Gott im Unglück
Blutstrom. Millionen Dollar wurden jedes Jahr im Namen seines Gottes verbrannt. Und weitere Millionen wurden benutzt, um kleinere Kulte zu unterstützen, die über die ganze Welt verstreut waren. Doch Worthington sorgte dafür, dass keiner dieser Kulte autark war und sie ohne sein Geld verschwinden würden. Ohne Worthington gab es keinen Tempel des Gorgoz.
Der wilde Gott hatte schon Tausende Jahre – größtenteils vergessen und ohne Einfluss – existiert, bevor Worthington ihn angenommen hatte. Er konnte jederzeit neu anfangen, aber dazu hätte er seinen Hintern aus dem Fernsehsessel bewegen müssen.
»Übrigens, Roger«, sagte Gorgoz, »hast du Lenny irgendwo gesehen? Nimmt normalerweise die Gestalt eines Eichhörnchens an.«
»Hier gehen jeden Tag eine Menge Eichhörnchen aus und ein«, bemerkte Worthington.
»Lenny war einer meiner Lieblinge, weißt du? Er diente mir gut im Leben, aber noch besser im Tod. War immer zuverlässig.«
»Ich bin mir sicher, er ist nur ein bisschen spät dran.«
»Hoffen wir’s«, knurrte Gorgoz, nicht an Worthington gerichtet, sondern einfach allgemein verärgert. Er hob die Glocke und schüttelte sie energisch. »Ich sehe mein Bier nicht, Sklave!«
In der Küche fand Worthington ein blutüberströmtes und kaputtes Eichhörnchen, das sich übers Linoleum schleppte. Es hätte tot sein müssen, doch ein übernatürlicher Wille zwang es zurückzukehren, selbst wenn es sich mit seiner einzigen noch funktionierenden Gliedmaße dahinschleppen musste.
»Du musst Lenny sein.«
Das Eichhörnchen hob den Kopf und spuckte keuchend Blut.
»Er ist unten im Keller. Wo sonst?«
Worthington warf mehrere Dosen Bier in eine Plastiktüte und band sie an Lennys Schwanz. »Lass ihn nicht warten.« Das kriechende Eichhörnchen schleppte seinen Kadaver über den Küchenboden und hinterließ eine verschmierte Spur aus Blut und Fell. Jemand würde die Schweinerei wegputzen müssen. Er wusste nicht wer, aber solche Details waren ihm auch egal. Schließlich hatte er dringlichere Probleme.
Worthington war bereit, viele Opfer für seinen Gott zu bringen. Kalt gewordenen Kalbsbraten zu essen gehörte nicht dazu.
ACHT
Teris Tag nahm eine Wende, nachdem sie mit Lucky gesprochen hatte. Zwar behob sich nicht alles von selbst, aber ihr Pech wurde weniger. Und ein Teil dieses Pechs wandelte sich zum Guten. Der Techniker, den man geschickt hatte, um sich ihren Computer anzusehen, sagte, er sei hinüber und werde ersetzt. Dieser veraltete Computer war immer launisch gewesen. Sie hatte weit unten auf der Austauschliste gestanden, aber jetzt sah die Geschäftsleitung keine andere Möglichkeit mehr, als sie nach oben zu setzen.
Einer ihrer Bosse (sie hatte mehrere) bemerkte ihre ungepflegte Erscheinung, als sie gemeinsam im Aufzug fuhren. Als Teri das ganze Unglück erzählte, das in letzter Zeit über sie gekommen war, kicherten sie gemeinsam darüber. Es war nicht viel, aber immerhin ein erster Schritt, die Chance, einen Eindruck zu hinterlassen.
Ständig fand sie Kleingeld auf dem Boden, unter Schreibtischen, in Schubladen. Pennys und Nickel, Quarter und Dimes, sogar mehrere Silberdollar. Am Ende des Tages klimperten Münzen im Wert von zwanzig Dollar in ihren Taschen.
Eine goldene Frau näherte sich gegen Feierabend Teris Schreibtisch.
»Ms Teri Robinson?«
Ein genauerer Blick enthüllte, dass die Frau nicht nur goldfarben war. Sie schien tatsächlich aus dem wertvollen Metall zu bestehen. Ihre Haut, ihre Haare, die Augen und sogar die Kleider – alles schimmerte.
»Ja, das bin ich«, sagte Teri.
»Hallo, ich bin Veronika, Ihre persönliche Kundenbetreuerin bei Hephaestus Motors. Veronika mit k .«
Ein Handschlag bestätigte es: Veronikas Hand war glatt und kühl wie poliertes Metall.
»Ihr Wagen ist fertig, Ms Robinson. Sollen wir ihn uns ansehen?«
»Jetzt schon?«
Veronikas schönes Gesicht blieb distanziert, beinahe unergründlich, doch sie hob eine filigran geformte Augenbraue. »Ja.«
»Was ist mit dem Achsbruch? Im Laden sagten sie, die Reparatur werde mindestens eine Woche dauern.«
»Vielleicht für sterbliche Mechaniker«, sagte Veronika. »Sollen wir Ihr Auto inspizieren, um zu sehen, ob es Ihre Zustimmung findet?«
Teri folgte Veronika. Teris nackter Arm strich an einem goldenen Ärmel entlang. Der metallene »Stoff« war zwar kalt, dabei aber weich und geschmeidig. Teri hätte gern Veronikas Haare angefasst, das erschien ihr jedoch ein bisschen vermessen.
Das Coupé war vor
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