Gordon
nachdem er zwei Minuten lang abwechselnd mit mir und der Zigarette getändelt hatte, Letztere weglegte und sich mit der ernsten, bitteren Konzentration, die ich so gut kannte, meines Körpers zu bedienen begann. Erleichtert schloss ich die Augen und gab mich seiner Invasion hin, die unerbittlich immer wiederkehrte, wie die See, die an die Küste schlägt.
Als ich am nächsten Morgen nach Hause kam, erwartete mich Mr. Sewell im Flur.
Kaum hatte er mich gesehen, griff er sich mit beiden Händen an den Kopf. »Ihr Leute – «, fing er an zu sagen.
»Ja, ich weiß«, sagte ich, »wir erwarten das Ritz, und seh sich einer an, was für Mieten wir zahlen!«
»Diese Woche sollten Sie doppelt zahlen«, sagte er, »wenn Sie bedenken, was ich alles für Sie tue.«
»Seit wann denn das?«, fragte ich. »Letztes Mal haben Sie gesagt – «
»Ich weiß. Aber diesmal habe ich Sie gerettet«, bemerkte er, »diesmal ging es für Sie wirklich um die Wurst.«
»Was nicht viel heißt«, sagte ich, während ich auf die Treppe zuging, »bei der knappen Ration. Und jetzt brauche ich unbedingt mein Frühstück und ein heißes Bad.«
»Bald wird Ihnen heißer sein, als Ihnen lieb sein dürfte«, bemerkte er und rollte dabei auf Unheil kündende Weise mit den Augen.
»Warum?«, fragte ich.
»Wissen Sie, wer heute angerufen hat?«, sagte er, setzte dabei einen Fuß auf die erste Treppenstufe und stemmte eine Hand in die Hüfte, während er die andere auf den Geländerpfosten legte. Als ich seine monumentale Pose sah, begriff ich resignierend, dass ich ihn noch ein paar Minuten lang würde ertragen müssen.
»Wer hat angerufen?«, fragte ich.
»Mr. Walbrook. Schon mal was von dem Herrn gehört?«, sagte er.
»Hmm«, sagte ich. »Ich wusste nicht, dass er in London ist. Ich dachte, er sei in Neuseeland. Oder in Leicester.«
»Jetzt ist er hier«, sagte Mr. Sewell, »ruft in aller Herrgottsfrühe an, um halb neun, und will Sie sprechen. Und wo sind Sie? Auf der Walze, einen drauf machen, in einem Nachthemd mit Pelzbesatz, damit Sie sich hintenrum nicht verkühlen.«
»O Gott«, sagte ich.
»Und ich konnte ihm nicht mal sagen, dass Sie bei Whiteley einkaufen waren«, sagte Mr. Sewell, »weil er erst um neun aufmacht.«
»Und was haben Sie gesagt?«, fragte ich. Was würde passieren, wenn mein Mann herausfand, dass Gordon mein Liebhaber war, und Gordon Ärger machte? Aber Gordon, entschied ich, konnte gut selbst auf sich aufpassen. Er steckt meinen Mann mühelos in die Tasche, dachte ich verächtlich.
»Was haben Sie gesagt?«, wiederholte ich.
»Dass Sie mit Ihrer Freundin Monica aufs Land gefahren sind«, sagte Mr. Sewell, »in die Nähe von Maidenhead – war ein guter Einfall, wie? –, und dass ich ihre Telefonnummer nicht habe, und dass Sie heute im Laufe des Tages zurückkommen würden. Sie sollten ihn jetzt besser anrufen. Sack angezogen und Asche aufs Haupt gestreut! Sie werden doch geschieden, weil Sie verlassen wurden, oder, Sie Glückspilz? Sie sollten sich nicht im allerletzten Moment noch alles vermasseln.«
»Wo wohnt er denn?«, fragte ich.
Er sagte: »Er wohnt im Ritz, aber die Nummer steht im Telefonbuch unter dem Strand Palace Hotel.«
»Das sieht ihm ähnlich«, sagte ich.
»Bringen Sie’s hinter sich«, sagte Mr. Sewell, »Zimmer vier eins vier. Hier sind die Pennys, keine Ausflüchte.«
»Vielen Dank«, sagte ich.
»Seien Sie nett zu ihm«, sagte er, »das kostet Sie auch nicht mehr. Ich lass Sie jetzt allein, ziehe mich hinter den Schleier der Schicklichkeit zurück und so weiter und so weiter.« Und er gab seine theatralische Pose auf und verschwand in seinem Büro im Parterre.
16. KAPITEL
A M T AG NACHDEM G ORDON ABGEREIST WAR , um die Weihnachtswoche bei einer seiner verheirateten Schwestern in Schottland zu verbringen, erhielt ich von Freunden in Leicester einen Brief, dem sie einen Ausschnitt aus dem Leicester Herald beigelegt hatten. Die Meldung war aus den winzigen Typen gesetzt, die für unwichtige Lokalnachrichten verwendet werden, und der vollständige Name des Gerichts, des Richters und der Anwaltskanzlei nahm mehr Platz ein als die eigentliche Bekanntmachung der Scheidung.
Gordon kehrte nach Neujahr zurück. Er rief mich zu seiner gewohnten Stunde an, um zehn Uhr morgens, und bestellte mich für sechs Uhr nachmittags zu sich.
Während seiner Abwesenheit war ich nicht unglücklich gewesen. Bei anderen Leuten zu Gast zu sein und deren fade Behaglichkeit mit meinem
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