Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Keiser
Vom Netzwerk:
sich jetzt scheiden lassen will, dreht er völlig durch.“
    Zwei Stunden nach den Schüssen war Rosalie O’Brian bei ihrer Schwester über das Vorgefallene informiert worden. Ihre Aussage, dass sie bereits die Scheidung eingeleitet habe, wollten die beiden Polizisten dem Bürgermeister zu seinem eigenen Besten erst einmal vorenthalten.
    Flannagan stand auf und warf die bereits geleerte Dose mit routinierter Treffsicherheit in den Papierkorb.
    „Okay, Luke, ich gehe jetzt nach Hause. Ich muss mit meinem kleinen Joey noch ein Hühnchen rupfen.“
    Connor lächelte.
    „Dein Sohn? Wen hat er umgelegt?“
    „Leider ist er sehr daran interessiert, zu sehen, wie andere Leute umgelegt werden“, erwiderte Flannagan . „Seit gestern liegt er mir in den Ohren mit dieser Sondervorstellung im Kino. Du weißt doch, die Hinrichtung von dem Irren damals. Aber da beißt er bei mir auf Granit, er ist ja erst sechs. Ich finde das sowieso geschmacklos, aber die Vorstellung soll schon fast ausverkauft sein. Da kannst du mal sehen, für was die Jugendlichen heutzutage ihr Geld ausgeben.“
    Connor lächelte nicht mehr.
    Fuller ! Die Filmplakate!
    Das war es, was ihm seit zwei Tagen durch den Kopf geisterte, ohne dass er darauf kam. Sein Instinkt sagte ihm, dass mit Tom Fuller etwas nicht stimmte, aber er hatte, wie so oft, nur seine Intuition als Wegweiser.
    Nachdem Flannagan gegangen war, schlug Connor die Zeitung auf und fand sofort die Seite mit den Veranstaltungshinweisen. Dort stand in großen Lettern geschrieben:
    SONDERVORSTELLUNG   IN   FULLER'S   KINO
    Am Freitag, den 24.7.1984
    MENDOZAS HINRICHTUNG / ORIGINALAUFNAHMEN 1980
    BEGINN: 20.00 h      PARKETT: 5$      RAUCHERLOGE: 6$
    Sheriff Connor würde Tom Fuller noch einmal einen Besuch abstatten.
    *
    Evander Ilborn machte einen kleinen Abendspaziergang.
    Er wusste bereits, was sich in nicht ganz vierundzwanzig Stunden ereignen würde, und daher hatte er an dem morgigen Tag schon fast das Interesse verloren. Alles wiederholte sich immer wieder, und die Langeweile, die stets anschließend eintrat, steigerte sich von Mal zu Mal.
    Ein älterer Herr ging an ihm vorbei und zog seinen Hut.
    „Guten Abend“.
    Ilborn lächelte höflich zurück, wohl wissend, dass der freundliche Mann morgen um diese Zeit schon zu Asche verbrannt sein würde.
    Er könnte schon einmal anfangen, für die Zukunft zu planen. Möglicherweise würde ein Atomkraftwerk eine Rolle spielen.
    Oder ein großes Passagierflugzeug. Er wusste es noch nicht genau. Vielleicht würde er sich auch noch einige Jahre Zeit lassen.
    Evander Ilborn betrachtete den Abendhimmel mit all seinen Sternen, wobei im schmerzlich bewusst wurde, wie lange er schon seinen Geschäften nachging.
    So lange.
    Er hatte schöne Zeiten erlebt, die er keinesfalls missen wollte. Wehmütig ließ er seine Gedanken nach Pompeji zurückschweifen, eine Arbeit, die ihm sehr viel Freude bereitet hatte.
    Oder Gettysburg.
    Oder Verdun.
    Oder Stalingrad.
    Oder Hiroshima.
    Evander Ilborn konnte sich noch an alle Details erinnern, und er musste zugeben, dass er immer sehr erfolgreich gewesen war. Denn er war das Chaos. Das war sein wahrer Name, zu allen Zeiten, bei allen Völkern, in allen Welten.
    Er war das Chaos.
    *
    Es klingelte an der Tür und Rosalie O'Brian, die zu diesem Zeitpunkt noch nichts von der Tat ihres Gatten wusste, öffnete.
    „Guten Tag, Mrs. O'Brian“, sagte Evander Ilborn.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte Mrs. O’Brian überrascht. „Und woher wissen Sie, dass ich mich zurzeit bei meiner Schwester aufhalte?“
    „Ich möchte ihnen etwas zukommen lassen, das Sie unter Umständen interessieren könnte“, antwortete Ilborn ungerührt, zog einen Umschlag hervor und reichte ihn ihr. Zögernd nahm Rosalie O’Brian ihn entgegen.
    „Leider kann ich nicht länger bleiben“, sagte bedauernd. „Diesen Umschlag gebe ich Ihnen gratis. Den Preis dafür haben bereits andere Leute entrichtet. Einen schönen Tag noch.“
    Mit diesen geheimnisvollen Andeutungen drehte er sich um und ging rasch die Treppe zur Auffahrt hinunter. Bevor Rosalie O’Brian ihre Stimme wieder fand, war er bereits verschwunden.
    Sie kannte den Mann.
    Sehr verwundert schloss sie wieder die Haustür und begab sich ins schwesterliche Wohnzimmer, um den Inhalt des Umschlags zu begutachten. Es handelte sich um Farbfotos von absoluter Schärfe und Brillanz.
    Sie betrachtete sich die Bilder genau, und es dauerte einige Sekunden, bis sie in dem

Weitere Kostenlose Bücher