Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
komm schon, Meg ist auf Entzug. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, hat das Geld genommen und sich vermutlich am Truckstop einen Lift von hier weg besorgt. Lasst uns einfach die Daumen drücken, dass ihr nichts passiert.«
Kris haut die Stirn gegen den Tisch.
»Oh Gott«, sagt Becky. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
»Leute, es ist doch bloß Geld. Kommt schon, reißt euch zusammen. «
»Bloß Geld?«, sagt Morgan. »Alter, hast du noch irgendwo eine American-Express-Platin-Karte gebunkert, von der wir nichts wissen? Das war unser ganzes Geld! Wir stecken ohne einen Cent mitten im Niemandsland fest!«
»Blödsinn«, sagt Jesus, greift in seine Taschen und dreht sie auf links: ein Taschentuch, ein paar Plektren, Schlüssel, einige verknitterte Scheine. »Ich habe noch ... siehst du ... zwölf, vierzehn - einen Zwanziger! - sechsundvierzig Dollar und ein paar Zerquetschte. Kris, wie viel hast du noch von dem Geld übrig, das ich dir für Benzin gegeben habe?«
»Äh, vielleicht dreißig oder vierzig Dollar?«
»Und was habt ihr noch dabei?«
Morgan und Becky fördern beim Umstülpen ihrer Taschen einige wenige abgegriffene Einer und Fünfer sowie eine Handvoll Münzen zutage.
»Immerhin, das sind weitere fünfzehn oder sechzehn. Dotty, Gus?«, ruft er über alle Köpfe hinweg und reckt dabei den Hals. Dotty und Gus sind weggetreten, ihr Kopf ist gegen seine Brust gesackt, ein langer Sabberfaden verbindet ihren Mund mit einem der Knöpfe seines Mantels. »Na gut, ich schätze, die beiden können vermutlich eh nicht übermäßig viel beitragen«, sagt Jesus. »Aber egal. Seht mal, das sind immerhin - wie viel? - über hundert Dollar!«
»Du spinnst doch«, sagt Morgan. »Kannst du mir bitte erklären, wie du mit hundert Dollar neun Leute die ganze Strecke von Indiana nach L. A. schaffen und auch noch durchfüttern willst?«
»Das Geld reicht jedenfalls, um uns heil nach ... ähm ..., was ist die nächstgrößere Stadt, Kris?«
»Indianapolis, nehme ich an.«
»... nach Indianapolis zu bringen«, sagt Jesus strahlend. » We got it made in the goddamn shade, man!«
»Und was passiert in Indianapolis?«, fragt Becky.
»Irgendwas wird schon passieren«, erwidert Jesus und rollt fröhlich die Geldscheine zusammen. Morgans Unverständnis steigert sich allmählich ins Unermessliche.
6
D AS STADTZENTRUM VON INDIANAPOLIS GLÜHT IN DER Mittagshitze. Sie haben einen Parkplatz für den Bus gefunden und Gus und Dotty mit etwas Billigwodka, dem letzten Rest ihres Alkoholvorrats, in einem nahe gelegenen Park abgesetzt. Das Nötigste wäre also erledigt. Mit umgehängter Akustikgitarre richtet JC das Wort an die Gang, die sich auf dem Rand eines kleinen Springbrunnens niedergelassen hat, inmitten eines von Bürogebäuden und Geschäften umgebenen Platzes, auf dem zur nahenden Mittagspause der Fußgängerverkehr rasch zunimmt, während ein paar Blocks entfernt der Chase Tower über ihre Köpfe hinwegragt. »Also gut, Leute. Jeder von euch tut, was er kann, um ein paar Dollars zusammenzukratzen, und dann treffen wir uns um vier Uhr wieder hier.«
Niemand macht Anstalten aufzubrechen. »Was ist los?«, fragt Jesus.
»Wir sind hungrig«, sagt Danny und starrt dabei traurig auf einen Mann, der Tabletts mit Sandwiches aus einem kleinen Lieferwagen auf einen Servierwagen lädt: Essen für die Angestellten, die eingepfercht sind in diese winzigen Bürozellen, die sich um sie herum in den Himmel stapeln. JC hat einmal für kurze Zeit in einem Büro geschuftet. Mann, war das hart. Cut off my hair, and send me to work in tall buildings, zitiert er in Erinnerung daran stumm John Hartford.
»Also gut«, sagt Jesus und blickt sich im Kreis der meuternden, frühstückslosen Gruppe um. »Ich glaube, wir haben noch etwas Geld. Schätze, ich könnte auch was vertragen.« Er greift in seine Tasche und angelt vier Dollar und ein Plektrum hervor.
»Wie wollen wir mit vier Dollar für alle etwas zu essen bekommen? «, fragt Morgan. »Wie viel sind das für jeden, sechzig Cent?«
»Gottverdammt, Meg«, flucht Becky abermals.
»Na gut«, sagt Jesus, »beruhigt euch. Lasst uns ...« Er schaut zu dem Mann hinüber, der noch immer seine Sandwiches auslädt. Auf der Seite des Transporters steht: SANDWICH KING! INDIANAPOLIS’ FEINSTE SANDWICHES! Darunter: CATERING, BÜROS, EVENTS — und eine Telefonnummer. Die Tabletts sind mit MCDONNELL HOWELLS AKTIONÄRSSITZUNG beschriftet, und die belegten Brote des Sandwich Kings sehen
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