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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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massives Mauerwerk vor sich zu sehen. Nur bei Thondaril, Gorian, Torbas und Sheera wirkte diese einfache Illusionsmagie nicht, sie erkannten die fest verschlossenen Türen, die ihnen den Zutritt zur Bibliothek verwehrten.
    Die Tür im Bankettraum vermochte Thondaril mithilfe seiner Magie schließlich zu öffnen, nicht aber die zweite Tür, die den eigentlichen und offenbar einzigen Zugang zum Bibliotheksgewölbe darstellte.
    Der Diener, der die Gefährten das erste Mal herabgeführt hatte, war verschwunden und ließ sich nicht auftreiben. Gleiches galt für die maskierte Wache des Bibliothekars, und auch Oras Ban wollte dem Meister des Schwertes und der Magie weder weiterhelfen noch sich überhaupt erklärend dazu äußern.
    Thondaril war außer sich. Vor der Möglichkeit, die Tür
mittels Magie gewaltsam zu öffnen, schreckte er aber noch zurück, denn er wollte sich den uralten Caladran nicht zum Feind machen.
    »Vielleicht ist es tatsächlich das Beste, einfach die Greifengondel zu besteigen und ohne diese verfluchten Schriften zu den Inseln der Caladran zu fliegen«, äußerte Torbas zwischenzeitlich, als sie an den Burgzinnen standen und mit wachsender Besorgnis in Richtung der Berge sahen. Feuerrote vielbeinige Gestalten liefen dort über die Anhöhen, kletterten die steilsten Hänge empor. Sie quollen in immer größerer Zahl aus dem Gestein hervor, bildeten sich aus dem roten, pulsierenden Adernetzwerk, das inzwischen die Berge durchzog, so weit das Auge reichte.
    Das herzschlagartige Stampfen war so durchdringend geworden, dass es selbst Felsenburg erzittern ließ, und die ersten rot glühenden Feueradern tasteten sich bereits in die schwarze Steinwüste hinein, die sich an das Gebirge anschloss. Vor langer Zeit hatte das Wüten der Feuerdämonen diese Landschaft auf alle Zeiten geprägt, nun sah es so aus, als würde dies ein zweites Mal geschehen.
    Plötzlich schossen Flammen aus dem Boden, bildeten riesenhafte Gestalten, größer als jeder Wachturm einer heiligreichischen Burg. Arme aus purem Feuer hoben sich zischend zum Himmel, und in lodernden Köpfen blinzelten Augen aus schwärzester Finsternis, um gleich darauf wieder von den Flammen verdeckt zu werden.
    In stetiger Veränderung waren diese Gestalten begriffen. Hin und wieder bildeten sie zusätzliche Arme und Beine aus und auch gewaltige Feuerschwänze, die sich wie Peitschen um kleinere Felsmassive legten und das Gestein zerschmolzen.
    »Riecht ihr das?«, fragte Torbas und verzog das Gesicht.
    »Schwefel«, murmelte Sheera.
    »Als wir dort drüben waren, war das Dämonenfeuer noch kalt wie Eis«, erinnerte sich Gorian. »Das hat sich offenbar geändert.«
    Die Wolkendecke über den Bergen und Felsenburg wurde immer dichter und dunkler. Obwohl es mitten am Tag war, konnte man meinen, die Dämmerung hätte längst eingesetzt. Von der Sonne war nicht einmal ein schwacher Lichtfleck zu sehen, der Schattenbringer jedoch seltsamerweise umso deutlicher, beinahe so, als würde er nicht nur die Sonne verdecken, sondern seinerseits auch magisches Schwarzlicht ausstrahlen.
    Der Schneefall und der eiskalte Wind wurden heftiger. Zischend schmolz der Schnee, wo er in den Bergen den Boden berührte. Kleine Wolken aus Wasserdampf stiegen auf, aber hier und dort erhob sich auch schwarzer Rauch, der vom Wind durch die Berge getrieben wurde. Das Dämonenfeuer, das inzwischen nicht mehr kalt war, verbrannte die wenigen Sträucher und Bäume, die sich in den Bergen halten konnten, und dann schmolz auch in sich immer mehr ausbreitenden Bereichen das Gestein. Ganze Berghänge gerieten in Bewegung, sackten glutflüssig ab, erstarrten dann für eine Weile, um erneut aufgeschmolzen zu werden.
    Flammensäulen schossen immer höher empor, und die riesenhaften Feuergestalten, die sich dabei bildeten, behielten für immer längere Zeit ihre Form.
    Einer von ihnen verließ mit weiten Schritten die Berge. Es zischte jedes Mal, wenn seine feurigen Füße den Boden berührten. Er schritt über die schwarze, inzwischen ebenfalls an einigen Stellen aufgeschmolzene Ebene, die sich zwischen den ersten Ausläufern des Gebirges und dem Massiv, in das Felsenburg hineingehauen worden war, befand.

    Die panischen Rufe der Wachen gellten durch das kalte Schneegestöber. Aber noch bevor das gigantische Feuerwesen die Hälfte der Strecke bis nach Felsenburg zurückgelegt hatte, fiel seine Gestalt in sich zusammen. Die Flammen breiteten sich auf dem Boden aus, verloschen schließlich, und das

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