Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Haus, wo er zuckend liegen blieb. Sofort bildete sich eine rasch größer werdende Blutlache, in der, wie der inzwischen herangeeilte Hilfssheriff erkennen konnte, verschiedene Stücke Erdbeereis eine interessante Landschaft in Rot bildeten.
Salini lag verkrümmt und mit aufgerissenen Augen auf dem Rücken. Eine Kugel hatte seinen Hals zerfetzt, während die beiden anderen in der Brust gelandet waren. Flannagan wusste, dass es der Italiener nicht schaffen würde.
Mit gezogener Dienstwaffe sprang er neben die Eingangstür und blieb vorerst in dieser Deckung.
„He, Mr. O’Brian, haben Sie geschossen? Wenn ja, werfen Sie die Waffe heraus, hier vor den Eingang!“
Flannagan wusste, dass er sich soeben eine Respektlosigkeit geleistet hatte, die seine Suspendierung nach sich ziehen konnte, aber er wusste genauso gut, dass sich O’Brian eine sehr gute Geschichte ausdenken musste, um diese Schießerei zu rechtfertigen. Außerdem mussten die Dienstvorschriften eingehalten werden.
Aus dem Haus ertönten Schritte. Gleichzeitig schlitterte die Tatwaffe, eine Beretta, an die Türschwelle. Big Jack erschien in der Tür. Flannagan hatte die Pistole aufgenommen und kniete nun bei Salini , aus dessen Nase und Mund Bäche hellroten Blutes strömten. Big Jacks Augen weiteten sich vor Erstaunen.
„Es ist nicht Rosenberg?“
Flannagan stand auf. Salini war tot.
„Nein, Mr. O’Brian. Es ist nicht Rosenberg.“
Der Hilfssheriff war sich sehr sicher, dass O’Brian jetzt nicht mehr Bürgermeister bleiben würde.
„Mr. O’Brian, ich fürchte, ich muss Ihnen nun Ihre Rechte vorlesen.“
*
Tom Fuller hatte hart gearbeitet, und die Früchte seiner Arbeit konnten bald geerntet werden. Morgen war der große Tag der Abrechnung.
Er hatte alles so installiert, wie es zu sein hatte, und auch die seltsame, radioähnliche Maschine des Fremden war einsatzbereit. Es war noch nicht zu erkennen, welcher Art der Effekt sein würde, der von diesem Gerät ausgehen sollte, doch Tom war voller Vertrauen zu dem freundlichen Mann, bei dem es sich um einen gewissen Mr. Evander Ilborn handelte.
Dies war einer Visitenkarte zu entnehmen, die Tom in dem Handkoffer gefunden hatte.
Darauf stand:
EVANDER ILBORN
Beratungen
Tom hatte versehentlich etwas Kaffee auf die Karte geschüttet, was dazu führte, dass vom Vornamen nur noch die beiden ersten Buchstaben gut lesbar waren. Daraufhin nahm er sie in die Hand, um sie abzuwischen und deckte dabei zufällig die letzten vier Buchstaben des Nachnamens mit seinem rechten Daumen ab. So machte er die Entdeckung, dass die vier noch erkennbaren Buchstaben das Wort EVIL formten. Zufall.
Tom hielt sich nicht weiter damit auf.
*
Sheriff Connor und Hilfssheriff Flannagan saßen sich ratlos in ihrem Büro gegenüber und versuchten, die Lage zu überblicken.
Man musste feststellen, dass in den letzten Tagen hier mehr los gewesen war, als in den letzten zwanzig Jahren zusammen.
Zuerst der Mord an Edith Rosenberg, begleitet vom spurlosen Verschwinden ihres Mannes, dem mutmaßlichen Täter. Einen Tag später erschießt der Bürgermeister den einzigen Eisverkäufer der Stadt. Nicht zuletzt wegen dieses erbarmungslosen Sommers ein herber Verlust.
Flannagan zündete sich eine Zigarette an.
„ Salini schloss die Tür auf, mit einem ganz normalen Schlüssel“, sagte er. „O’Brian muss ihn für Rosenberg gehalten haben. So hat er es ja auch zu Protokoll gegeben. Aber warum, zum Teufel, hatte Salini einen Schlüssel? Was wollte er mit Erdbeereis in einer fremden Wohnung, von der aus niemand Erdbeereis bestellt hatte?“
Connor schaute seinen Hilfssheriff nachdenklich an.
„Vielleicht war ihm die Wohnung gar nicht so fremd“, entgegnete er vielsagend.
„Meinst du ...“
„Ich meine, wir sollten uns noch einmal mit Rosalie O’Brian unterhalten.“
Flannagan pfiff durch die Zähne.
„Du glaubst, er hatte was mit ihr?“
„Schon möglich. Aber das erklärt nur den Schlüssel und nicht die ganze Geschichte. Ich glaube, dass hier etwas vorgeht, aber ich kann den Daumen nicht darauf legen. Mir wäre viel wohler, wenn der alte Rosenberg endlich auftauchen würde, aber ich habe das Gefühl, den sehen wir nie wieder.“
Flannagan öffnete eine Büchse Bier, wodurch er einen großen Teil des auf dem Schreibtisch verstreuten Papierkrams besudelte.
„Big Jack wird uns nicht viel weiterhelfen. Er steht immer noch unter Schock und faselt die ganze Zeit von Rosenberg. Wenn er erfährt, dass seine Frau
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