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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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die Milch wieder zurück ins Regal und stieß dabei versehentlich an eine Reihe von Joghurtgläsern. Drei der Gläser (zweimal Erdbeere, einmal Kirsch) fielen auf den Boden und sprengten die gemütliche Stille des Supermarkts mit der Kraft von drei H-Bomben.
    Das war zu viel. Ohne sich um die Bescherung zu kümmern, rannte Hollow mit seinem Wagen an die Kasse, bezahlte in aller Eile und spurtete mit einer prall gefüllten Tüte an die frische Luft. Als er den Supermarkt etwa zwanzig Meter hinter sich gelassen hatte (jetzt wieder mit hochgeschlagenem Mantelkragen), hörte er, wie ihm jemand etwas hinterher rief. Er drehte sich um und sah die dicke Frau im Ladeneingang stehen, in jeder Hand eine riesige Tasche.
    „Ihr Knoblauch! Sie haben eine Kette vergessen“, brüllte sie mit puterrotem Kopf. Hollow kümmerte sich nicht darum, sondern machte, dass er wegkam.
    Als er wieder seine Wohnung betrat, war er schweißgebadet. Das Verhalten der Menschen im Supermarkt konnte kein Zufall gewesen sein. Sie hatten ihn beobachtet, sie wussten, was er wusste, aber er wiederum wusste nun auch, dass sie es wussten. Vielleicht wussten alle, dass er wusste, dass ... nun, dass es hier einen Vampir gab.
    Einen?
    Was machte ihn so sicher, dass es nur einer war? Wer weiß, wie viele Blutsauger es in dieser Stadt gab, von den anderen Städten ganz zu schweigen. Aber er durfte sich von solch quälenden Fragen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er musste sich schützen, und dazu gehörte der regelmäßige Einkauf von Knoblauch. Von jetzt an würde er eben woanders einkaufen.
    Und er würde niemandem Einlass gewähren.
    Schon lange hatte niemand mehr außer ihm die Wohnung betreten, und Hollow hatte auch im Leben nicht vor, es soweit kommen zu lassen.
    Vampire können einem nichts anhaben, wenn man ihnen den Einlass verwehrt .
    Nachdem er die neuen Knoblauchvorräte in seiner Wohnung verteilt hatte, wollte er sich gerade in die Küche setzen, den frisch gekochten, aromatisch dampfenden Kaffee trinken und etwas nachdenken, als es an der Tür klingelte. Erneut teilte sich seine Wahrnehmung in zwei Ebenen auf. Während sich Entsetzen über den drohenden Besuch aufbaute, entging ihm nicht der höhnische Blick des Schweinchens auf der Kaffeetasse. Dieser Blick galt zweifellos ihm.
    Aus irgendeinem Grund, den nur der Himmel wusste, landete immer wieder dieselbe Tasse auf dem Küchentisch.
    Wieder klingelte es, diesmal energischer, fordernder.
    Auf Zehenspitzen schlich Hollow an die Wohnungstür und horchte. Schon glaubte er, der ungebetene Besucher hätte aufgegeben, da klingelte es zum dritten Mal, unterstützt durch heftiges Klopfen an die Tür.
    „Wer ist da?“, hörte Hollow sich rufen, wobei er sich gleichzeitig über sich selbst ärgerte. Jetzt hatte er seine Anwesenheit preisgegeben, ein Rückzug war nun so gut wie unmöglich geworden.
    „Hier Mrs. Santos, neue Nachbarin. Bitte helfen, ist Notfall!“
    Hollow erstarrte. Die junge Frau mit ihrer Tochter.
    Natürlich, sie war es, sie musste es sein.
    Er durfte dieser Frau nicht die Tür öffnen, nicht ihr .
    Während er krampfhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation suchte, bemerkte er, dass trotz der Mittagszeit fast kein Sonnenlicht mehr in seiner Wohnung zu sehen war. Den Grund dafür lieferten schwarze, schwere Gewitterwolken, die sich urplötzlich vor die Sonne geschoben hatten.
    Und auf bevorstehenden Regen hindeuteten.
    Es passte wieder alles zusammen.
    „Ich ... äh, ich bin sehr beschäftigt“, ließ Hollow sich vernehmen. „Ich habe keine Zeit.“
    „Ist Notfall!“, beharrte Mrs. Santos. Dem Tonfall nach zu urteilen konnte man annehmen, dass es ihr wirklich ernst war. Sie schien in Tränen aufgelöst zu sein, doch Hollow beschloss, sich nicht täuschen zu lassen. Immerhin konnte sein Leben von einer kleinen Unachtsamkeit abhängen. Er durfte die Dame nicht hereinlassen, und um das zu verhindern, durfte er unter KEINEN UMSTÄNDEN die Tür öffnen.
    „Es geht nicht“, erklärte Hollow, wobei er sich um einen aufrichtigen Tonfall bemühte, was ihm aber offenbar nicht ganz gelang, denn Mrs. Santos gab nicht auf.
    „Ist niemand zu Hause in ganzem Stockwerk und Aufzug kaputt. Muss telefonieren mit Arzt, Tochter krank, stirbt. Bitte helfen, bitte, bitte helfen, biiiitteeee !“
    Sie schrie das letzte Wort förmlich. Offensichtlich war Mrs. Santos außer sich vor Panik und Sorge, doch Hollow, der nur allzu gut wusste, zu welch schauspielerischen Leistungen Frauen imstande

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