Gordon
gierigen, unersättlichen Entschlossenheit schmerzhaft in mich ein, bis mein Widerstand gebrochen war und ich ihm die hilflose Hingabe schenkte, die er jedes Mal erzielte.
Er stand sofort auf, sobald er seine Befriedigung erreicht hatte, ging zum Radioapparat, schaltete ihn ein, probierte mehrere Sender durch und schaltete ihn wieder aus.
»Ziehen Sie sich jetzt an«, sagte er, ohne sich umzudrehen, »und ich ziehe mich auch an.«
Ich dachte: Warum sagt er das so? Natürlich zieht er sich auch an. Er geht ja schließlich nicht nackt in den Pub.
Ich zwang mich aufzustehen. Ich war noch schwach. Sonst nahm er immer auf mich Rücksicht und ließ mir Zeit, wieder zu Kräften zu kommen, und dies war das erste Mal, wo er das nicht getan hatte.
Ich war vor ihm fertig.
Er saß in Hemdsärmeln auf dem Sofa, ohne Schlips und ohne Schuhe, und starrte ins Leere.
Ich setzte mich an den Schreibtisch, als ich ihn aufstehen und zum Schrank gehen sah – zu dieser viertürigen Büchse der Pandora, diesem krummbeinigen blonden Bastard, den die abgeschmackte Fantasie eines Möbelfabrikanten mit einem geschnitzten Sträußchen Rosen und einer Schleife bekrönt hatte. Er näherte sich dem Schrank auf Zehenspitzen, mit den Bewegungen eines Schmierenkomödianten, der durch seine übertriebene Verstohlenheit die Aufmerksamkeit des ganzen Publikums auf sich lenkt. Weiterhin schauspielernd, sah er sich um, wie um sich zu vergewissern, dass ihn keine indiskreten Augen beobachteten. Er öffnete eine der Türen und warf einen Blick über seine Schulter, wobei er mich mit seinem schmierigen, verschwörerischen Krokodilsgrinsen bedachte.
Er sagte: »Hier habe ich nämlich meine Rationen. Ein Ei, Butter und Bacon. Ich werde sie mir braten lassen.«
Und obwohl ich von da, wo ich saß, den Inhalt des Schranks nicht sehen konnte, knallte er hastig die Tür wieder zu, als wollte er verhindern, dass ich sein Geheimnis ausspioniere. Er kehrte zum Sofa zurück und öffnete die Schnürsenkel eines Schuhs.
Ich sagte: »Sie haben eine andere Frau, stimmt’s?«
»Woher wissen Sie das?«, fragte er, und als ich nichts darauf sagte, fügte er hinzu: »Natürlich wissen Sie es. Man weiß es immer. Sie ist siebzehn Jahre alt, und binnen zwei Wochen werde ich von ihr die Nase gestrichen voll haben. Aber das hat nichts damit zu tun. Es spielt nicht die geringste Rolle.«
Ich verspürte keinen Stich von Eifersucht. Die Einzige, auf die ich je eifersüchtig gewesen war, war Gordons frühere Frau, und auch sie hatte sich aus dem Eifersuchtsabteil meines Herzens verflüchtigt. Ich wusste mittlerweile seit langem, dass er all die Dinge, denen ich mich hatte unterwerfen müssen, von keiner anderen je verlangt hatte und dass die Torturen, die er mir so freigebig hatte angedeihen lassen, mir einen Wert verliehen, den keine andere Frau besitzen konnte.
Ich blieb weiterhin stumm.
»Es muss Schluss sein«, sagte er, indem er in seinen Schuh schlüpfte und ihn zuband. »Ich werde mich nicht mehr mit Ihnen treffen. Ich bringe Sie jetzt nach Hause. Ich habe rasende Kopfschmerzen.«
Ich sagte immer noch nichts.
»Es kann so nicht weitergehen«, sagte er, »Sie sind vollkommen von mir abhängig geworden. Sie können keinen Schritt mehr ohne mich tun.«
Ich dachte eine Zeit lang darüber nach. Natürlich hatte er Recht, selbst im allerwörtlichsten Sinne. Ich zog mich nicht einmal an oder aus, solange er es mir nicht befahl, und ich wagte es kaum mehr, mir ohne seine Erlaubnis die Hände zu waschen oder eine Zigarette zu rauchen.
»Das stimmt«, sagte ich, »aber das geht schon seit Ewigkeiten so. Warum fangen Sie jetzt damit an? Sie wollen mich loswerden, und mehr steckt nicht dahinter.«
»Ich will Sie nicht loswerden«, sagte er, »ich muss. Es hat einen Punkt erreicht, an dem Schluss sein muss. Außerdem gehe ich jetzt wieder in die Analyse. Da kann ich Sie nicht gebrauchen. Sie wären mir nur im Weg. Das wär’s also.«
Er hatte jetzt beide Schuhe an, aber er blieb sitzen, hielt den Kopf gebeugt und sah auf seine Füße hinunter.
Ich sagte mit leiser, ruhiger, gleichmäßiger Stimme: »Sie haben mir entsetzlich wehgetan. Ich werde nie darüber hinwegkommen.«
»Mumpitz!«, rief er mit übertrieben gespielter Jovialität aus. »Natürlich werden Sie darüber hinwegkommen. Reden Sie keinen Unfug.«
Ich sagte nichts.
Er wurde ernst und sah mich sehnsüchtig und forschend an.
Er sagte: »Sexuell würde ich von Ihnen nie genug bekommen. Ich könnte ewig
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