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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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wieder richtig zu.“
    Hollow verschwand im Schlafzimmer. Er musste jetzt das Gespräch mit Margot zu einem schnellen Ende bringen.
    Hätte er in diesem Moment seine Gedanken beisammengehabt, dann wäre ihm wahrscheinlich eingefallen, dass Mrs. Glenmore ihm einmal während ihrer endlosen Monologe erzählt hatte, sie habe keine Kinder.
    Hätte er sich auf dem Weg zum Telefon nur noch ein einziges Mal umgedreht, dann wäre ihm nicht entgangen, wie die alte Frau mit einer fratzenhaften Grimasse, die nichts anderes als Ekel verriet, sich an den Knoblauchzehen vorbeidrängte. Dabei war sie peinlich darauf bedacht, größtmöglichen Abstand zwischen sich und den kleinen Kreuzchen zu lassen, die er zusammen mit dem Knoblauch vor genau vier Wochen an den Türrahmen genagelt hatte.
    Außerdem hätte er dann bemerkt, dass Mrs. Glenmore nicht in die Küche ging, sondern ihm ins Schlafzimmer folgte, wo sie unbemerkt darauf wartete, dass er den Hörer auflegte.
    E N D E
    zum Inhalt

3
    Müll

    *
    Erster Tag
    Heute habe ich die ersten Schneeflocken gesehen.
    Vielleicht erlebe ich wirklich noch einmal eine weiße Weihnacht, so wie es in meiner Kindheit fast regelmäßig der Fall war.
    Meine Kindheit.
    Natürlich liegt meine Kindheit schon sehr lange zurück, aber ich sehe das frische, jungfräuliche Weiß, das so manches Mal gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest vom Himmel gelandet war, noch deutlich vor mir.
    Die anfangs noch vereinzelt niedergehenden Schneeflocken rufen Blitzlichter aus den ersten Jahren meines Lebens in meine Erinnerung zurück.
    Ich sehe mich als kleines Kind staunend in den Himmel schauen und erinnere mich an die fallenden Sterne, für die ich die herunterrieselnden, hauchdünnen Eisteilchen zuerst gehalten hatte. Die Zeiten waren früher nicht unbedingt besser gewesen, aber über solche Dinge hatte man sich wenigstens noch freuen können. Und vor allem über das Essen im Heim, das an Weihnachten immer ein klein wenig reichhaltiger war als sonst. Und schmackhafter.
    In meinem letzten Jahr im Heim für elternlose Jugendliche habe ich wohl auch die letzte Weihnachtsgans genossen, deren zartes Fleisch selbst heute noch durch meine hungrigen Träume geistert.
    Heute bin ich etwa sechzig Jahre alt, ganz genau weiß ich es nicht.
    Und mit jedem weiteren Jahr, das sich der Warteschlange in Richtung Tod anschließt, erscheinen mir die zumindest halbwegs regelmäßigen Mahlzeiten, die mir im Heim sicher gewesen waren, zu immer fantastischer anmutenden Wundern aus dem Reich der Märchen und Fabeln.
    Der Hunger ist mein beständigster Begleiter geworden, ein Kamerad, der mich nie im Stich lässt. Allein schon deshalb kann mir nicht an einer weißen Weihnacht gelegen sein.
    Wenn Schnee den Boden bedeckt, dann ist es fast unmöglich, Essen zu finden. Es wird ohnehin immer schwieriger, etwas Essbares zu finden.
    Aber schon eine Schneedecke von wenigen Zentimetern Dicke lässt alle Bemühungen in Hoffnungslosigkeit enden.
    Von der Kälte ganz zu schweigen.
    Zweiter Tag
    Es ist tatsächlich ein wenig Schnee gefallen, aber er reicht bei Weitem noch nicht aus, um die Schätze der gigantischen Müllhalde, auf der ich lebe, vor mir zu verbergen. Was allerdings nicht heißen soll, dass alles, was man hier finden kann, automatisch mir gehört.
    Wäre ich allein, dann hätte ich es leichter.
    Ich würde leben, wie die Made im Speck, aber die Einzigen, die hier wie die Maden im Speck leben, das sind die Maden selbst.
    Natürlich gibt es hier noch sehr viele Menschen.
    Krüppel, am Leben Gescheiterte, geflohene Verbrecher und Sträflinge.
    Kranke und Huren, die für ihre Arbeit zu alt geworden sind und die hier mit mir zusammen um das tägliche Überleben kämpfen. Zu welcher Kategorie ich gehöre, kann ich auf Anhieb nicht sagen. Ich kann nur jedem versichern, dass ich für ein normales Leben nie eine wirkliche Chance erhalten habe.
    Wer bis zu einem bestimmten Alter keine Chance gehabt hat, der stirbt in einer Gosse der Stadt.
    Oder er landet hier, wo es trotz der Riesenfläche an Müll immer weniger Platz gibt, um alle zu ernähren. Die Reviere sind weitgehend aufgeteilt und vergeben, Neuankömmlinge haben einen schweren Stand.
    Ich bin unterwegs auf der Suche nach Essen.
    Am Vorabend des neuen Jahres bin ich zusammen mit den anderen Menschen, die wir hier buchstäblich am Rande der Zivilisation leben, wieder zum Zeitalter der Jäger und Sammler zurückgekehrt. Die meisten Menschen beschränken sich hier auf das Sammeln, einige

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