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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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noch nie zuvor verspürt hatte. Es war so wie das alltägliche Erlebnis, im Flugzeug bei schlechtem Wetter zu starten, erst in eine Schicht von dichten Wolken hinein zu fliegen und dann immer höher in den heiteren Himmel und den strahlenden Sonnenschein zu steigen. Wenn er mich so brutal in Besitz nahm, dass er mich bis an den Rand der Finsternis trieb, schenkte er mir die Ekstase zu wissen, dass ich das eine, das Einzige, erreicht hatte, was ich mir je gewünscht hatte.
    Wenn er kurz davor stand, mich zu nehmen, lechzte ich danach, von ihm zerschmettert und vernichtet zu werden, und vielleicht war das der Grund, warum ich Schwierigkeiten machte. Vielleicht leistete ich ihm nur Widerstand, damit er ihn zerschmetterte und brach. Gleichzeitig aber besaß mein Widerstand eine andere Bedeutung. Ich sehnte mich auch danach, ihn zu zerschmettern und zu vernichten. Jedes Mal, wenn wir beieinander lagen, hoffte ich, es zu schaffen, ihn in meine Finsternis mit hineinzuzerren, und jedes Mal, wenn ich wieder zu mir kam und die Augen aufschlug und ihn sah, wie er, in seinen Morgenrock gekleidet, völlig unbeteiligt im Zimmer herumging, befiel mich eine rasende Enttäuschung, die meinem köstlichen Gefühl des Besiegtseins noch eine zusätzliche Tiefe verlieh.
    Ich begann, seinen Morgenrock zu hassen. Er war aus glänzender dunkelgrüner Seide mit eingewobenen goldenen Drachen. Er hatte mir erzählt, dass er ihn während seiner einjährigen Fahrt als Schiffsarzt in Japan gekauft hatte. Es war ein prächtiges, prunkvolles Stück, das in entschiedenem Kontrast zu seinen dezenten, unaufdringlichen Savile-Row-Anzügen stand. Kein anständiger Mann, fand ich, hatte das Recht, so ein Kleidungsstück zu besitzen; ein anständiger Mann hatte natürlich einen Morgenrock aus reiner Seide, aber aus weichem Foulard, entweder dunkelblau oder burgunderrot, und gemustert mit den winzigen Quadraten, Punkten oder Medaillons, die man auf Krawatten sieht. Die auf dem dunklen Untergrund glitzernden goldenen Drachen empfand ich als eine Beleidigung. Mit ihrer protzigen Auffälligkeit unterstrichen sie seine Herrschaft über mich.
    Abgesehen von der Tatsache, dass ich nicht wusste, ob er mir absichtlich wehtat oder nicht, war mir unbegreiflich, wie die Sache überhaupt vonstatten ging, denn meine Position änderte sich nie. Ich musste immer auf dem Rücken liegen, mit gerade ausgestreckten, leicht geweiteten Beinen, und wenn ich auch nur ein Knie anhob, drückte er es sofort wieder hinunter, und wenn ich mich zur Seite drehte, brachte er mich wieder in meine vorherige Lage zurück. Und was ich am allerwenigsten verstand, war, warum kein anderer Mann mich je so tief und so schmerzhaft penetriert hatte.
    Nicht ein einziges Mal entkleidete ich mich aus eigenem Antrieb. Er musste mir immer sagen: »Ziehen Sie sich aus, und legen Sie sich hin.« Wenn ich seine Fragen über mein Haar als besonders lästig empfunden hatte, wurde ich aufsässig und sagte: »Nein, warum sollte ich? Gehen Sie zum Teufel!«, und dann geschah es, dass er mich an den Haaren packte, so dass ich ihm nicht entkommen konnte, und die Haken und Knöpfe meiner Bluse und meines Rocks öffnete, den Reißverschluss meines Mieders aufriss und es mir gleichzeitig mit den Strümpfen herunter streifte. Währenddessen gab er mir mit einer Stimme, als führe er eine ermüdende Aufgabe durch, Anweisungen wie: »Jetzt heben Sie den Arm«, und: »Steigen Sie aus Ihren Schuhen«, und schloss mit gespieltem Selbstmitleid: »Gott, was für eine Arbeit ich immer mit Ihnen habe!« Aber zu anderen solchen Gelegenheiten, da ich ihm sagte, er möge zum Teufel gehen, entgegnete er lediglich in einem leisen Ton, in dem mühsam unterdrückte Wut schwang: »Ziehen Sie Ihre Sachen aus, bevor ich sie Ihnen vom Leib reiße!«, und dann gehorchte ich augenblicklich.
    Die einzigen Male, da ich mich ungewöhnlich fügsam verhielt, waren Abende, an denen wir nach dem Essen getrunken hatten. Wieder in seinem Zimmer, sagte er dann mit übertrieben gespielter Leutseligkeit: »Jetzt kommen Sie, ziehen Sie sich aus, mein armes Kind! Natürlich kein Sex und keine Grausamkeit!«, und dann streifte ich rasch meine Kleider ab und legte mich mit geweiteten Schenkeln, so, wie er es wollte, aufs Bett, und er betrachtete mich und sagte: »Jetzt sind Sie brav. Sie sind so süß, wenn Sie brav sind«, und er trat ans Bett und sagte: »Man braucht zwei Gins, um aus Ihnen eine normale Frau zu machen«, und stieß geradewegs in mich

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