Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
das Dieseldröhnen anzuschreien: »Hey! Hey! Was soll das!? Was soll das werden!?« Er ist kaum hundert
Meter von den Soldaten entfernt, als einer von ihnen die Mistgabel sieht - einen Mann, der ihm mit einem »langen, gewehrähnlichen Gegenstand« in der Hand entgegenkommt, wie er es später beim Prozess formulieren wird. Er hebt seine M16 und schießt Claude eine kurze Salve in die Brust, so dass dieser schon tot ist, bevor er hinfällt, drei apfelsinengroße Löcher in der Lunge.
Berkowitz brüllt in sein Funkgerät: »Mehrere Schützen! Schickt Adler! Wiederhole: Schickt Adler!«
Der Jeep kommt um die letzte Kurve geschleudert, und der Anblick des Schlachtfelds raubt JC und Morgan den Atem: Ein Panzer manövriert unbeholfen auf dem Hof, silberblauer Pulverdampf weht in der fahlen Morgenluft, Maschinenpistolen rattern, und dumm, dumm, dumm, schlagen die Geschosse in die Holzwände des Farmhauses ein.
»Was geht hier ab?«, sagt Jesus, als Bob das Gaspedal durchtritt und mit hundertdreißig den Hügel runterbrettert.
Becky robbt in die Waffenkammer, als Pat Rennet eben die Tür zum Waffenschrank aufbricht, während Deek hinter ihm mit der Remington feuert, immer wieder durchlädt und sie sich zum Feuern einfach über den Kopf hält.
»WAS SOLL DER SCHEISS?!«, schreit Becky
Pat ignoriert sie, holt seine konfiszierte AR-15 raus und stellt sie mit zitternden Fingern auf Halbautomatik. Becky hört neben ihrem Kopf etwas bersten und hat gerade noch Zeit genug, zu begreifen, dass einen halben Meter rechts von ihr eine Kugel die Glastür zum Büro zersplittert hat, bevor sie sich auf Pat stürzt und nach der Waffe greift. »Leg das Ding weg! Ihr werdet uns noch alle umbringen!«
»Lady, wir werden angegriffen!«, schreit Rennet, während sie um die Waffe ringen.
»Gib die Scheißkanone her!«, kreischt Becky
Pat entreißt ihr die Waffe und schlägt Becky hart mit dem Kolben ins Gesicht, bricht ihr die Nase, dass sie rückwärts zwischen die Scherben und Patronenhülsen fällt. Er wirft
sich gegen die Wand neben dem Fenster, schreit »YEE-HAW! KOMMT HER, WENN IHR WAS WOLLT!« und ballert los.
Jesus, Morgan und Bob stürzen aus dem Jeep und werfen sich zu Boden, als sie Becky aus der Hintertür stolpern sehen, mit blutigem Gesicht, während zwei gewaltige, vor Autorität strotzende Kampfhubschrauber mit höllischem Lärm über das Farmhaus fliegen.
Das kann nicht wahr sein, denkt Jesus. Das kann doch einfach nicht wahr sein.
Er greift sich Becky. »Becks! Was zum ...«, schreit er gegen die Rotoren, die Schüsse und das Donnern des Panzers an.
»Die Rennets«, sagt sie und hält sich die blutende Nase zu. »Der Waffenschrank. Sie ...«
In diesem Moment kommt ein Typ, den sie gar nicht kennen, von dem Jesus sich vage zu erinnern glaubt, dass er erst seit zwei Wochen hier ist, mit einem Gewehr in der Hand aus dem Haus gelaufen und feuert auf die Hubschrauber. Er schießt völlig ohne Deckung. Im Kugelhagel eines der Helikopter bricht er zusammen, während die beiden hässlichen, schwarzen Untiere ihre Schnauzen auf die Erde richten und sich dann über die Felder verziehen, wobei der Windzug die Menschen am Boden fast von den Beinen reißt. Ein SWAT-Kämpfer kommt um die Ecke gerannt und richtet sein Gewehr auf sie, als direkt hinter ihnen das Stakkato einer MP-Salve ertönt und der Mann zu Boden geht. Sie drehen sich um und sehen, wie Pat Rennet an einem der Fenster im ersten Stock verschwindet.
»Oh nein. Fuck, fuck, fuck!«, sagt Jesus, und dann ist da ein dröhnender Lärm, sengende Hitze, das Klirren von Metall. Der Bradley kommt um die Ecke, ein Flammenstrahl aus seinem Geschützturm leckt die Wand entlang, und das Farmhaus brennt wie Zunder.
»Die Jungs!«, schreit Becky.
Morgan kauert weinend am Betonsockel des Wasserturms und hält seinen Kopf in den Händen.
»WAS MACHT IHR!?«, schreit Jesus den Panzer an, tritt ihm entgegen, die Arme ausgebreitet, während überall um ihn herum die Kugeln fliegen. Daraufhin schwenkt das Maschinengewehr rechts vom Flammenwerfer des Bradley zu ihnen herum.
Nein, denkt Big Bob. Völlig falscher Moment.
Er weiß nur zu gut um das Beharren seines Freundes auf Vernunft, um seine fast unerschöpfliche Bereitschaft, Hass und Bosheit mit Liebe und Freundschaft zu begegnen. Aber Bob weiß auch, was bei Schießereien passiert, diesen Manifestationen der Hölle, bei denen die Menschen Vernunft und Verstand abschalten und ihrem animalischen Instinkt folgen. Er hat keine
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