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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Beispiel eine Pulsader in der Achsel oder in der Leiste aufgeschnitten haben, aber so, wie die Leiche jetzt aussieht, kann ich das unmöglich sagen.«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass der Kopf woanders versteckt wurde, um die Feststellung der Todesursache zu erschweren oder um eine Identifizierung der Leiche zu verhindern. Im schlimmsten Fall ist er zerstört worden«, sagte Göran. »Aber ich verstehe nicht, warum die Füße fehlen.«
    »Das könnte ebenfalls mit der Identifizierung zu tun haben. Manche Leute haben doch zusammengewachsene Zehen oder so.« Granholm schob seine Brille hoch bis an die Nasenwurzel.
    Göran seufzte und blickte zu den Baumkronen empor. Die letzten Wolken hatten sich aufgelöst, und die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Flugzeuge von und nach Finnland, Russland und Nordostasien zeichneten weiße Streifen. Jeden Tag flogen siebenhundert Flugzeuge über Gotland hinweg. Manchmal ließ sich in der Ferne das Donnern der Motoren erahnen.
    Er verspürte leichten Schwindel, nicht unbedingt wegen der Leichenteile im Zelt, sondern beim Gedanken an das, was Menschen einander antun konnten.
    »Abgesehen von Kopf und Füßen scheint alles in derselben Grube gelegen zu haben«, sagte er, »aber warum zerstückelt man eine Leiche, wenn man sowieso alles zusammen vergraben will?«
    »Das könnte transporttechnische Gründe haben«, sagte Granholm, und Göran fragte sich im Stillen, warum er sich nie wie ein normaler Mensch ausdrücken konnte.
    »Außerdem kann man die Teile leichter vergraben«, sagte Eva. »Eine große Leiche wie diese hier in einer gewissen Tiefe zu verscharren erfordert ziemlich viel Arbeit. Aber in Einzelteilen …«
    Göran streckte sich und strich sein Jackett glatt. Die Verärgerung von vorhin war verschwunden. Stattdessen dachte er krampfhaft über eine Strategie für ihr weiteres Vorgehen nach. Mit Lennart Svensson war frühestens in einer Woche zu rechnen. Göran hatte also einen Mann weniger für die Arbeit.
    Er nahm einen tiefen Atemzug. Nikotin, dachte er.
    »Es gibt noch zwei Stellen, wo kürzlich gebuddelt wurde, aber es ist schwer zu erkennen, ob es die Schweine waren oder jemand anderes.«
    »Möglicherweise beides«, sagte Göran.
    »Jedenfalls werden wir dort anfangen.«
    »Sonst nichts? Keine Kleidungsstücke oder Gegenstände?«
    »Noch nicht. Im Moment hat die Suche nach dem Kopf die höchste Priorität.«
    Beim Gedanken an die kopflose Leiche im Zelt nickte Göran unwillig.
    »Wie lange hat sie schon hier gelegen?«
    »Wie du siehst, ist sie nicht stark verwest«, antwortete Eva.
    Das war ihm aufgefallen. Außerdem verströmten die Leichenteile überhaupt keinen Geruch. Im Zelt hatte es nur nach Erde, Feuchtigkeit, Mutterboden und Plastik gerochen.
    »Schwer zu sagen, weil ich nicht weiß, wie tief die Teile vergraben waren. Die Schweine könnten sie nach oben gewühlt haben«, fuhr sie fort. »Wir sollten auf den Gerichtsmediziner warten, aber ich gehe kein Risiko ein, wenn ich sage, höchstens einen Monat.«
    »Ein Monat. Das ist nicht gut«, sagte Göran.
    »Höchstens«, wiederholte Eva, »und mindestens etwa eine Woche, ja, weniger nicht.«
    »Das macht also eine Spanne von drei Wochen?«
    »Der Gerichtsmediziner kann den Zeitraum noch weiter eingrenzen, wahrscheinlich auf einen Zeitraum von ungefähr einer Woche. Ich habe schon bei denen angerufen. Wir bekommen morgen Nachmittag einen vorläufigen Obduktionsbericht.«
    »Okay«, brummte Göran, »ich muss wieder los. Hier wird es drunter und drüber gehen. Mal sehen, ob ich Unterstützung von der Reichskriminalpolizei bekomme. Heute Nachmittag halten wir dann die Pressekonferenz ab.«
    Die letzten Worte brummte er für sich selbst. Er war bereits auf dem Weg zum Auto, doch Eva hielt mit ihm Schritt.
    »Wir haben auch Fahrzeugspuren gefunden. Ich zeige sie dir, wenn du willst.«
    Freundlich, aber bestimmt lenkte sie den Kommissar zwischen die Bäume. Nach etwa zwanzig Metern hielt sie an.
    »Die Spuren kommen von der Straße und enden dort bei dem Gestrüpp. Ich kann kein Reifenmuster erkennen, aber ich habe Länge und Abstand vermessen. Sie müssen von einem größeren Wagen stammen, einem Jeep, Pick-up oder Kleinlaster.«
    Fredrik saß im Auto, die Tür stand einen Spalt offen. Mit der linken Hand blätterte er seinen Notizblock durch, und mit der rechten drückte er sich das Handy ans Ohr. Ganz in der Nähe kläffte ein Hund.
    »Ich habe eine neue Zeugin, eine Anette Larsson. Sie hat an der Wiese einen

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