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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wesen jedoch zwei Paare übergroße Ohren.
    Der König von Gryphland und seine Gemahlin hatten sich bei der verzweifelten Suche nach Hilfe für ihre Tochter nicht nur auf den Verborgenen Gott verlassen, sondern wohl auch noch zu einem jener Götzen gefleht, die man in der Zeit vor der Verbreitung des einzig wahren Glaubens in den meisten Ländern Ost-Erdenrunds verehrt hatte. Sicher handelte es sich nicht um ein Abbild einer der so genannten Alten Götter, deren Anbetung nicht nur im Heiligen Reich bei strengster Strafe verboten war, sondern auch in allen anderen Gebieten, in denen der Bischof von Atrantia als geistliches Oberhaupt aller Gläubigen anerkannt wurde, also auch in Gryphland.
    Vermutlich stellte der Kopf also eher einen der örtlichen Naturgötzen dar, deren Verehrung zwar verpönt war, aber in den Ländern des Südens und Westens nie ganz ausgerottet werden konnte. Immerhin hatte man den Schrein anstandshalber geschlossen gehalten, wenn der Priester des Verborgenen Gottes bei der Kranken gewesen war.
    Gorian betrachtete die Klinge des Rächers. Das schwarze
Blut daran bildete einen dunklen Belag, der bereits abbröckelte, so als wäre er schon seit langem getrocknet.
    Er steckte die Waffe zurück in die Scheide an seinem Gürtel und wirbelte erneut herum, als eine der letzten drei Öllampen erlosch, woraufhin nur noch Halbdunkel in dem Gemach herrschte – und plötzlich wurde auch ein Teil des Sonnenmosaiks an der Decke von einem großen dunklen Schatten verdeckt.
    »Warum zeigst du dich nicht?«, rief Gorian und stellte in diesem Moment fest, dass seine Stimme der einzige Laut war, der noch an seine Ohren drang. Alle anderen Geräusche, die normalerweise eine Art klanglichen Hintergrund bildeten und einem aufgrund ihrer Selbstverständlichkeit und Allgegenwart kaum auffielen, waren verstummt, selbst das Meeresrauschen, das ansonsten unablässig in allen Wohnhöhlen Gryphenklaus mehr oder weniger stark widerhallte.
    Auch die vorletzte Öllampe verlosch.
    »Es ist amüsant, in deine Seele zu sehen«, vernahm er erneut die Gedankenstimme. »Ich erkenne darin Furcht und Verwirrung. Und dass du kaum noch in der Lage bist, dein erlerntes Wissen auf diese völlig veränderte Situation anzuwenden.«
    Wie von selbst schloss sich der Schrein wieder, wurde sogar mit großer Kraft zugeschlagen, wobei allerdings kein Geräusch entstand. Der kleine Riegel, der die Schreintür verschloss, bewegte sich ebenfalls lautlos. Die schwarze Substanz, zu welcher der Schattenmahr zerflossen war, bildete nur noch einen Fleck im Holz, der aussah, als wäre er schon viele Jahre alt.
    In was für eine eigenartige Existenzebene war Gorian nur geraten? Dann fiel ihm der schwarze Rauch ein, und er fragte sich, ob er auf irgendeine Weise ins Zwischenreich der
Schattenpfade gelangt war, das die Schattenmeister des Ordens zur Überwindung großer Entfernungen innerhalb von wenigen Augenblicken nutzten.
    »Deine Ausbildung im Ordenshaus der Schatten scheint wirklich noch nicht weit fortgeschritten, dass du so lange für diese Schlussfolgerung gebraucht hast.« Triumphierendes Gelächter folgte.
    »Du bist der Totenalb, der vom König Besitz ergriffen hatte«, sagte Gorian laut und stellte erschrocken fest, dass sich auch der Klang seiner Stimme verändert hatte. Sie hörte sich stumpf an, ohne Echo, als würde er sich beim Sprechen ein Kissen vor den Mund halten.
    Der Angriff des Schattenmahrs hatte offenbar nur dem einen Zweck gedient, ihn in dieses lautlose Zwischenreich zu holen – eine Nebenwelt, in der Bedingungen herrschten, die es dem Totenalb erleichterten, seinen ursprünglichen Auftrag auszuführen und Gorian zu töten.
    »Ich hasse das Licht und liebe die Dunkelheit«, sagte die Gedankenstimme.
    Dann bildete sich aus dem Schatten, der das Sonnenmosaik bedeckte, eine Gestalt aus purer Finsternis.
    Gorian wich ein paar Schritte zur Seite. Seine Tritte verursachten dabei auf dem Steinboden der Wohnhöhle keinerlei Geräusch.
    Die Gestalt sprang lautlos von der Decke und landete auf dem Boden, um sich dann aufzurichten. Ihre Umrisse ähnelten dem eines Menschen. Innerhalb weniger Augenblicke veränderte sie sich, gewann mehr und mehr an Substanz, und Gorian erkannte, dass die Kreatur in einer dunklen Kutte steckte, die bis zum Boden reichte. Sie streckte den Arm aus, der sich auf groteske Weise verlängerte, und Augenblicke später verstofflichte sich eine monströse Axt
mit zwei Klingen. Das metallische Blinken der

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