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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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wie sie gekommen waren. Begleitet wurden sie von dem konstanten Geschnatter von Mrs. Glenmore, die sich, wie Hollow gerade noch mitbekam, darüber ausließ, wie viel Schlamperei heutzutage doch in den Krankenhäusern passierte und wie sehr man doch aufpassen musste, was einem so verschrieben wurde und so weiter. Hollow leistete sich ein kleines Lächeln, was jedoch in erster Linie ein Ausdruck der Erleichterung darüber war, dass er vor Mrs. Glenmore verschont geblieben war.
    Andererseits konnte er nicht vollständig zufrieden sein, denn wenn die Geschichte von Mrs. Santos stimmte, wer um alles in der Welt war dann der Blutsauger?
    Er rannte wieder zum Küchenfenster und wartete, bis die beiden Notärzte mit der Bahre erschienen, mit Mrs. Glenmore und einigen weiteren Mitbewohnern im Kielwasser. Es lag tatsächlich jemand auf der Bahre, und Hollow erkannte mit einer Mischung aus Schrecken und Verwunderung, dass es nicht die kleine Tochter war, die dort festgeschnallt lag, sondern die Mutter selbst.
    Mit routinierten Handgriffen wurde die Bahre mit Mrs. Santos durch die Hecktür in den Notarztwagen geschoben, und Sekunden später war das Auto auch schon wieder mit Sirenengeheul verschwunden.
    Er musste nachdenken.
    Sein Blick blieb wieder einmal an der Kaffeetasse hängen. Der Ringelschwanz des Schweinchens ragte noch steiler nach oben als sonst, und das wie immer lustige Gesicht spiegelte die pure Schadenfreude wider.
    Hollows Laune verdüsterte sich in Sekundenschnelle zu einer schwarzen Gewitterfront, deren Abbild gerade in diesen Minuten außerhalb des Küchenfensters am Himmel zu beobachten war.
    Das Schweinchen lachte.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung schnappte Hollow die Tasse und schleuderte sie mit aller Kraft quer durch die Küche, wo sie, einen dunklen Kondensstreifen aus Kaffee hinter sich herziehend, an der Wand über der Spüle zerschellte. Sie zerbarst mit lautem Krachen zu tausend Scherben, die von Millionen von Kaffeetropfen begleitet wurden, und ging als scharfkantiger Regen auf Spüle, Anrichte und Fußboden nieder.
    Als direkte Antwort ließ sich von draußen ein bösartiges Donnergrollen vernehmen, in dessen Gefolge bereits die ersten Blitze zuckten. Dicke Regentropfen klatschten in einem eigentümlichen Rhythmus, der an Unheil verkündende Voodootrommeln erinnerte, an die Scheibe.
    „Ich bin der nette Mr. Hollow!!!“, brüllte Hollow die Überreste der Tasse an. Sein Blick fiel zufällig auf eine der größeren Scherben, auf der ausgerechnet noch ein Großteil des Schweinchengesichts zu erkennen war. Das Grinsen war bis jetzt noch nicht erloschen. Ein neuer Ausdruck lag in den lustigen Schweinchenaugen, den er allerdings diesmal nicht deuten konnte. Für einen ganz kurzen Augenblick glaubte er sogar, Margots Gesicht auf der Scherbe zu sehen.
    Es spielte keine Rolle mehr.
    Er hob die Scherbe auf und schleuderte sie erneut an die Wand, was der Disneyfigur vollends den Garaus machte.
    „Ich bin der nette Mr. Hollow, der ruhige Mieter aus dem fünften Stock!!!“, schrie Hollow mit sich mehrfach überschlagender Stimme einem nicht vorhandenen Gesprächspartner entgegen.
    „Und ich krieg' dich, du Miststück!“
    Kanonendonnerähnliche Geräusche ließen als wütende Erwiderung den pechschwarzen Himmel erbeben. Es war ein nettes Zwiegespräch, was sich da zwischen Hollow und der Natur abspielte.
    Hollow fand letztendlich doch noch seine Beherrschung wieder und ließ die Rollläden in der Küche herunter. Immerhin war heute Vollmond, und er war fest davon überzeugt, dass der Vampir heute Nacht wieder zuschlagen würde. Vielleicht sogar schon heute Nachmittag, denn draußen regnete es jetzt in Sturzbächen, wobei der Tag von der Nacht nicht mehr zu unterscheiden war.
    Leise schlich er wieder zur Wohnungstür und horchte. Es war kein Laut zu hören. Vielleicht war sogar sein infernalisches Geschrei in den Donnerschlägen untergegangen und im Haus unbemerkt geblieben. Er hätte nichts dagegen gehabt. Trotzdem musste er absolut sichergehen, dass ihn niemand belauerte.
    Er öffnete die Wohnungstür einen kleinen Spalt, aber er konnte nichts Verdächtiges erkennen. Alles war ruhig. Es war offensichtlich niemand mehr auf dem Flur, und wahrscheinlich war er auch von niemandem gehört worden.
    Hollow öffnete die Tür zur Hälfte und bekam beinahe einen Herzschlag.
    Es sollte sich noch herausstellen, dass dies für ihn durchaus wünschenswert gewesen wäre, berücksichtigte man den weiteren Verlauf des

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