Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
haben.
„Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?“ O’Brian versuchte betont langsam zu sprechen, aber er konnte seine Anspannung kaum verbergen.
„Nun, es ist nur eine mögliche Erklärung für seine Abwesenheit, falls er nicht der Mörder ist.“
„Hören Sie, Connor , ich war vielleicht vorhin ein wenig laut, tut mir leid.“
O’Brian wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, aber es gab sofort wieder Nachschub.
„Sehen Sie, ich habe meine Gründe, gute Gründe. Sagen wir mal, es sind private Gründe. Okay? Stellen Sie einfach ein paar Männer für mich ab, Sheriff, mehr möchte ich ja gar nicht.“
Sheriff Connor stand noch immer am Fenster und blickte hinunter auf die Hauptstraße. Von Weitem sah er Tom Fuller seine Kinoplakate aufhängen.
Etwas stimmte nicht mit Fullers Geschichte. Connor musste da noch einmal nachhaken.“O’Brian, wenn Sie Fakten zurückhalten, die für die Aufklärung dieses Falles wichtig sind, dann machen Sie sich strafbar und erschweren uns die Arbeit. Ich sage Ihnen dies, damit keine Missverständnisse zwischen uns entstehen. Es stimmt, dass Sie bei der Wahl des Sheriffs ein gewaltiges Wörtchen mitzureden haben, aber dadurch stehen Sie nicht über dem Gesetz.“
Bürgermeister Big Jack O’Brian starrte seinen Sheriff an, als käme dieser vom Mars.
„Darüber hinaus bleibe ich dabei“, fuhr Connor fort, „dass ich es nicht für zwingend notwendig halte, Sie unter Polizeischutz zu stellen, solange Sie mir nicht hinreichende Gründe dafür nennen können. Über den weiteren Fortgang der Ermittlungen werde ich Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten. Guten Tag.“
Sheriff Connor hatte sich schon zur Tür umgewandt, da stand er unvermittelt schon wieder seinem Bürgermeister gegenüber. O’Brian war mit solcher Schnelligkeit um den Schreibtisch herumgekommen, dass er ins Schleudern geriet und mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür knallte.
„Ich hab' mich wohl verhört. Du willst mir drohen? Jetzt hör' mir mal genau zu, mein Junge. Dieser Schwachkopf Rosenberg ist hinter mir her! Weißt du auch warum? Weil ich es regelmäßig seiner Frau besorgt habe, darum! Rosenberg muss dahintergekommen sein, und deswegen konnte der Doc sie jetzt mit Nadel und Zwirn wieder so zusammenflicken, dass sie wenigstens anständig in ihrem Sarg liegt. Und jetzt bin ich an der Reihe. Ist das hinreichend genug? Ist es das?“
Connor war es zwischenzeitlich gelungen, die Tür einen Spalt zu öffnen, durch den er jetzt in den Korridor hinausschlüpfte.
„Wir tun, was wir können, O’Brian. Ich lasse Ihnen einen Mann da, den ich aber sofort abziehen werde, sollte ich ihn brauchen. Ansonsten, halten Sie die Augen offen.“
Sheriff Connor war froh, als er wieder auf die Straße trat. Die Unterredungen mit Big Jack waren stets unangenehm und lautstark, und hinterher hatte man Kopfschmerzen.
Ein flüchtiger Gedanke, dass er vorhin etwas Bestimmtes vorgehabt hatte, ließ sich durch das drängende Signal des Funkgeräts wieder vertreiben.
*
Tom wälzte sich unruhig auf seinem Lager herum. Er schlief sehr schlecht in letzter Zeit, was vielleicht auch daran lag, dass die Plastiksäcke, in die er Williams sterbliche Überreste gepackt hatte, den Verwesungsgeruch nicht mehr zurückhalten konnten.
Er hatte seit zwei Tagen im Vorführraum ein Feldbett aufgestellt, da er sich im ehelichen Schlafzimmer nicht mehr sicher glaubte. Er hatte Jo (der faulen Ratte) erzählt, er müsste nachts an dem Projektor arbeiten, was natürlich eine dünne Ausrede war. Sollte sie unverhofft hier auftauchen, dann würde sie eben ihrem Bruder sehr schnell in den Säcken Gesellschaft leisten.
Mit Herzklopfen fuhr Tom von seiner Matratze hoch. Er war sicher, dass ihn ein Geräusch geweckt hatte. Die Dunkelheit, die ihn umgab, schien vollkommen, aber nach und nach konnte er durch das fahle Mondlicht seine Umgebung erkennen.
Da alles in Ordnung zu sein schien, ließ er sich wieder zurückfallen und schloss die Augen.
„Hallo, Tom.“
Wieder saß Tom aufrecht im Bett, die rechte Hand sofort nach der Schrotflinte tastend. Er fand sie nicht.
„Bleib ruhig, Tom. Wir sind doch alte Freunde.“
Die Stimme, die keinen unangenehmen Klang hatte, kam von einer männlichen Person, die nicht weiter als zwei Meter von Toms Bett entfernt sein konnte. Und jetzt erkannte er auch schwach einen Mann, der es sich offenbar in seinem Sessel bequem gemacht hatte.
Tom versuchte, seiner kraftlosen Zunge einen Satz zu
Weitere Kostenlose Bücher