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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
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internationalen Ruhm und Bewunderung eingebracht hatte.
    „Guten Tag, Mr. Barton “, sagte Vanessa Brown. „Sie scheinen Gefallen an diesem Fleckchen Erde gefunden zu haben, wie ich sehe.“
    Ich war verblüfft, dass sie meinen Namen wusste, und das brachte mich vollends aus dem Konzept.
    „Kennen wir uns?“, fragte ich lahm und kam mir dabei gleichzeitig wie ein Idiot vor. Dass ich sie kannte, durfte sie wohl voraussetzen, denn sie war eine Berühmtheit, wenn auch aus vergangenen Zeiten.
    Ich dagegen war keine Berühmtheit. Mich musste man nicht unbedingt kennen.
    „Nicht direkt“, antwortete sie geduldig, „aber wenn man eine so lange Zeit an einem Ort verbringt, dann lernt man seine Umgebung genau kennen. Und auch die Menschen, die in der Nachbarschaft leben.“
    In der Nachbarschaft .
    Mein Gott, sie betrachtete mich als einen Nachbarn, obwohl ich fast am anderen Ende der Stadt wohnte und mich hier so gut wie nie hatte blicken lassen. Aber sie kannte meinen Namen.
    „Äh ja, da haben Sie wohl recht“, entgegnete ich verdattert, woraufhin wir gemeinsam schwiegen und uns nur ansahen. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, der bei einem Ladendiebstahl erwischt worden war. Bei einem Diebstahl in einem Obstladen, um genau zu sein. Hatte sie mich vor einer Woche gesehen, als ich den Apfel gepflückt hatte?
    Bestimmt, ich hatte sie am Fenster bemerkt. Und sie hatte mich beobachtet. Aber ich hatte damit ja kein Verbrechen begangen.
    Die Gedanken schwirrten wie ein wild gewordener Bienenschwarm durch meinen Kopf, während Mrs. Brown mich ruhig und abwartend ansah.
    Sie macht mich nervös , dachte ich, wütend auf mich selbst, und es stimmte. Sie machte mich nervös, wie mich noch keine Frau nervös gemacht hatte. Auch nicht meine liebe Frau Annie, mit der ich fast vierzig Jahre lang verheiratet gewesen war und die im Januar 1983 viel zu früh gestorben war.
    Voller Bestürzung wurde mir klar, dass Vanessa Brown gerade dabei war, mir den Kopf zu verdrehen. Allerdings bezweifle ich, dass dies ihre Absicht gewesen war.
    Sie verzauberte mich mit ihren Augen, mit ihrer ganzen Erscheinung.
    Und dann, bevor ich es verhindern konnte, machte sich meine Zunge selbstständig und plapperte drauflos, ohne von meinem Verstand zurückgehalten werden zu können. Ich weiß nicht, was über mich gekommen war, als ich wie ein pickliger Teenager mit unsicherer Stimme fragte: „Haben Sie Greta Garbo gekannt?“
    Für einen Moment glaubte ich, Ärger in ihren Zügen wachsen zu sehen, der aber schnell wieder verschwand, und stattdessen einem amüsierten, ironischen Lächeln Platz machte.
    „Ich meine persönlich“, fügte ich unnötigerweise hinzu.
    Ein Windstoß ließ eine weiße Haarsträhne über ihr blasses Gesicht wehen, aber ihre Augen bewegten sich nicht. Sie schien durch mich hindurchzusehen.
    „Greta Garbo“, wiederholte sie verträumt. War es möglich, dass sie sich an jenem Tag zum ersten Mal wieder an ihre große Zeit als Schauspielerin erinnerte? An ihre Zeit als Diva, die sie gewesen war?
    Genau diesen Eindruck machte sie.
    Gerade wollte ich mich mit dem Hinweis auf die fortgeschrittene Zeit von ihr verabschieden, da begann sie leise zu lachen und sagte: „Selbstverständlich habe ich die Garbo gekannt, Mr. Barton . Was glauben Sie denn?“
    Erwartungsvoll sah sie mich an, als ob ich ein Mann wäre, der nur gekommen war, um sie zu interviewen, wie zu ihren großen Zeiten. Ihre Augen blinzelten mir aufmunternd zu, aber ich konnte beim besten Willen nicht mehr tun, als sie bewundernd anstarren, was sie schließlich mit einem traurigen Lächeln quittierte.
    „Ich möchte Sie nicht von Ihrem Spaziergang abhalten. Einen schönen Tag noch, Mr. Barton “, sagte sie daraufhin freundlich, drehte sich um und ging mit festen Schritten zu ihrer Behausung zurück.
    Mir war sofort klar, dass ich ihr Grundstück verlassen sollte, da ich offensichtlich keine weiteren Fragen mehr zu ihrer Person oder zu ihrem Leben hatte. Aber sie drehte sich noch einmal zu mir um.
    „Noch einen kleinen Rat, Mr. Barton “, rief sie mir zu, „essen Sie lieber keinen von den Äpfeln. Sie sehen zwar gut aus, aber dieses Jahr sind sie frühreif und schmecken sehr, sehr sauer. Verderben Sie sich nicht den Geschmack, falls Sie vorgehabt haben sollten, sich einen zu pflücken.“
    Dann ging sie endgültig.
    Ich wunderte mich über ihre Worte und schaute ihr noch nach, bis sie die Hütte betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Ich sah

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