Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
rechtzeitig vor seinem Schwager im Kino zu sein. Denn während William, dieses fette Schwein, auf dem Weg zu ihm war, hatte Tom sich in seinen Pick Up geschwungen, um seiner Schwägerin Edith einen Besuch abzustatten. Schade, dass dieser Rotzbengel Desmond nicht auch da war, sonst hätte es eine richtige Familienfeier gegeben.
Tom hatte bei seiner Arbeit großen Wert darauf gelegt, in jedem Raum des Hauses wenigstens ein Stück von Edith zu hinterlegen, nachdem er mit wuchtigen Axthieben die Vorarbeit geleistet hatte.
Jetzt saß er wieder in seinem Vorführraum, trank eine Coke und betrachtete Williams fette Leiche. Die Cops würden selbstverständlich den als jähzornig bekannten und nun flüchtigen William Rosenberg als Mörder seiner Frau Edith verdächtigen. Vielleicht geriet auch der kleine Desmond in Verdacht, umso besser.
Welch ein Spaß.
Noch drei Tage bis zur Sondervorstellung.
*
Natürlich war die Hölle los.
Wann hatte sich in dieser Stadt wohl etwas Vergleichbares zugetragen. William Rosenberg war übergeschnappt (die Hitze) und hatte für seinen Sohn Desmond eine kleine Überraschungsparty arrangiert. Desmond hatte beim Betreten der elterlichen Wohnung einen solchen Schock erlitten, dass er ins Hospital eingeliefert werden musste. Von dem flüchtigen Mörder fehlte bislang jede Spur.
Joan Fuller trafen die Neuigkeiten über ihren Bruder wie ein Hammerschlag. Sie bekam während der Befragung durch den Sheriff kaum ein klares Wort hervor und brach immer wieder erneut in Tränen aus.
Tom, der selbstverständlich schon lange dahintergekommen war, dass seine eigene Frau mit den Verschwörern unter einer Decke steckte, war jedoch davon überzeugt, dass sie nur ein Schauspiel lieferte. Also spielte er mit und mimte den besorgten, erschütterten Ehegatten, denn sie durfte keinesfalls merken, dass er über die Verschwörung Bescheid wusste.
Bisher lief ja auch alles nach Plan.
Das Ableben von Edith Rosenberg war mittlerweile Stadtgespräch, und Tom nahm an, dass dies seiner Sondervorstellung nicht abträglich war. Erwartungsgemäß würden vorwiegend Jugendliche, deren ohnehin schon vorhandenes Interesse für morbide Themen jetzt wahrscheinlich noch gesteigert worden war, seine Gäste sein.
Allerdings hatte er bis dahin noch etwas zu erledigen.
*
Bürgermeister Big Jack O'Brian war ein unerschrockener Mann, den so leicht nichts aus der Fassung bringen konnte. Seine Stadt hatte er im Griff, und seine Bürger sprachen stets in Ehrfurcht von ihm. Big Jack wusste, welche Wirkung er auf die Menschen hatte, wenn er sich mit seinen knapp zwei Metern und gut drei Zentnern aufbaute, um jemandem, der seine Erwartungen nicht erfüllt hatte, die Leviten zu lesen.
Doch als er heute Morgen in allen Einzelheiten exklusiv erfahren hatte, was der armen Mrs. Rosenberg widerfahren war (seine Frau Rosalie war die beste Freundin von Sheriff Connors schwatzhaften Gattin Dorothea), da hatte ihm das Frühstück auf einmal nicht mehr geschmeckt.
War William etwa dahintergekommen, dass er sich vor drei, vier Monaten einige Male mit Edith getroffen hatte?
Hatte Edith ihm erzählt, dass sie jeden Tag in der Mittagspause in das Büro des Bürgermeisters gekommen war, um sich ihm auf dessen Schreibtisch hinzugeben? War William, der fast so fett war wie er selbst, daraufhin ausgeklinkt und hatte seine Frau bestraft?
War er, Big Jack, vielleicht das nächste Ziel von Williams Rachefeldzug?
O'Brian saß in seinem Büro, den Kopf in die Hände gestützt. Ihm war leicht übel, und der Schweiß rann Big Jack aus allen Poren. Die Hitze schien von Tag zu Tag unerträglicher zu werden.
Er musste sich bewaffnen, nur für alle Fälle.
Er öffnete seine Schreibtischschublade und fischte zwischen Papieren, Kugelschreibern und einem Schlüpfer von Edith eine kleine, handliche Pistole hervor.
*
Tom arbeitete unter Hochdruck.
Hatte er doch völlig vergessen, die Filmplakate auszuwechseln. Noch drei Tage bis zur Sondervorstellung, und er hatte wahrhaftig vergessen, die verdammten Plakate aufzuhängen. Jetzt stand er hier, schwitzte unaufhörlich und machte eine Arbeit, die schon vor Tagen hätte getan werden müssen.
„Heiß heute, was?“
Tom ließ vor Schreck beinahe die Stecknadeln fallen. Hinter ihm stand Sheriff Connor .
„Oh, guten Tag Sheriff. Ja, verdammt heiß. Gibt's Neuigkeiten von meinem Schwager?“
„Nein, Mr. Fuller . Der ist wie vom Erdboden verschluckt.“
Es entstand eine Pause, bevor Sheriff Connor weiter
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