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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Rauchwolke aus und lächelte verzückt.
    »Ah, schon viel besser«, seufzte er und tat einen weiteren tiefen Zug, bevor er sich wieder auf die Bank setzte. Die Hand mit der Zigarette ruhte reglos auf seinem knochigen Knie, doch die andere fuchtelte nervös umher. Er kratzte an der abplatzenden grünen Farbe der Bank, was ihn etwas zu beruhigen schien. Sein Blick schweifte unablässig durch den Park, als ob er nach potenziellen Spionen und Saboteuren suchte. Die einzigen Menschen in Sicht waren allerdings eine junge Mutter mit einem Baby im Kinderwagen und ein alter Mann, der einen altersschwachen Boston-Terrier Gassi führte. Herrchen und Hund schlurften nebeneinanderher, beide von Arthritis geplagt. Der Mann hatte unter seinem Parka einen roten Wollschal um seinen Hals gewickelt, und der Hund trug ein kleines rotes Wollmäntelchen aus dem gleichen Stoff.
    Das Paar entging Willows forschendem Blick nicht. »Seht euch das an!«, sagte er. »Wie der Herr, so das Gescherr.« Er murmelte etwas Unverständliches und zog an seiner Zigarette, sog den Rauch mit seinem ganzen Körper ein. Er hielt den Rauch in seiner Lunge, dann ließ er ihn langsam durch die Nasenlöcher wieder austreten.
    Eddie setzte sich neben ihn. »Du hast meinem Freund erzählt, dass du etwas für uns hättest? Eine Information – etwas, das du gesehen hast?«
    »Ich seh eine ganze Menge«, sagte Willow, fast mehr zu sich selbst. »Eine ganze Menge.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Eddie. »Aber es gibt da etwas Bestimmtes, das du gesehen hast und für das wir uns interessieren, erinnerst du dich?«
    Statt zu antworten, zupfte Willow eine weitere Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an der ersten an, die er anschließend über seine Schulter schnippte. Lees Hoffnung sank – dieser Mann war eine Pleite, eine Sackgasse. Er war den ganzen weiten Weg hierher nach Prospect Park gekommen, um zuzuschauen, wie ein obdachloser Schizophrener sich zu Tode rauchte.
    Doch zu seiner Überraschung nickte Willow plötzlich. Er schaute sich ein letztes Mal um, dann senkte er seine Stimme noch ein wenig mehr. »Ich erzähl euch, was ich gesehen hab, okay?«
    »Okay«, sagte Eddie.
    »Wenn ihr mir versprecht, es keinem Agenten zu verraten. CIA , FBI – die sind alle hinter mir her, ja?«
    »Keine Sorge«, beruhigte Eddie ihn. »Wir werden es niemandem erzählen.«
    »Die setzen einem Mikrochips ins Gehirn ein, wenn sie einen erwischen. Wusstet ihr das?«
    »Ich habe schon davon gehört, ja«, erwiderte Eddie. »Also, was hast du gesehen?«
    »Na ja, da war dieser Typ, und das Komische war, dass er einen Sack Müll in die Kirche getragen hat. Ich fand das merkwürdig. Ich dachte, er wäre vielleicht einer von denen, die hinter mir her sind – ich halte immer ein Auge offen.«
    »Gut, gut«, ermutigte Eddie ihn. »Wir reden hier von der Saint-Francis-Xavier-Kirche, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Wann war das?«, wollte Lee wissen.
    »Na, das war letzten Samstagabend. Ich weiß das, weil das der Tag ist, an dem sie ihre Suppenküche haben, und da gehe ich immer hin. Na ja, manchmal werfen sie hinterher die Reste weg, also drück ich mich da ein bisschen herum, ihr versteht schon – nichts Verbotenes.«
    »Nein, natürlich nicht«, versicherte ihm Lee.
    »Also, es ist Samstagabend, und alles ist verlassen, und dann sehe ich plötzlich diesen Typen.«
    »Wie hat er ausgesehen?«, fragte Eddie.
    »Klein – so ’n kümmerliches Kerlchen, ihr wisst schon? Wenn er ein Welpe in einem Wurf gewesen wäre, hätten sie ihn ersäuft.«
    Lee ging der unbequeme Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht für alle besser gewesen wäre, wenn jemand den Mann ersäuft hätte, dem sie auf der Spur waren.
    »Kümmerlich in welcher Hinsicht?«, fragte Eddie. »Meinst du verwachsen oder so was?«
    »Nee, nichts in der Richtung. Einfach nur klein – kurz gewachsen, wenn ihr versteht – und schmächtig. Nicht so dünn wie ich vielleicht, aber ziemlich mager, das kann ich euch flüstern.«
    »Haben Sie sein Gesicht sehen können?«, fragte Lee.
    Willow schüttelte den Kopf und löste die Socke, die seinen grauen Pferdeschwanz zusammenhielt. Lee wollte gar nicht wissen, was in dem fettigen Gewirr aus Haaren alles umherwimmeln mochte.
    »Nicht sonderlich gut – war zu dunkel. Wir hatten Neumond, und eine der Straßenlaternen war durchgebrannt – ist sie schon ’ne ganze Weile. Aber von der anderen Straßenseite ist ein bisschen Licht auf seine Stirn gefallen. Er hatte viel Stirn. Eine

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