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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Musikinstrumenten im hinteren Teil des Ladens an, während Morgan ihm folgt. Schließlich finden sie Harvey, der, auf den Tresen gestützt, den Sportteil liest, neben ihm eine dampfende Tasse Kaffee. Harvey blickt auf, als sie die drei Stufen heraufkommen, die den Kassenbereich vom Rest des Ladens trennen. »Hi JC!«, grüßt er. »Ich hatte es irgendwie im Urin, dass ich nicht allzu lang warten muss, dich zu sehen. Dein Kumpel hier sagte mir, du säßest in der Patsche, also hab ich ihm einen Freundschaftspreis gemacht.«

    »Wie viel, Harvey?«
    »Fünffünfzig.«
    Mit weit offenstehendem Mund dreht sich Jesus zu Morgan um. » Du hast Daisy für fünfhundertundfünfzig Dollar verhökert?«
    »Ach komm schon, Mann«, sagt Harvey. »Ich bekäme nicht mal mehr ’nen Tausender für sie, wenn ich sie zum Verkauf ausschreiben würde. Der Markt ist gerade völlig tot.«
    »Die Kaution betrug nur fünfhundert. Ich hab noch fünfzig Piepen übrig!« Morgan kramt ein paar Scheine aus der Hosentasche.
    »Na großartig«, sagt Jesus mit gepresster Stimme.
    Harvey lacht. »Also Jungs, weil ihr’s seid, werd ich sie noch ein paar Tage länger zur Seite legen, bevor der Pfandschein fällig ist. Dann habt ihr ein bisschen mehr Zeit, um das Geld zusammenzukratzen.«
    »Nein«, seufzt Jesus. »Warte.« Er schnürt seinen Sneaker auf. »Weißt du, Harvey, Wucherer haben es schwer, in den Himmel zu kommen.«
    »Schon klar, jetzt mach ich mir ernsthaft Sorgen.«
    Jesus zieht einen Schuh aus: ein ausgelatschter Leinenturnschuh, auf dessen weißem Gummirand entlang der Sohlen mit schwarzem Marker die Worte MODEST MOUSE geschrieben stehen. Seine Füße riechen nicht besonders gut.
    »Dir ist schon klar, JC, dass der Mann keine Secondhand-Turnschuhe in Zahlung nimmt, oder?«, fragt Morgan.
    »Sehr lustig«, erwidert Jesus, im Inneren des Schuhs herumtastend. Er zieht ein schmuddeliges, verknittertes Bündel Geldscheine heraus.
    »Ben!«, brüllt Harvey. Fast augenblicklich erscheint der Kopf eines Jungen in der Tür, die zu den Privaträumen führt. »Hol dem Mann seine Gitarre. Es ist eine Gibson. Die 68er SG.«
    »Wo zur Hölle hast du das her?«, will Morgan wissen.
    »Ich hab’s gespart. Für heute Abend.«

    »Siehst du, Kleiner?«, sagt Harvey zu Morgan und deutet mit einem Nicken auf die Scheine, »das ist der Vorteil, wenn man mit Gottes Sohn rumhängt. Er ist immer für ein kleines Wunder gut.« Wie die meisten ihrer Bekannten kannte Harvey JCs Story und machte sich regelmäßig darüber lustig. Nicht, dass es JC auch nur im Geringsten stören würde.
    »Ja, schon klar«, sagt Morgan. »Deshalb haben wir’s ja auch so dermaßen dicke, dass wir jetzt hier in deiner Scheiß-Pfandleihe stehen.« Auch Morgan hielt die Behauptung seines Freundes, der Sohn Gottes zu sein, für ausgemachten Schwachsinn. Aber eines musste man dem Typen lassen: Er ging nie damit hausieren. Machte einfach nur ständig das Richtige, was deutlich schwerer war, als es vielleicht klingen mag. Der Spinner war ’ne coole Socke. Durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Und außerdem auch noch ein höllisch guter Sänger und Gitarrist. Morgan hatte einen Onkel, der überzeugt davon war, in seinem vorherigen Leben Alexander Graham Bell gewesen zu sein. Erzählte ständig davon, wie er das Telefon erfunden hat. Also dachte sich Morgan: Scheiß drauf, jeder nach seiner Fasson . Sein Kumpel tat niemandem weh.
    »Hör zu«, sagt Jesus und wendet sich wieder Harvey zu, »kannst du mir noch ein bisschen entgegenkommen, Harv? Wir müssen noch Zeug für Kris’ Party heute Abend kaufen. Immerhin wird der Junge dreißig und ...«
    »Ist ja schon gut ...«, seufzt Harvey und zählt die speckigen Scheine.

4
    W IE HEISST ES DOCH SO TREFFEND IN DEM SONG: ES ist eine Schande, dass die Tage nicht wie die Nächte sein können ... »in the summer, in the city«. Jetzt, spät am Abend, ist es etwas kühler, und eine kleine Menschenmenge hat sich auf dem Flachdach ihres Apartmentgebäudes versammelt, sieben Stockwerke hoch, mit Blick über Downtown Manhattan, wo sich die weißen Lichtkegel der Autoscheinwerfer den Broadway entlangtasten. Partyvolk und Amüsierwillige aus Uptown auf dem Weg nach Downtown.
    Auch hier oben wird kräftig gefeiert. Die Kleinen, Miles und Danny, liegen friedlich schlummernd auf einer Decke hinten an der Wand. Kris grillt gerade die letzten der Burger und Shish Kebabs auf dem improvisierten Grill, Becky singt einen Carpenters-Song, Morgan begleitet sie

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