd.
»Sie verfolgt uns!«
»Warum?«
»Nun«, sagte er, »nicht uns, aber eine andere Person.«
»Wen denn?«
»Na, sie«, erwiderte er und zeigte in Richtung der Sänfte.
»Und was geht das dich an?« fragte ich.
»Meine Arbeitgeberin würde das nicht besonders schätzen.«
»Deine Arbeitgeberin ist also eine eifersüchtige Sklavin?«
»Nein!« sagte er. »Es ist Lady …«
»Ja?«
»Das spielt keine Rolle«, sagte er gereizt.
»Vielleicht hat ihr Herr ihr ja nur noch keinen Namen verliehen«, meinte ich.
Der Mann wies auf Lavinia. »Du siehst doch, daß sie eine Botschaft trägt.«
»Gib mir den Brief«, befahl ich Lavinia.
»Er ist privat«, antwortete sie.
Ich streckte die Hand aus, und sie gab ihn mir.
»Unwichtig«, sagte ich nach einem flüchtigen Blick auf das Papier und gab es ihr zurück.
»Laß mich ihn sehen«, verlangte der Mann.
»Du stellst mein Wort in Frage?« fragte ich lauernd.
»Nein!«
»Zieh!« sagte ich und griff in meine Tunika.
»Ich bin unbewaffnet!« sagte er entsetzt. »Das ist das Gesetz! Wir Arer dürfen keine Waffen tragen.«
»Dann laß uns unsere Meinungsverschiedenheit mit den Fäusten austragen«, schlug ich vor.
»Du bist ja betrunken!« Er trat einen Schritt zurück.
»Sollte das so sein, hast du einen Vorteil.«
»Es schickt sich nicht für freie Männer, sich vor einer Sklavin zu
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